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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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in ihrem Kopf. Das hieß Partys, schwarze Messen, Orgien, Gewalt…
    Nein, sie hatte schon von den Feiern gehört, aber sie hatte es nicht glauben wollen, bis Gordon Schreiber sie vor die Wahl stellte.
    Celine Wald war eine moderne junge Frau. Man konnte sie auch nicht als prüde bezeichnen, sie feierte gern, aber schwarze Messen und Orgien waren ihr zuwider, davon ließ sie lieber die Finger, denn so etwas konnte einfach nicht gut ausgehen, da blieb immer etwas zurück. Nicht nur physische Qualen, sondern auch die Zerstörung der Seele. Viele überwanden den Schock nicht und waren danach lebenslang innerlich gezeichnet.
    Sie sah sich im Spiegel an. Braunes Haar, geschnitten zu einer hochgetürmten Kurzhaarfrisur, eine kleine gerade Nase, hochstehende Wangenknochen und der vielleicht ein wenig zu große Mund. Aber niemand war vollkommen. Celine bezeichnete sich selbst als durchschnittlich aussehend, obwohl sie von Männern oft das Gegenteil gehört hatte.
    Sie ging wieder in das Zimmer zurück. Es war prächtig ausstaffiert. Man sah es den Möbeln an, wie kostbar sie waren, und auf den Teppichen lief man wie auf Daunen.
    Überhaupt war alles prächtig in dieser Burg. Aber es war nur eine äußerliche Pracht. Innerlich faulte sie, da war sie schwarz wie die Seele eines Mörders.
    Intuitiv fühlte Celine, daß mit dieser Burg einiges nicht stimmte. In den dicken Mauern lauerte das Böse, da wartete es nur darauf, gelockt zu werden, und manchmal erinnerte sie sich an die Stimmen, die sie des Nachts gehört hatte.
    Wispernde, flüsternde, fremde Stimmen…
    ***
    Der Schreibtisch stand zwischen Bett und Fenster. Celine wußte selbst nicht warum sie sich auf den schmalen Stuhl vor dem Schreibtisch setzte. Auf jeden Fall fiel ihr Blick auf das Papier, das in einem Fach lag.
    Sie überlegte. Briefe schreiben. Meine Güte, wie lange hatte sie keinen Brief mehr geschrieben. Und an wen sollte sie schreiben? Ihre Eltern waren tot, wer konnte ihr überhaupt helfen? Und wer würde ihr glauben?
    Gordon Schreiber war ein mächtiger Mann. In Genf hatte der Schreiber-Konzern seinen Sitz. Das Verwaltungsgebäude stand am See. Von dort aus lenkte der Milliardär seine Geschäfte.
    Filialen gab es überall in der Welt. In den USA ebenso wie in Nordafrika.
    Nordafrika! Das war das Stichwort. Plötzlich hatte sie es. Sie dachte an einen Urlaub in Tunesien. Dort hatte sie am Strand eine junge Frau kennengelernt, die ihr auf Anhieb sympathisch war.
    Wie hieß sie noch gleich?
    Celine fiel der Name nicht ein, aber sie erinnerte sich noch an den Beruf und an die Stadt, aus der ihre Urlaubsbekanntschaft stammte. London und ja, jetzt hatte sie es. Diese blonde Frau war Detektivin. Sie arbeitete in einem eigentlich völlig unweiblichen Beruf.
    Und sie hieß Jane Collins.
    Brief, Urlaub, Jane Collins!
    Das war die Kette, die Celine Wald nicht mehr zerreißen lassen wollte.
    Sie setzte ihre Idee sofort in die Tat um. Wenn jemand ihr glaubte, dann Jane.
    Die Schweizerin schrieb. Der Federhalter schien nur so über das Papier zu fliegen, und als sie fünf Seiten beschrieben hatte, war sie immer noch nicht am Ende. Erst auf der sechsten Seite schloß sie mit einem Gruß ab.
    Briefmarken hatte sie. Die Adresse fand sie in ihrem Notizbuch. Sie klebte den Brief zu und steckte ihn unter ihren dünnen Pullover, damit ihn niemand fand.
    Aber ein Brief mußte befördert werden. Celine erinnerte sich, unten im Ort einen Briefkasten gesehen zu haben. Sie wollte auch keine Minute länger zögern und sofort losgehen.
    Allerdings würde es sehr schwierig sein, ungesehen aus der Burg zu verschwinden. Trotzdem wollte sie es wagen.
    Celine schaute aus dem Fenster. Inzwischen war es dunkel geworden.
    Der Nebel tat sein übriges, um die Sicht zu verschlechtern. Aber er war im Laufe des Tages dünner geworden. Celine Wald bemerkte auch, daß Wind aufgekommen war, der die Kronen der hohen Nadelbäume wiegte.
    Sie fühlte nach und war beruhigt, daß der Brief noch unter dem Pullover steckte. Dann holte sie aus der abgeteilten Garderobe ihren Mantel und steckte die wichtigsten Papiere ein sowie ihr Geld. Alle anderen Sachen wollte sie hierlassen. Den Koffer, die Kleider, das war zu ersetzen, ihr Leben jedoch nicht.
    Nicht einen Blick warf sie zurück. Dieses Zimmer hatte sie trotz seiner Pracht angewidert, ebenso wie die gesamte Burg. Celine huschte zur Tür und zog sie auf.
    Ihr Blick fiel in einen breiten Gang, dessen hoch liegende Decke von Rundbögen gestützt wurde.

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