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Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Die Seelen im Feuer: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Weigand
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Freudentänzchen aufgeführt hatte, gehorchte. Er würde zurück ins Jesuitenkolleg schleichen, wo er seit einigen Tagen untergekommen war, um nicht mit Cornelius in Verbindung gebracht zu werden.
    Cornelius warf derweil die Teufelsmaske in eine Ecke – ein altes, zerzaustes Bärenfell, das sie mit Hörnern bestückt und in das sie ein altes Haifischgebiss aus der Apotheke eingenäht hatten. Darum würde er sich später kümmern. Dann zündete er eine Kerze an und brachte Johanna nach oben in eine winzige Dachkammer. Zu seinem Erstaunen war dort statt des notdürftigen Lagers, das er vorbereitet hatte, ein bequemes Bett aus Strohsäcken, daunengefüllten Kissen und Decken hergerichtet. Ein paar Frauenkleider lagen über einem Stuhl, und ein Talglicht stand bereit.
    »Ich hab die Lisbeth heut früh zu ihren Verwandten nach Scheßlitz geschickt«, sagte er kopfschüttelnd, »aber die Gute hat wohl geahnt, was wir vorhatten.«
    Hanna schlang die Arme um Cornelius’ Hals und barg ihr Gesicht an seiner Schulter. Sie konnte nichts sagen, konnte nicht fassen, was geschehen war. Es war einfach zu viel für sie. Ein Zittern überlief sie am ganzen Körper, und dann brach sie in Tränen aus, weinte und weinte und konnte gar nicht mehr aufhören. Er hielt sie lange, gab ihr Zeit. »Hier wirst du bleiben müssen«, raunte er ihr irgendwann ins Ohr, »bis wir dich gefahrlos aus der Stadt schaffen können.«
    Sie nickte, immer noch schluchzend, ihr war ganz schwindlig. »Du bist verrückt«, flüsterte sie. »Ihr seid verrückt. So viel Gefahr!«
    »Jetzt zählt erst einmal nur, dass du hier bist«, raunte er.
    Ja, dachte Hanna, ja! Glück und Erleichterung überfluteten sie, und grenzenlose, überschwängliche Liebe zu diesem Mann, der sein Leben für sie aufs Spiel gesetzt hatte. Sie sah ihn an und versank in seinen Augen, streichelte sein Gesicht, spürte seine Nähe und konnte es immer noch nicht glauben. »Aber, o Gott«, stammelte sie, »sie werden nach mir suchen … «
    »O nein.« Er schüttelte lächelnd den Kopf und begann, ihren Hals mit kleinen, hastigen Küssen zu bedecken. »Wir haben sie mit ihren eigenen Mitteln geschlagen. Sie werden nicht nach dir suchen, denn du bist ja nicht geflohen – dich hat der Teufel höchstpersönlich geholt!«
    Sie strich ihm zärtlich eine Strähne seines dunklen Haars aus der Stirn. »Ich liebe dich, Cornelius Weinmann«, flüsterte sie, »o Gott, wie ich dich liebe!«
    Er küsste sie, zog sie noch enger an sich, ließ seine Hände liebkosend über ihren Körper wandern, bis sie ihn wegschob. »Ich bin so schmutzig«, flüsterte sie verlegen.
    »Warte.«
    Es dauerte nicht lange, da war er zurück. Er trug einen Eimer mit Wasser, das vom Tagfeuer im Herd noch lauwarm war, Seife, Schwamm und Tücher und stellte alles vorsichtig ab. Dann schloss er die Tür der Kammer hinter sich. Sie sagte nichts, sah ihn nur an, nestelte stumm ihr Hemd auf und ließ es zu Boden gleiten.
    Cornelius konnte seine Augen nicht von ihrem nackten Körper abwenden. Selbst nach den Wochen im Gefängnis war sie schön, so schön, dass es ihm den Atem nahm. Er schluckte und versuchte, seine aufsteigende Erregung im Zaum zu halten. Langsam griff er nach dem seifengetränkten Schwamm, reinigte zuerst ihre Füße, dann die Hände. Sie ließ ihn gewähren, schloss die Augen, wie ein Kind. Sie spürte die kreisenden Bewegungen auf ihrer Haut, auf Gesicht, Armen, Beinen, auf Rücken und Hals. Er nässte ihr Haar, drehte ihre kurzen, feuchten Locken um seine Finger. Dann wusch er ihre Brüste, ihren Bauch, ihre Schenkel, und sie ließ sich einfach fallen. Fühlte, seufzte, wand ihre Finger in seine. Mit bebenden Händen zog sie an seinem Hemd, löste den Gürtel, tastete über seine Haut. Alles war gut. Langsam ließen seine kräftigen Arme sie auf das Lager gleiten, und sie schlang ihre Schenkel um ihn. Nie wieder wollte sie ihn loslassen. Sie bewegten sich im Rhythmus, ihre Körper im Einklang, langsam, immer tiefer, immer köstlicher. Es war, als würde sich mitten in der Hölle der Himmel öffnen.
    Aus den Lebenserinnerungen der Dominikanernonne Anna Maria Junius zu Bamberg, niedergeschrieben im Jahr 1652
Jetzo muß ich schreyben von eim gantz unerhörtten Geschehniß undt dem groszen Auffgeschrey, das durch unsre Stadt gangen ist im Julei anno 31. Es war ein mildes Frühjahr und ein schöner Frühsommer gewest, mit vil Wärm und Regen, daß überall schon alles satt und grüen war. Item gantz am Morgen des

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