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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Menschen, noch den Dingen, die du siehst. Im Schlaf ersetzt das Bewusstsein oft eines durch das andere oder verzerrt Gegenstände, bis sie kaum noch zu erkennen sind. Verlass dich nur auf deine Gefühle, denn die sind aufrichtig. Was du empfindest, weist dir den Weg zum Verständnis.
    Ein guter Rat, aber nicht sehr hilfreich. Ihr Traum-Ich fürchtete sich also vor einem Verfolger. Bedeutete das, sie wurde tatsächlich verfolgt, oder zeigte der Traum nur ihre Angst vor der Rache der Magister? War jemand tatsächlich so dicht hinter ihr, dass er sie fast eingeholt hatte, oder befürchtete sie das nur? Kamalas Mutter hatte geglaubt, Träume könnten zuverlässig vorhersagen, was die Zukunft bringen würde, und das wäre in diesem Fall nichts Gutes. Sie erwog kurz, sich mit Hilfe ihrer Macht in Erinnerung zu rufen, was ihre Mutter über Vorahnungen gesagt hatte, doch dann ließ sie es bleiben. Wenn die Frau tatsächlich einen Funken echten Wissens besessen hatte, war sie sicherlich nur zufällig darauf gestoßen. Außerdem wollte Kamala sie nicht wiedersehen. Nicht einmal in einer magischen Vision.
    Was zählte, waren Gefühle. Das hatte Aethanus sie gelehrt. Gefühle konnten Wegweiser sein, wo sonst nur Chaos herrschte. Also konzentriere dich auf deine Gefühle.
    Du fürchtest, verfolgt zu werden und, wenn der Verfolger dich einholt, in einen Strudel zu geraten und in einen Abgrund gerissen zu werden. Du hast Angst davor, einem drohenden Verhängnis womöglich nicht entrinnen zu können.
    Verdammt, das brachte sie auch nicht weiter.
    Vielleicht wollte die Macht sie warnen, nach Bandoa zu gehen. Sie hatte sich eben erst dazu entschlossen. Vielleicht schlug sich das in ihren Träumen nieder.
    Die Macht würde ihr diese Vermutung jedoch gewiss nicht bestätigen, und so blieb ihr schließlich nichts anderes übrig, als sich wieder hinzulegen, ohne eine Antwort gefunden zu haben, und auf die Albträume zu warten, die ohne jeglichen Zweifel nicht ausbleiben würden.
    Der Dritte Mond , ein großes Wirtshaus am Rand der Hafenstadt Bandoa, genoss bei Fremden einen guten Ruf. Besonders beliebt war er bei Kaufleuten, die auf ihren Reisen entlang der Westküste gern einen Aufenthalt dort einplanten. Das hatte Kamala jedenfalls gehört. Und dass es ein ungewöhnliches Haus sei, wo ungewöhnliche Geschichten erzählt würden und man ungewöhnlichen Menschen begegnen könne.
    Also das denkbar beste Jagdrevier für ihre Zwecke.
    Seit sie in jener Nacht Gansang verlassen hatte, quälte sie sich mit der Frage herum, welchen Weg sie nun einschlagen solle. Nur unter Schmerzen hatte sie sich die harte Wahrheit eingestanden: Sie hatte keine langfristigen Pläne und auch keine klar umrissenen Ziele. Sie wollte nur »lernen, Magie einzusetzen, ohne dafür mit dem Leben zu bezahlen« und sie wollte »in die Stadt zurückkehren, wo sie als Kind so viel gelitten hatte, um allen zu zeigen, dass sie sich nicht mehr herumschubsen ließ.« Nun hatte sie die erste Translatio und ihr Abenteuer in Gansang hinter sich und … wusste nicht weiter. Sie hätte andere Magister aufsuchen können, hätte sie nicht gerade einen von ihnen getötet, aber das war nun einmal geschehen, und so wäre es wahrscheinlich am besten, wenn sie wartete, bis etwas Gras über diese Geschichte gewachsen war, bevor sie sich wieder in die Nähe eines Zauberers wagte. Wo sollte sie nun hin? Was wollte sie? Welche Hoffnungen hegte sie?
    Sie wusste es nicht.
    Der Kontrakt mit Ravi hatte sich vielversprechend angelassen. Ein bequemes Leben. Man ließ den Moratus für das tägliche Brot sorgen und war frei für wichtigere Dinge. Vielleicht sollte sie ein ähnliches Abkommen anstreben, aber diesmal nicht mehr mit einem ortsansässigen Adeligen. Nein, sie brauchte einen wohlhabenden Mann, der viel auf Reisen ging und eine Hexe in seinem Gefolge gebrauchen könnte. Dann könnte sie auf seine Kosten die Welt sehen, ohne jeden Abend Essen herbeizaubern oder sich von den Bauern Kleidung stehlen zu müssen. Vielleicht fände sich irgendwo ein Platz, wo sie bleiben konnte. Zumindest wäre sie bis dahin versorgt.
    Ihre Suche nach einem solchen Patron hatte sie nach Bandoa geführt … und in den Dritten Mond .
    Der Wirt war auf den ersten Blick nicht sehr von ihr angetan. Sie war immer noch gekleidet wie ein Bauernbursche – obwohl zu dem Hemd, das sie seinerzeit gestohlen hatte, ein Wams und etliche andere Stücke hinzugekommen waren, sodass sie nicht mehr ganz so heruntergekommen

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