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Die Seelenjägerin - 1

Die Seelenjägerin - 1

Titel: Die Seelenjägerin - 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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dachte sie.
    Sie warf sich das Bündel über die Schulter, linderte mit etwas Magie den Schmerz in ihren Muskeln und ließ die Tür hinter sich zufallen.

Kapitel 25
    Ein Habicht erschien über Gansang.
    Der Vogel war ungewöhnlich groß, obwohl das nicht auffiel, weil er so hoch flog. Seine Schwingen brannten im Schein des Sonnenuntergangs wie Feuer vor dem Abendhimmel, und die wenigen anderen Vögel, die ihn sahen, wichen misstrauisch zurück. Sie wussten nicht, was es war, ahnten aber, dass ein Tier dieser Größe nicht natürlich sein konnte.
    Der Habicht stieß einen Schrei aus. Für die meisten menschlichen Ohren – und für die Ohren anderer Vögel – war es nur ein Habichtsruf, doch die Hexen in Gansang hoben die Köpfe und fragten sich, was ihre übernatürlichen Sinne angesprochen hatte. Und diejenigen, denen die Botschaft galt, hörten sie noch deutlicher und schickten Sekunden später so, dass nur der Vogel sie vernahm, ihre Antwort.
    Der Habicht ging tiefer, kreiste auf der Suche nach dem Gebäude, das man ihm beschrieben hatte, über der Stadt und fand schließlich einen Turm, der abseits von den übrigen stand. Vor diesem Gebäude drängten sich keine Kaufleute auf der Straße, es hatte keine Türen und nur ganz oben eine Reihe von Fenstern ohne Glas und ohne Gardinen. Der Weg war frei. Der Habicht landete auf einer Fensterbank, sah sich kurz um und schlüpfte ins Innere.
    Wenig später folgte ihm ein übergroßer Falke. Als er in den Turm einflog, hatte Colivar bereits wieder seine menschliche Gestalt angenommen und erwartete ihn.
    Der Turmsaal war groß, es gab genügend Stühle für etwa ein Dutzend Männer, aber er wurde wohl nicht oft benutzt, denn überall lag Staub. Teppiche, Bilder und andere Annehmlichkeiten fehlten, und wie der Turm selbst hatte der Raum außer den Fenstern keinen Eingang.
    »Interessanter Treffpunkt«, bemerkte Colivar, als sich die letzten Federn in die Haut des anderen zurückgezogen hatten. »Hier ist man erfreulich ungestört.«
    »Eine Stadt mit so vielen Magistern braucht einen neutralen Versammlungsort.«
    Colivar nickte. »Gewiss. Kommen noch mehr von euch?«
    »Nur wenn du es für erforderlich hältst.«
    »Gut.« Er sah sich um. »Verzeih mir, aber ich war noch nie in einer Stadt, wo so viele Magister dicht beieinander leben und im gesamten Gebiet die gleichen Rechte genießen. Ihr müsst ein … ganzes Labyrinth von Regeln entwickelt haben, wer wofür zuständig ist.«
    Sein Gastgeber lächelte. »Es geht nicht immer harmonisch zu, aber es ist und bleibt … interessant.« Er neigte kaum merklich den Kopf, ein höflicher Gruß von gleich zu gleich. »Du bist Colivar, nicht wahr? Ich habe dich auf Ramirus’ kleiner Gesellschaft gesehen. Königlicher Magister von Anchasa, wenn ich mich nicht irre? Ich bin Tirstan. Wir haben hier keine so hochtrabenden Titel, aber ich diene dem Haus Iabresa.«
    »Die größten Seidenhändler der Stadt, nicht wahr?«
    Der andere nickte. »Du bist gut vorbereitet.«
    »Das bin ich immer.«
    Tirstan bewegte die Hand über dem Tisch; die Luft flimmerte kurz, dann erschienen ein Zinnkrug und zwei Becher aus dem gleichen Material. »Du bist weit weg von zu Hause, Königlicher Magister Colivar. Soll ich raten, was dich zu uns führt?« Er füllte beide Becher mit tiefbraunem Bier. Als er den Krug absetzte, war die Außenseite vor Kälte beschlagen.
    »Das Rätsel ist angesichts der jüngsten Ereignisse hier nicht schwer zu lösen.«
    Wieder dieses schwache Lächeln. »Vielleicht kommt doch noch einmal ein Besucher, der mich überrascht, ich gebe die Hoffnung nicht auf.« Er deutete zerstreut auf zwei der Stühle und beschwor ein wenig Macht, um sie vom Staub zu befreien. »Bitte setz dich, mach es dir bequem.« Er reichte Colivar einen der Zinnbecher. »Der Flug von Anchasa ist weit, und Reisen macht durstig.«
    Colivar nahm den Becher, trank aber nicht. »Eine ordentliche Portion neuer Nachrichten wäre mir lieber. Schließlich stirbt nicht alle Tage ein Magister.«
    »Nein, den Göttern sei Dank.«
    »Wer war es denn?«
    »Er nannte sich der Rabe. Richtig, nach dem Aasvogel. Vermutlich hatte er vorher auch andere Namen verwendet, aber er war ein Geheimniskrämer und gab selten etwas von sich preis. Und in Gansang haben wir gelernt, uns nicht in fremde Angelegenheiten zu mischen.« Er trank einen Schluck von dem kalten Bier und nickte beifällig. »Einige finden, der Name hätte sein Wesen genau getroffen. Ich glaube, er bleibt dahinter

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