Die Seelenburg
sich winden, und sie wird schreien. Die Schatten der ewigen Nacht werden dich überfallen, einhüllen und dich nie mehr loslassen. Das Urteil ist sofort zu vollstrecken!«
Besonders die letzten Worte hallten im Schädel des Druiden wider. Nun waren seine Chancen dahin. Er konnte nicht mehr fliehen, die anderen waren zu mächtig.
Schon setzten sich die beiden Wächter in Bewegung. Bevor sich Pykka versah, hatten sie ihn gepackt und zogen ihn hoch. Früher hätte er über solche Kreaturen nur gelacht, doch seine Kräfte waren ihm genommen worden, er konnte sich nicht mehr wehren, sondern mußte der Vernichtung ins Auge sehen.
Der Tod wäre nicht so schlimm gewesen, aber er sollte die ewigen Qualen erleiden, und das war grausam.
Die beiden Echsenköpfigen schleiften ihn nach draußen auf den Burghof.
Das Wetter hatte sich noch nicht geändert. Die Berge lagen in Wolken.
Über dem Hof schwebten die dicken Schwaden und hüllten alles gnädig ein.
Auch den Sterbeplatz des Druiden.
Sie führten ihn hin. Je näher sie kamen, um so mehr schälten sich die Konturen des Richtplatzes aus dem Nebel. Da stand der Hauklotz, auf dem sehr bald der Kopf des Druiden liegen würde. Irgendeiner würde das Schwert nehmen und ihn köpfen.
Maddox war ihnen gefolgt.
Er stand an der Treppe, und sie hörten sein häßliches Gelächter. Wieder einmal hatte er dem Spuk eine Seele zugeführt, und das freute ihn, sein Ansehen stieg.
Das Gelächter erreichte auch den Druiden. Auf Pykka wirkte es wie ein Schock und Stimulans zur gleichen Zeit. Er wollte nicht sterben, und wenn er jetzt seine letzte Chance nicht nutzte, dann war alles verloren.
Die beiden Aufpasser hielten ihn nicht einmal fest. Sie schritten nur neben ihm her, da sie sich ihrer Sache völlig sicher waren.
Noch fünf Schritte zur Richtstätte. Nebel umwallte den Klotz. Daneben lag ein altes Schwert. Der Druide würde körperlich sterben, aber seine Seele würde eingehen in die unendlichen Qualen, und sie würde eins werden mit dem Reich des Spuks.
Da wagte es Pykka. Bevor die Aufpasser reagieren konnten, warf sich der zwergenhafte Druide nach links, prallte gegen einen Echsenköpfigen und stieß ihn um, weil das Wesen mit diesem Angriff überhaupt nicht gerechnet hatte.
Pykka aber rannte.
Er hörte hinter sich das Schreien des Richters. Maddox jagte die beiden dämonischen Wächter hinter dem Druiden her, aber Pykka hatte bereits den Rand des Plateaus erreicht, auf dem die Burg stand. Mit einem gewaltigen Sprung setzte er darüber hinweg.
Dahinter begann der Hang. Zuerst war er noch steinig, eine mit Geröll übersäte schiefe Ebene, an deren Ende sich der Beginn eines dichten Kiefernwaldes anschloß.
Pykka konnte sich nicht mehr halten. Er hatte soviel Schwung, daß er sich überschlug und in einer Woge von Geröll, Dreck und Steinen auf den Wald zurollte.
Er breitete instinktiv seine kleinen Arme und Beine aus, wollte irgendwo Halt finden und sich festklammern, doch seine Geschwindigkeit war einfach zu hoch.
Er schaffte es nicht.
Der Druide rauschte förmlich in das sperrige Unterholz hinein, wurde von tiefwachsenden Zweigen und Ästen gebremst, und endlich kam er zur Ruhe.
Er lag still.
Ruhe hatte sich wie der Nebel über das Land ausgebreitet. Da schrie kein Vogel, nur ein paar letzte Steine rollten nach. Lange durfte Pykka auf keinen Fall liegenbleiben, denn die beiden Häscher würden ihn suchen. Sie hatten ihn verloren. Wenn sie nicht selbst sterben wollten, dann mußten sie ihn wieder zurückbringen.
Diesmal wollte sich der Druide nicht fangen lassen. Er wühlte sich unter den Zweigen hoch und lief weiter. Auf dem schrägen Hang konnte er sich nur schwer halten, zudem war der Boden feucht, und die Wurzeln der Bäume bildeten gefährliche Stolperfallen, in die Pykka auch hineingeriet.
Zweimal fiel er lang hin, raffte sich sofort wieder auf und sah beim zweiten Hochkommen, daß er sich die Hand aufgerissen und eine kleine Wunde beigebracht hatte, aus der grünes Blut quoll. Druidenblut.
Talabwärts wurde der Wald dicht. Die Bäume standen sehr nahe beieinander, waren mit ihren Zweigen verfilzt und bildeten regelrechte Barrieren.
Pykka kannte sich aus. Er hatte in der Burg gelebt und während seines Aufenthaltes auch die nähere Umgebung erkundet. Er wußte genau, daß er sich bald links halten mußte, denn dort fuhr die Seilbahn. Es war keine Kabinenbahn, sondern nur Sessellifte. Um diese Zeit herrschte kaum Touristenverkehr, und die Seilbahn selbst
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