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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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du mir vielleicht … ein paar deiner Erlebnisse von deinen letzten Reisen?« Sie begriff, dass ihm die Antwort wichtig war. Sehr wichtig sogar.
    Er ist in irgendeiner Weise mit meinen Albträumen verbunden. Es kann nicht anders sein. Der Gedanke erschreckte sie besonders, weil sie nicht wagte, noch einmal mit Magie in seiner Seele zu lesen. Stattdessen streckte sie einen Fühler der Macht aus – vorsichtig diesmal, ganz behutsam – und umwob ihn mit den Fäden eines neuen Zaubers. Sie versuchte nicht, das vorhandene Gespinst zu zerreißen, sondern erweiterte lediglich den Kokon. Wenn du nach jemandem suchst, ich bin es nicht. Wenn du ein Geheimnis entschlüsseln willst, rechne nicht mit mir. Es war nur ein einfacher Schutzzauber, aber er würde genügen. Wenn er selbst kein Magister war, käme er mit seinen Gedanken nicht daran vorbei. Und er war kein Magister, das wusste sie, seit sie seine Seele berührt hatte. Die Seele eines Magisters war kalt wie bei einem Leichnam, sie hatte nicht das Feuer eines lebenden Menschen. Ein Magister mochte mit gestohlenem Leben seine Macht nähren, aber das Eis in ihrem Kern ließ sich damit nicht erwärmen.
    Nachdem sie diese Vorkehrung getroffen hatte, konnte sie wieder frei atmen.
    Wer magst du sein? , fragte sie bei sich. In Reichtum geboren, aber nur mit einer Handvoll Münzen in deinem Besitz, zur Macht geboren, aber wie ein Bettler unterwegs, in ein berühmtes Geschlecht hineingeboren, aber nicht bereit, deinen eigenen Namen zu gebrauchen, aus Angst, man könnte ihn erkennen … oder missdeute ich alle diese Zeichen? Bist du etwas ganz anderes, nur durch die Magie getarnt?
    Sie wünschte sich, das Wagnis eingehen zu können, die Sache mit ihrer Macht genauer zu untersuchen. Aber sie hatte Angst, sich mit jedem magischen Kontakt wieder seiner Hitze auszusetzen. Nicht, weil sie sich Sorgen machte, sich daran zu verletzen. Seine Macht war eindeutig nicht bösartig. Aber schon die Erinnerung daran entfachte eine Sehnsucht in ihr, fast schon eine Gier, die sie erschreckte. So musste ein Falter empfinden , dachte sie, bevor er sich in die Flamme stürzte. Er umflatterte das tanzende Licht, spürte die köstliche Wärme auf seinen Flügeln, die Verzückung der Hitze … und wurde jäh und unverhofft davon verzehrt.
    »Meine letzten Reisen sind kaum von Interesse«, sagte sie.
    »Und die nächsten?«
    Ich könnte dich jetzt belügen. Ich könnte einen Zauber wirken, der dich glauben ließe, du hättest meine Antwort gehört, und sie wäre dir gleichgültig gewesen. Ich könnte dich mit einem Gedanken vertreiben und dich vergessen machen, dass wir uns jemals begegnet sind.
    Vielleicht wäre dies die klügste Lösung. Aethanus hätte ihr sicherlich etwas in dieser Richtung empfohlen. Aber dann hätte sie niemals eine Chance gehabt, die wahren Absichten dieses Fremden zu erkennen oder zu erfahren, wieso es wie Feuer brannte, wenn sie seine Seele berührte. Außerdem, wenn er wirklich mit der Präsenz verbunden war, die sie in ihren Albträumen verfolgte, wäre er dann nicht noch gefährlicher, wenn er in den Schatten verschwände, wo sie ihn nicht überwachen könnte, anstatt ihn fest im Auge zu behalten?
    »Ich habe mich einer Karawane angeschlossen«, sagte sie. »Morgen brechen wir nach Südosten auf, in die Freien Lande. Und wie steht es mit dir?«
    Die blauen Augen hefteten sich auf sie. Unergründliche Tiefen voller Geheimnisse. Die sie sicherlich lüften könnte, wenn sie nur genügend Zeit hätte.
    Vorsicht, Kamala. An diesem Geheimnis kannst du dich verbrennen.
    »Ich habe mich noch nicht entschieden, welchen Weg ich einschlagen werde«, antwortete er.
    »Wirklich nicht?« Kamalas Augen funkelten. »Wie ich höre, ist das Klima an den Gestaden der Innensee zu dieser Jahreszeit sehr mild.«
    »Tatsächlich?« Er streckte eine Hand nach ihr aus – sie wich erschrocken zurück –, aber er wollte ihr nur eine Haarsträhne unter die Mütze schieben, die sich gelöst hatte. Sie spürte die Wärme seiner Haut, seine Hand verharrte ein wenig, bevor er sie zurückzog. »Meinst du, eine solche Karawane könnte noch einen Begleiter gebrauchen?«
    Aethanus würde sagen, sie sei im Begriff, eine Dummheit zu begehen. Aethanus würde warnen, kein Geheimnis sei ein solches Risiko wert, noch dazu, wenn unbekannte Mächte im Spiel waren.
    Das ist der Grund, mein Meister, warum ich an deiner Seite nichts über die Welt erfahren konnte.
    »Komm morgen bei Tagesanbruch«, sagte sie. »Ich

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