Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)
ersten Julisonntagks, noch bevor die Leutt zur Frühmess gingen, hat ein junge Gänsmagd, die in aller Herrgottsfrüh Tränckwasser auß dem Brunnen holen wollt, gemercket, daß das Fenßter der Wachstub im Drudenhauß offen standt. Weil sie neugierigk war, ging sie hin und lugt hinein, unnd da sah sie die zwey Büthel im thiefen Schlaf wie todt daliegen. Alßo schrie sie ein Zether und Mordio, und alles rannt herbey. Man bracht die zwey Knecht herauß, es warn, so mein ich, Vatter und Sohn, und man goß Wasser vom Bächleyn über sie, da schlugen sie die Augen auff und warn gantz verwundertt. Er hett ein furchtbarn Traum gehabt, rief der eine, der Sathan seye ihm erschinen und hett ihm ein Leyds gethan. Da schrie der ander, nein, das war kein Traum nit, der Teuffel seye in ihre Stuben kommen und hett sie holn wollen. Und man hat sehn können, daß es kein Trugbildt war, denn die beyden hatten vil plaue Fleck und Kratzer an sich und Spritzer von heißem Talgk. Undt sie konnten nit vom Boden auff, weiln sie so von Schwindel und Kopf-Wehe befalln waren, und haben erprechen müßen, daß es ein Jammer war. Auch hatten sie sich selber beschmutzet, stancken zum Gottserparmen.
Da hat man in aller Eill den Pfarrer geholt, und mehr Bütthel, auch welche des Rats und der Obrigkeyt, und die schickhten zwen Stadtknecht ins Hauß hinein, zu sehen, was denn drin wär. Die Knecht wagten es erst nit, riefen, sie seyen nit die Rechten, umb mit dem Teuffel zu streiten, und so wollt denn der Pfarrer zuerst ins Drudenhaus. Da fandt er die Thür versperret. Ist er denn durchs Fenßter gestiegen, fandt in der Stuben ein grozs Durcheinander, und hat’s nach Bock und Schweffel gestuncken. Hat auch schon von droben ein Rufen und Schreyen gehöret. Item so wurdt schließlich auff geschloßen, und die Bütthel sindt hineyn.
Da huben die gefangnen Delinquenthen an, durch die Türlöcher zu clagen, sie hetten des nachts ein Knurren und Fauchen gehört und ein Lärm, Geschrey und Gethümmel, daß ihnen Angßt und Bang worden, könnten aber nit sagen, wer oder was es geweßen sey. Die Thürn der Cellen waren aber allsambt versperret.
Erst vil späther hat man entdecket, daß eine der Verhafften, die Johanna Wolffin auß der Mohren-Apothecken, nit mehr da war. Fandt man das Verliess gantz leer, obwohln die Thür noch versperret undt die Kettenschelln geschloßen warn. Aber dafür lag auff dem Boden ein Büschel langes Bocks-Haar, auch ein Hauffen Bocksdreck, und überall war Gestanck von Schweffel. Da rieffen die Leutt: ›Der Teuffel hat unßerm Herrn Fürst Bischoff was geschißen!‹
Später hieß es, man hett gantz Bambergk und allem zuvorn die Apothecken durchsuchet, aber die Unholdin nit finden können, was niemandt verwunderte, denn der Teuffel würdt wohl niemands aus dem Hexenhauß holn und dann wiedrumb einfangen laßen. So habens die Stadtknecht denn bald auffgeben.
Noch vil Wochen langk hat die gantze Stadt über nichts anders geredt alß die Befreiungk der Johanna Wolffin durch den Teuffel. Es hieß auch, unßer Herr Fürst Bischoff hett drey Tagk getobt und geheulet, wo er doch sonsten eher zur Melanckoley geneigt war. Die zwey Büttel sindt von Wirtschafft zu Wirtschafft zogen, und jedes Maln haben sie ihr Geschicht schlimmer ertzelt, erst war’s ein Teuffel, dann warn’s zwey, dann immer mehr, biß man sie, weil sie so vil Unruh ausgelößt, entlaßen und der Stadt verwiesen hat. Erst da ist widerumb Ruh eingekehret.
Nit vorher alß daß die Schweden in der Stadt und die schlimmen Process vorbey warn, ist die Warheit ans Licht kommen. Nemblich daß der jungk Physicus Weinmann und der Bruder der Wolffin den Wechtern starckes Kräuterpulffer eingeben haben, was bey denselben ein Wahnsinn herbeygeführet hat. Dann haben die beyden ein Spektackel gemacht, als ob der Sathan selber ins Malefitzhaus kommen sey, die Seinigen zu holen. Das war klug gethan, denn, so sagten sie, sonsten wärn die Wächther für ihr Versagen von der Herrschafft wol schlim gestrafet worden. So aber hat alle Weltt geglaubt, der Teuffel sey’s geweßen, denn er hett in der Nacht zum heyligen Sonntag dem Fürßt Bischof eins außwischen wölln. So sindt alle guth davonkommen. Und man hat auch nit langk nach der Wolffin gesucht, weiln man vermeinet, sie seye bestimbt mit dem Teuffel durch die Lufft entflogen und längst nit mehr in der Stadt. Dabey hat der jungk Weinmann sie die gantze Zeitt bey sich untherm Dach verstecket.
Das alles hat im Julei 31 sich
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