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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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zufrieden fest, dass Dornheim trotz seiner Melancholie immer noch recht klar denken konnte, wenn er wollte. »Ihr sagt es, Eminenz.«
    Der Fürstbischof kratzte sich unter der Decke am Bein. »Und ist sie denn eine Hexe?«
    »Liegt das nicht nahe?« Förner lächelte. »Immerhin ist ihr Vater ein Zauberer gewesen. Und der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, nicht wahr?«
    Dornheim zog eine Augenbraue hoch. »Hört, ich will aber nicht, dass Unschuldige nur wegen des Geldes bezichtigt werden. Das ist nicht gut. Es muss schließlich alles seine Ordnung haben. Nun, Ihr macht das schon.« Er kratzte sich wieder. »Die Flöhe beißen besonders, wenn es Regen gibt«, brummte er mürrisch. »Warum erfindet man nicht endlich ein Mittel gegen diese Plagegeister?«
    Förner zog es vor, nicht zu antworten. Während der Mohr dem Fürstbischof eine Salbe gegen Juckreiz auf den Oberschenkel auftrug, verließ er den Raum.

    Später am Tag schlenderte Caspar hinüber zur Mohrenapotheke. Er verließ den Geyerswörth nur, wenn ihn der Fürstbischof zu Besorgungen ausschickte. Längst hatte er sich an die Blicke der Leute gewöhnt, die ihn wegen seiner schwarzen Haut anstarrten, es machte ihm kaum mehr etwas aus. Solange sie ihn in Ruhe ließen, genoss er seine kleinen Ausflüge in die Stadt sogar. Er mied allerdings die Stellen, an denen sich Kinder besonders gern aufhielten, denn sonst liefen die Bälger ihm unweigerlich hinterher, hänselten ihn und sagten Spottreime auf.
    Die Mohrenapotheke besuchte Caspar gern. Als er das erste Mal die Offizin betreten hatte, war sein Blick sofort auf das ausgestopfte Krokodil gefallen, und Bilder aus seiner Kindheit waren in ihm aufgestiegen. Der trübe Fluss, träg dahinfließendes Wasser, Frauen, die lachend und singend zum Wasserholen unterwegs waren. Mit ihren Kalebassen auf dem Kopf gingen sie wie in einem langgezogenen Reigen federnden Schrittes über staubige Pfade, durch hochaufgeschossenes grünes Schilf. Die Schöpfstelle war seicht, und die Frauen ließen erst die Gefäße voll laufen, bevor sie sich den Staub von Füßen, Gesicht und Armen wuschen. Der Mohr erinnerte sich an seine Mutter, Elfenbeinschmuck um den Hals, das Haar mit rotem Lehm schön gefärbt, um die Hüften einen mit geometrischen Ornamenten bemalten Rock aus Rinde. Er war oft an ihrer Hand mit zum Wasserholen gegangen, hatte dann eine Weile mit den anderen Kindern im Fluss plantschen dürfen. Einmal waren sie unachtsam gewesen, und das alte Krokodil hatte eine der Frauen geholt. Plötzlich war das Wasser ganz rot gewesen, rot wie Blut. Seine Mutter hatte ihn schnell weggeholt, damit er das Schreckliche nicht sah. Die Ältesten sagten später voll Ehrfurcht und Trauer, dass man wohl vergessen hatte, Vater Krokodil genug zu opfern, und es hatte eine feierliche Zeremonie stattgefunden, mit der sich der ganze Stamm bei der Gottheit entschuldigt hatte. Caspar erinnerte sich noch genau an den süßlichen Geschmack des Palmweins, den er damals hatte kosten dürfen …
    Johanna nickte ihm freundlich zu, als er ans Fenster der Offizin klopfte, und bedeutete ihm, hereinzukommen. »Herr Caspar, schön, Euch zu sehen«, begrüßte sie ihn. »Braucht der Herr Fürstbischof wieder seinen Schlaftrunk?«
    Er nickte. Seit fast einem halben Jahr konnte sein Herr nur einschlafen, wenn er eine genügende Menge Mohnsaft geschluckt hatte. Hanna füllte ein Fläschchen von der süßen dunklen Flüssigkeit ab und stellte es auf den Rezepturentisch. »Und für Euch?«, fragte sie lächelnd. Sie wusste, dass der Mohr für sein Leben gern naschte. »Heute hätt ich kandierte Pomeranzen, in Zimtzucker gewälzt.«
    Caspar lief das Wasser im Mund zusammen. »Ich nehme davon, Jungfer. Und was ist das?« Er deutete auf eine runde Spanschachtel, in der kleine, braunglänzende Kügelchen lagen.
    »Pastillen mit Myrrhe, Rosenholz und Moschus. Schmecken gut und helfen gegen schlechten Mundgeruch. Der Toni hat sie selbst gedreht.«
    Toni und Caspar mochten sich gern. Als der Junge den Mohren das erste Mal in der Offizin gesehen hatte, war er starr vor Schreck und ganz blass geworden. Dann war er wie ein geölter Blitz nach draußen gerannt und hatte nachgesehen, ob der Mohr über der Apothekentür noch da war. »Ich dachte, er ist lebendig geworden«, verteidigte er sich, als ihn alle verblüfft ansahen. Caspar hatte sich ausgeschüttet vor Lachen, und seitdem waren die beiden Freunde. Der Mohr brachte Toni bei so manchem seiner Besuche eine kleine

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