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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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zischte er.
    »Es wurde deinem Vater bereits vom Kollegium zurückgegeben«, entgegnete Kircher. »Und als deinem Lehrer steht es mir zu, zu entscheiden, welche Lektüre gut und welche schädlich für dich ist. Ich begreife einfach nicht, warum du dich so hineinsteigerst, Bub.«
    »Genau das verstehen wir auch nicht«, warf Herrenberger ein. »Es muss wohl bereits der Einfluss des Teufels gewesen sein, der ihn sich als Opfer ausgesucht hat.«
    »Wahr, wahr.« Schwarzcontz kratzte sich im wulstigen Nacken. »Denn sich nur wegen eines Buches in die Hand des Satans zu begeben, das ist schon ein recht schwaches Motiv.« Er bückte sich und brachte sein Gesicht dicht vor Hansis Nase. »Oder, mein Junge?«, brüllte er plötzlich speichelsprühend. »Gib’s zu, da war doch bestimmt noch etwas!«
    Hansi bog sich auf seinem Schemel zurück, so weit er konnte.
    Schwarzcontz setzte nach. »Was hat dir die Magd Ellin noch alles versprochen, wenn du deine Seele dem Luzifer verschreibst? Außer dem Buch. Rede!«
    Der Junge wand sich.
    »Hat sie vielleicht«, schmeichelte da Herrenbergers Stimme, »hat sie dir vielleicht ihre weiblichen Reize dargeboten, na? Dir fleischliche Genüsse versprochen? Hat sie gesagt, sie wolle dir zu Willen sein, wenn du … «
    »Nun ist aber Schluss, Ihr Herren«, ging der Pater entrüstet dazwischen. »Ihr verderbt mir ja den Jungen. Ich kenne ihn doch. Ich versichere Euch, dass er ein ganz anständiger Bursche ist, noch ein halbes Kind. Von solchen Dingen weiß er nichts!«
    »Pater, ich darf Euch doch sehr bitten, die Vernehmung nicht zu stören.« Schwarzcontz klang äußerst ungehalten. In seinen Mundwinkeln saßen kleine weiße Klümpchen geronnenen Speichels.
    »Wozu habt Ihr mich dann herbestellt?«, protestierte Kircher.
    »Das möchte ich auch gern wissen«, wandte sich Schwarzcontz an seinen Kollegen. Der hob beschwichtigend die Hände. »Pax, meine Herren, pax. Ruhe ist bei einer Befragung erste Pflicht. Verehrter Herr Collega, Pater Kircher ist auf Wunsch der Familie des Jungen hier und auf Antrag des Jesuitenkollegiums. Ich möchte vorschlagen … «
    »Wenn du tust, was ich will, dann gehör ich dir ganz, hat sie gesagt.« Die dünne Stimme des Jungen war fast nicht zu hören, so leise sprach er. »Die Beine hat sie gespreizt und mir ihr Geheimstes gezeigt. Alles darfst du mit mir machen, alles, was du willst, hat sie geflüstert.«
    Einen Augenblick lang sagte niemand etwas. Alle starrten den jungen Moorhaupt an.
    »Ha!«, schrie dann der kleine Herrenberger. »Da haben wir’s!«
    »Schreiber, notiert das!« Das war Schwarzcontz.
    »Alles nur Unsinn«, brummte Kircher. Währenddessen kratzte die Feder übers Papier.

    »Und, hast du mit dem Weib fleischlich verkehrt?« Schwarzcontz tat vertraulich.
    Hansi nickte.
    »Ei, wie denn?«, fragte Herrenberger und kniff die Augen zu einem schmalen Strich zusammen. »Etwa … von hinten?«
    Die Mundwinkel des Jungen zuckten. »Jaja, so war’s«, bestätigte er.
    »Und dann?«
    »Dann … dann hab ich ihr versprochen, mich taufen zu lassen.«
    »Herr erbarme dich!« Schwarzcontz wischte sich mit einem blütenweißen Fazenettlein über die feuchte Stirn. »Es ist tatsächlich wahr.«
    »Aber schaut ihn doch an!« Kircher breitete die Arme aus. »Der arme Bub ist verwirrt. Er weiß doch gar nicht, wovon er redet!«
    »Oho, der Meinung bin ich ganz und gar nicht, mein lieber Pater. Hättet Ihr nun die Liebenswürdigkeit, uns fortfahren zu lassen?« Herrenbergers weinerliche Stimme nahm einen schneidenden Unterton an. »Nun, Hansi – so darf ich dich doch nennen? – glaubst du denn, dass die Magd in persona, also ich meine, höchstselbst mit dir Umgang hatte? Oder war es vielleicht«, und hier machte er eine bedeutungsschwangere Pause, »der Gehörnte selber?«
    »Ich weiß nicht, Herr.« Hansi rutschte auf seinem Hocker hin und her.
    »Er meint«, fiel Schwarzcontz ein, »ob dir vielleicht an der Gestalt der Magd oder sonst an ihr etwas aufgefallen ist, etwas Ungewöhnliches, Seltsames. Was an einem Menschen nicht ist … Möglicherweise ein Bocksfuß, ein merkwürdiger Geruch, eine ungewöhnliche Kälte ...«
    Hansi überlegte. »Sie hat gestunken«, sagte er endlich.
    Schwarzcontz nickte. »Wohl nach Schwefel etwa? Nach Mist? Oder nach Ziegenbock?«
    »Ja … vielleicht. Ich weiß nicht.«
    »Seht Ihr«, meinte Herrenberger zu Kircher. »Es war der Satan in Menschengestalt.«
    Jetzt wurde es dem Pater zu viel. Er packte seinen Schüler bei

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