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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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den Schultern und schüttelte ihn kräftig durch. »Herrschaftzeiten, Hansi, jetzt komm doch zu dir. Das ist doch alles nur dummes Gerede. Herrgott, du bringst dich in Teufels Küche! Denk an deine guten Eltern, die machen sich Sorgen um dich. Schau, du brauchst keine Angst zu haben, wenn du sagst, dass alles nur ein Spaß war oder eine Mutprobe. Ich verwend mich für dich, und die anderen Patres auch. Aber hör jetzt um Gottes willen mit diesem Unsinn auf!«
    »Soll ich das auch zu Protokoll nehmen?«, mischte sich jetzt der Schreiber ein.
    Schwarzcontz winkte ab. »Zu Euren Gunsten, Pater Kircher, wollen wir davon absehen. Manchmal ist die Konfrontation mit dem Teufel für den frommsten Menschen zu viel, nicht wahr? Wir allerdings«, er seufzte tief auf, »wir müssen dem Satan entgegentreten, und wenn es das Letzte ist, was wir tun. Und dazu, denke ich, bedürfen wir zum jetzigen Zeitpunkt Eurer Unterstützung nicht mehr. Falls wir noch Fragen an Euch haben sollten, so wissen wir ja, wo Ihr zu finden seid. Wir sind Euch zu großem Dank verpflichtet.«
    Kircher lief rot an, aber ihm fiel kein Grund ein, noch länger zu bleiben. Wortlos verließ er den Raum, riss seine Kutte vom Haken und polterte die Treppe hinunter. Er hörte schon nicht mehr, wie Schwarzcontz den Jungen fragte:
    »Wie heißt denn die Magd Ellin mit ganzem Namen? Und – wer war noch dabei?«

Residenz Geyerswörth, 6.Dezember 1626
    Seit einer Woche schneite es. Ein eisiger Ostwind verwirbelte die Flocken unter dem grauen Himmel und fegte den Schnee von den buckligen Dächern der Stadt. Wer nichts Dringendes zu erledigen hatte, blieb daheim im Warmen, das Stadtvieh behielt man in den Ställen. Nur die Schweine rannten, wie stets auf der Suche nach Fressbarem, durch die Gassen und wühlten gierig grunzend mit ihren Rüsseln in den gefrorenen Abfallhaufen. Es lag eine Stille über den Häusern, wie es sie nur im Winter gab.

    Georg Fuchs von Dornheim hatte es sich in seinem Lieblingslehnstuhl vor dem flackernden Kaminfeuer bequem gemacht und schlürfte aus einem Silberbecher heißen Würzwein. Sein dicker Schädel saß wie eine behaarte Blüte auf dem hellgrünen Samtkragen seiner Hausjacke aus blauem Doppeltaft. Ein rotes Rinnsal lief über seinen gekräuselten Bart, das er sich nun mit den Fingern abwischte.
    Hinter dem Fürstbischof stand der Mann, der in der kirchlichen Rangordnung des Bistums den zweiten Platz einnahm. Es war Friedrich Förner, seit fünfzehn Jahren Weihbischof. Seine Aufgabe bestand darin, Dornheim alle geistlichen Pflichten im Bistum abzunehmen – schließlich war dieser schon mit seinen weltlichen Verpflichtungen als Landesherr vollauf beschäftigt.
    Wären da nicht die kohlschwarzen, flackernden Augen gewesen, die ihm etwas Unheimliches, ja Gefährliches verliehen, hätte Förner eine beinahe lächerliche Erscheinung abgegeben. Er war nicht einmal fünf Ellen groß und wog wohl kaum mehr als ein Sack Mehl. Mit seinen langen, sehnigen Gliedmaßen erinnerte er an eine kleine, dürre Spinne. Auch sein Gesicht und die Nase waren schmal und langgezogen, mit blasser Hautfarbe, einer Stirnglatze und einem Spitzbärtchen, das unentwegt leicht zitterte. Außerdem hatte ihn der Herrgott noch mit einem Gehfehler geschlagen. Er hinkte leicht, weil eines seiner Beine kürzer war als das andere. Doch diese körperlichen Nachteile glich er durch messerscharfe Intelligenz, kühle Berechnung, Kälte und rücksichtsloses Machtbewusstsein aus. So hatte er sich, aus einfachen Verhältnissen stammend, in der geistlichen Hierarchie hochgearbeitet, und dafür wurde er gleichzeitig geachtet und gefürchtet. Freunde besaß er keine, und der Einzige, der keine Angst vor ihm und seiner spitzen Zunge hatte, war wohl Dornheim selbst.
    »Dieser Rat samt seinen dummdreisten Bürgermeistern ist eine Pest«, schimpfte der Fürstbischof jetzt und fuchtelte mit seinem Becher herum, dass der Wein über den Rand schwappte. »Heute Morgen war wieder eine Abordnung da. Sie wollen, dass ich die Muntäten besteuere, pah! Weil zu viele Handwerker aus der Bürgerstadt abwandern und sich in den kirchlichen Bezirken niederlassen! Und, sollen sie doch!« Er wischte sich einen Spritzer Wein von der Stirn.
    Förner spitzte die Lippen. Er war über das Problem gut im Bilde. In der Stadt gab es kirchliche Bezirke, so genannte Immunitäten, die den Domherren und somit der Kirche gehörten. Sie machten über die Hälfte des Bamberger Grund und Bodens aus. Dort lebten die

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