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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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das andere sind Tropfen zum besseren Schlafen. Gebt ihm vom ersten morgens und mittags eine Morselle und abends vom zweiten eine halbe Nussschale voll. Das Dritte ist ein Balsam, mit dem Ihr Eurem Sohn jedes Mal die Brust einstreicht, wenn er sich recht aufregt. Das wird helfen.«
    Die Moorhauptin seufzte erleichtert und drückte Cornelius einige Münzen in die Hand. »Dank Euch, Doktor Weinmann. Und … ich darf doch mit Eurer Verschwiegenheit rechnen? Mein Mann weiß gar nicht, dass wir hier sind, das hätte er niemals erlaubt – nicht auszudenken, wenn sein Ansehen durch diese Angelegenheit Schaden nähme … «
    »Selbstverständlich, Moorhauptin. Das gehört zu meinem Beruf.«
    »Gott sei Dank.« Sie griff ihren Sohn bei der Hand und trat in den Hausflur hinaus. Cornelius fasste den Jungen noch einmal bei der Schulter. »Hansi, du musst jetzt deine Arznei brav nehmen, verstanden? Und ich trag dir auf, in den nächsten zwei Wochen nicht mehr über die Sache zu reden. Außerdem möchte ich, dass du ab jetzt jeden Morgen viel spazieren gehst und jeden Abend einen großen Korb Holz hackst.«
    »Und mein Buch? Was ist mit meinem Buch?« Der Junge schwitzte inzwischen vor Aufregung.
    »Darum kümmern wir uns, wenn es dir wieder besser geht, ja?«
    »Aber … «
    Die Moorhauptin zog ihren widerstrebenden Sohn auf die Straße, und Cornelius kehrte kopfschüttelnd in sein Behandlungszimmer zurück, wo er das Rezept zusammenschrieb. Dann packte er seinen Umhang und überquerte den Grünen Markt in Richtung Obere Brücke, zur Apotheke. Wenn er sich beeilte, kam er grade noch zu der mittäglichen Stunde, in der Abdias Wolff sein Schläfchen hielt und seine Tochter allein in der Offizin war.

    Johanna las noch einmal halblaut den Eintrag im Rezepturenbuch, den sie gerade gemacht hatte. »Je 1 Loth Kalmuswurzel, Muskat, Nelken, Zimt, Mastix, Weißer Weihrauch, rote Goldmyrrhe, Pfeffer, Paradeiskern, Zitronenkern, Betonienwurzel, Kardamom, weißer Ingwer, Zitwerwurzel und Fenchelsamen. Je 1 Handvoll Maiglöckchenblüten, Boretschblüten, Veilchenblüten, Lavendelblüten, Spikardenblüten, Majoran, Rosmarin, rote Rosen, Wacholderbeeren, Salbei, Braunmünzen, Wohlgemut, Polei, Betoniablätter, Melisse und Weinraute. Stoße und schneide alles grob, gieße darauf besten Branntwein, lass solches 14 Tage gut verschlossen weichen und brenne es aus. Dann verwahre es gut verschlossen in dicken Gläsern … «
    »Hm, ein vortreffliches Stärkungswasser, Jungfer Wolff, mein Kompliment.« Cornelius war durch die offene Tür getreten und machte eine übertriebene Verbeugung.
    »Ja, der Doktor Weinmann! Kannst du nicht anklopfen?« Johanna klappte hastig das Buch zu und strich sich die Haare glatt.
    »Entschuldige, es wird nicht wieder vorkommen. Wie geht’s dir?«
    »Viel Arbeit. Jetzt, wo es richtig kalt wird, haben wieder alle Leute das Reißen. Und Husten und Schnupfen gehen auch um. Aber das weißt du ja sicher. Brauchst du ein Rezept?«
    Cornelius nickte. »Aber nicht für Erkältungen. Sag, kennst du den Hansi Moorhaupt?«
    »Den Sohn vom Bürgermeister? Natürlich. Er geht mit dem Antoni aufs Gymnasium, aber eine Klasse höher. Ehrlich gesagt, ich mag ihn nicht besonders. Das ist einer, der dauernd im Mittelpunkt stehen will. Er hat so was Vorlautes, Aufgeregtes. Ich glaube, daheim wird er von seinem Vater arg streng gehalten. Ist er krank?«
    »Eher wohl ein bisschen überreizt. Erzählt wildes Zeug. Kannst du ihm dreißig Morsellen machen mit Baldrian und Johanniskraut? Und Schlaftropfen mit Bilsenkraut, Opium und weißer Nießwurz?«
    »Freilich. Hast du die Mengen aufgeschrieben?«
    Cornelius schob das Rezept über den Tisch. »Hier. Die Tropfen sind nur ganz leicht, ich will erst einmal vorsichtig damit anfangen. Vielleicht würde auch eine gute Mischung aus Lavendel und Melisse für ein heißes Kräuterbad nicht schaden, was meinst du?«
    Johanna fühlte sich geschmeichelt. »Ich stell dir was zusammen.«
    »Fein.« Cornelius nickte. »Und dann brauche ich noch Zibet.«
    »Warte, da muss ich nachsehen.« Johanna stieg auf einen Hocker und holte aus dem obersten Regal ein großes, krummes Büffelhorn. Sie entfernte den Lederlappen, mit dem es verschlossen war, und sofort breitete sich ein widerlicher Geruch im Raum aus. »Ungefähr eine Unze ist noch drin, reicht das? Und wofür soll es gut sein? Ich geb’s nur gegen Ungeziefer. Der Geruch schreckt die Grasflöhe ab.«
    »Zibet löst Krämpfe. Das hab ich in Italien gelernt.

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