Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
ja!« Es kostete Förner einige Mühe, die Stimme zu senken. »Und der Torwächter vom Langgasser Tor schwört, er habe den Pater aufgrund eines Sendschreibens des Rektors Hamann mit einem Karren durchgelassen. Der Mann habe auf seine Autorität als Geistlicher und den Einfluss der Jesuiten gepocht.«
»Was sagt das Collegium?« Dornheim schien irgendwie abwesend, wie oft in der letzten Zeit. Seit dem Tod seines Astrologen hatte er dem Weihbischof nahezu alle politischen und religiösen Entscheidungen überlassen. Es war ein Rückzug in sich selbst, den er angetreten hatte. Förner kam er vor wie ein Kind, das ganz fest die Augen zukniff und glaubte, dann könne es nicht gesehen werden. Aber natürlich wirkte das nicht, und schon gar nicht beim Teufel. Dennoch hatte Förner gern die Führung übernommen, schließlich bedeutete dies die absolute Handlungsfreiheit im Kampf gegen die Hexenverschwörung und die bürgerliche Opposition. Jetzt aber war ihm mit Heinrich Flock ein wichtiger Gegner durch die Lappen gegangen.
»Das Collegium verbürgt sich für Pater Kirchers Rückkehr und weist indirekt darauf hin, dass ich mich – verzeiht, ich meine natürlich Ihr Euch – besser nicht mit einem so mächtigen Orden wie der Gesellschaft Jesu anlegen sollt. Man hat angelegentlich daran erinnert, dass der Beichtvater des Kaisers, Wilhelm Lamormaini, Jesuit ist, und dass der Kaiser in religiösen Dingen bisher immer auf seinen Rat gehört hat. Und man hat sich süffissant nach Eurer Gesundheit erkundigt. Eine Unverschämtheit!«
Dornheim winkte mit einer müden Geste ab. »Was kann dieser Pater Kircher zu Ingolstadt schon gegen uns ausrichten?«
»Er ist nicht mehr in Ingolstadt«, knurrte Förner. »Ich habe ihm natürlich sofort einen Mann nachgeschickt. Und der meldet, dass dieser aufsässige Mönch sich dort nicht lange aufgehalten hat, sondern gleich weiter nach Hall gereist ist. Zu Adam Tanner, dessen Haltung zu den Prozessen man ja genügsam kennt! Die werden dort etwas aushecken, da bin ich mir sicher!«
Der Fürstbischof saß mit geschlossenen Augen da und gab keine Antwort. Er wollte nichts mehr hören von diesen Hexenangelegenheiten, er weigerte sich, darüber nachzudenken. Es ging über seine Kraft. Schlafen, nicht mehr denken müssen, das war sein einziger Wunsch.
»Eminenz?« Förner riss ihn aus seiner Trägheit. Er öffnete die Augen.
»Äh, wo waren wir?«
»Ich sagte gerade, dass ich einen meiner zuverlässigsten Leute hinter Kircher hergeschickt habe. Er wird ihn nicht aus den Augen lassen und Bericht über alle seine Bewegungen erstatten.«
»Gut, gut.« Dornheim ließ die Perlen seines Rosenkranzes durch die Finger gleiten. »Was noch?«
»Die Hexenkommissäre beschweren sich. Sie würden immer offener von den Leuten angefeindet.« Förner rümpfte verächtlich die Nase. »Vorhin traf ich Doctor Vasold, diesen jämmerlichen Saufkopf, er war schon wieder betrunken. Er hat sich bitterlich darüber beklagt, dass ihm neulich nachts jemand Ziegenmist auf die Hausschwelle geschmiert hat.«
Der Fürstbischof grunzte. »Die Kommissäre sollen ganz still sein. Sie werden gut genug für ihre Arbeit entlohnt. Und was das Jesuitenkollegium betrifft – ich will mich tatsächlich nicht mit der Gesellschaft Jesu anlegen. Sie hat zu viel Einfluss, auch in Rom. Lasst die Sache auf sich beruhen … «
Förners linker Mundwinkel zuckte, aber er widersprach nicht. Mit einer kleinen Verbeugung wandte er sich zum Gehen, als ihm noch etwas einfiel. »Ach, fast hätte ich es vergessen, Eminenz. Für die Tochter des hingerichteten Bürgermeisters Dietmayer ist das Aufgebot bestellt worden.«
»Na und?« Dornheim schnupperte an dem kleinen Riechkissen mit Zibet, Veilchenpulver und Ambra, das er auf der Brust unter seiner Leibwäsche trug. Was scherten ihn Hochzeiten unter der Bürgerschaft?
»Nun ja, die kleine Dietmayer ist die einzige Erbin … «
»Worauf wollt Ihr hinaus, Förner?«
Der Weihbischof zuckte mit den Schultern. »Oh, ich meine nur, wie Eminenz vielleicht gehört haben, will der Kaiser von den katholischen Bistümern einen neuen Kostenbeitrag für den Krieg verlangen. Jetzt, nachdem dieser Gustav Adolf von Schweden mit seinem gottlosen Haufen mitten in Deutschland steht. Da käme uns ein Vermögen wie das Dietmayer’sche gut zupass … «
» … aber wenn die Tochter heiratet, bevor sie der Hexerei überführt ist, dann erbt nicht die Malefizkasse, sondern der arme Witwer … «
Förner stellte
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