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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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nur einmal zu tun brauchtest? Nimm meinen Rat an, erkläre dich noch vor aller Marter für schuldig und stirb. Entrinnen wirst du doch nicht.‹ Und dann: ›Kein deutscher Edelmann würde zusehen, wenn man einen seiner Hunde so zerfleischte.‹
    Kircher spürte, wie die Tränen in seinen Augen brannten. Da war endlich einer, der genauso dachte! Einer, der die Gabe besaß, mit wenigen prägnanten Sätzen treffend zu formulieren was er, Kircher, nur ungenau ausdrücken konnte. Der mit diesem Manuskript eine Streitschrift verfasst hatte, die – sofern sie veröffentlicht würde – die Verfolger bis ins Mark treffen würde.
    Der Pater fraß sich in den nächsten Stunden förmlich durch die Abhandlung. Es ging langsam, denn was das Lateinische betraf, war er nicht mehr gut in Übung. Irgendwann in den frühen Morgenstunden fielen ihm die Augen zu. Noch im Schlaf hielt er das Manuskript fest in den Händen, als wolle er es nie mehr loslassen. Die Blätter lagen auf seinem Bauch; sie hoben und senkten sich mit jedem Atemzug, den er tat. Auf der Titelseite stand in großen, sauber gemalten Lettern:
CAUTIO CRIMINALIS
Seu
DE PROCESSIBUS CONTRA SAGAS
Liber
    Aus der »Cautio Criminalis« von Friedrich Spee von Langenfeld, erschienen anonym in Rinteln 1631 (übersetzt aus dem Lateinischen)
… Entweder ist die Folter gänzlich abzuschaffen oder so umzugestalten, dass sie nicht mit moralischer Sicherheit Unschuldigen Gefahr bringt. … Man darf mit Menschenblut nicht spielen, und unsere Köpfe sind keine Bälle, die man nur so hin und her wirft. Mögen die Fürsten also bedenken, was sie tun. Wir alle müssen vor den Richterstuhl der Ewigkeit treten. Wenn dort schon Rechenschaft für jedes müßige Wort abgelegt werden muss, wie schwer wird da erst Menschenblut gewogen werden? …
 
… Ich würde auch den Fürsten nicht raten, das Vermögen der Verurteilten einzuziehen. Auch hier gibt es ungeahnte Gefahren und Stoff für Gerüchte, denn schon jetzt heißt es überall im Volke, das schnellste und bequemste Mittel, reich zu werden, seien die Hexenverbrennungen; es sei recht einträglich, wenn man den Verdacht … auf reichere Familien lenken könne; manche Inquisitoren hätten schon begonnen, sich Häuser zu bauen und ihren Wohlstand zu vermehren. Wenn sich die Obrigkeiten nicht in acht nehmen, werden sie mit ihrem Feuereifer erreichen, daß sie im anderen Leben im Höllenfeuer brennen …
 
… Persönlich kann ich unter Eid bezeugen, daß ich jedenfalls bis jetzt noch keine verurteilte Hexe zum Scheiterhaufen geleitet habe, von der ich unter Berücksichtigung aller Gesichtspunkte aus Überzeugung hätte sagen können, sie sei wirklich schuldig gewesen …
 
… Was suchen wir so mühsam nach Zauberern? Hört auf mich, ihr Richter, ich will euch gleich zeigen, wo sie stecken. Auf, greift Kapuziner, Jesuiten, alle Ordenspersonen und foltert sie drei-, viermal, sie werden schon bekennen. Bleiben sie noch immer verstockt, dann exorziert sie, schert ihnen die Haare vom Leib, sie schützen sich durch Zauberei, der Teufel macht sie gefühllos. Fahrt nur fort, sie werden sich endlich doch ergeben müssen. Wollt ihr dann noch mehr, so packt Prälaten, Kanoniker, Kirchenlehrer, sie werden gestehen, denn wie sollen diese zarten, feinen Herren etwas aushalten können? Wollt ihr immer noch mehr, dann will ich euch selbst foltern lassen, und ihr dann mich. Ich werde nicht in Abrede stellen, was ihr gestanden habt. So sind wir schließlich alle Zauberer ...
 
… Sehet da Deutschland, so vieler Hexen Mutter! Ist es ein Wunder, wenn sie sich vor Kummer die Augen ausgeweint hat, so daß sie nichts mehr zu sehen vermag? O Blindheit unsres Volkes!

Geyerswörth, Anfang Dezember 1630
    Verrat! Das ist Verrat, Eminenz!« Friedrich Förner stampfte erbittert mit dem Fuß auf, die Fäuste geballt. Die schwarzen Augen des Weihbischofs blitzten böse unter den zusammengekniffenen Brauen.
    Dornheim saß aufrecht in seinem Prunkbett, hinter seinen Rücken hatte der Mohr gerade einen ganzen Berg von Kissen gestopft. Wie so oft in den letzten Monaten war er krank; diesmal schien ihn eine Art Schwindel befallen zu haben, die ihn ständig glauben ließ, er befinde sich auf einem schwankenden Schiff. »Mäßigt Euch, Förner«, sagte er mit schwacher Stimme, »Eure Lautstärke tut mir in den Ohren weh. Also, Ihr sagt, dieser Jesuitenpater sei verschwunden, ebenso wie der Ratsherr Flock und die Tochter des hingerichteten Bürgermeisters?«
    »So ist es,

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