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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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aber die fremde Macht hielt stand. Deine Aufregung ist überflüssig , schalt eine innere Stimme. Sie wird mit der Zeit von selbst verschwinden. Du hast doch gesehen, dass sie keinen Zweck mehr erfüllt.
    Gleichzeitig wusste sie, was Aethanus dazu sagen würde – Die Notwendigkeit ist dann am größten, wenn deine Zweifel am stärksten sind  –, und gab nicht auf. Zu guter Letzt musste sie eine Welle der Macht durch ihre Glieder schicken, die so heftig brannte, dass es sogar für die Morati sichtbar war. Sie hatte jetzt die Augen halb geöffnet. Die Morati standen mit offenem Mund da und sahen zu, wie sie die Arme ausbreitete, als wollte sie alle willkommen heißen, während magische Flammen an ihrer Haut leckten, ohne dass ihnen der Regen, der jetzt auf sie niederprasselte, etwas anhaben konnte.
    Endlich war es geschafft. Sie war gereinigt. Gedanken, die eben noch unmöglich erschienen waren, rasten mit jäher Klarheit durch ihren Kopf. Sie ließ ihre Macht versiegen.
    Dann sah sie Netando an. Er hatte vor Staunen, vielleicht auch vor Angst, nicht nur den Mund, sondern auch die Augen weit aufgerissen. Wenn man bedachte, wie viele seltsame Dinge er auf seinen Reisen erlebt haben musste, konnte man diesen Blick als Kompliment an ihre Macht betrachten.
    »Es liegt ein Zauber auf dieser Stelle«, sagte sie. »Wer sie passiert, wird blind für jede Gefahr, in welcher Gestalt sie auch auftritt.« Bei sich dachte sie: Von wegen inaktiv. Wie konnte ich mich so leicht täuschen lassen? »Welcher Zweck damit verfolgt wird, liegt wohl auf der Hand?«
    Netando nickte knapp. »Du meinst, auf der anderen Seite steht ein Empfangskomitee bereit?«
    Sie glaubte die Antwort zu kennen, warf aber doch probeweise ihre Macht wie ein Netz über den leuchtenden Bereich, anstatt ihn zu durchdringen. »Nein«, sagte sie endlich. »Nicht gleich dahinter. Sie warten weiter unten an der Straße, damit die ganze Karawane diese Stelle passiert, bevor sie entdeckt werden. Danach würden selbst die deutlichsten Zeichen übersehen, und wie sich diese Hexerei auf die Krieger auswirkte …« Sie zuckte vielsagend mit den Schultern.
    Urstis Miene war finster wie die Nacht. Netando fluchte leise.
    »Zu spät, um zu wenden«, sagte der Gewürzhändler. »Wir sind von jeder Weggabelung weit entfernt.«
    Netando nickte und betrachtete die steilen Hänge zu beiden Seiten, die nicht nur steinig, sondern jetzt auch stellenweise glitschig vom Schlamm waren. »Pferde und Menschen könnten den Bereich mit einiger Mühe umgehen.« Er sah Kamala an. »Wie weit reicht der Zauber?«
    »Etwa hundert Schritt. Halb so viel in der Breite, schätze ich. Man sollte einen gewissen Sicherheitsabstand dazurechnen.«
    »Mit den Wagen kommen wir den Hang nicht hinauf«, gab Ursti zu bedenken.
    »Kannst du den Zauber vertreiben?«, fragte Netando. »Oder, wie sagt man noch … aufheben?«
    Kamala zögerte. Als Magister wäre sie dazu imstande. Aber als Hexe konnte sie das nicht eingestehen. Ein solcher Akt käme sie teuer zu stehen, die Kosten bemäßen sich nicht nach Lebensminuten, sondern nach Tagen oder gar Wochen. Das wüsste Netando. Wie jeder Mann, der auch nur einen Funken Verstand besaß.
    »Nein«, log sie. »Die Magie ist zu fest verankert. Es tut mir leid.«
    Wieder nickte Netando.
    »Die Wagen müssen auf der Straße bleiben«, sagte Ursti. »Am besten auch die Pferde; sie würden sich auf diesem Untergrund nicht sicher fühlen.«
    »Beide müssen von Menschen geführt werden«, bemerkte Netando.
    »Ein paar Männer kann ich schützen«, sagte Kamala. »Nicht die ganze Gruppe, aber einige wenige.«
    Netando kniff die Augen zusammen und musterte die Straße. Er spürte die Kräfte nicht, die hier am Werk waren, und könnte vermuten, dass Kamala sie alle nur an der Nase herumführte. Aber so etwas würde er nicht denken. Sie hatte ihn mit einem Zauber belegt, der keine Zweifel an ihr zuließ.
    Beinahe wäre ich selbst auf einen solchen Zauber hereingefallen. Ein unheimlicher Gedanke. Zum ersten Mal verstand sie, warum ihr Aethanus gewisse Lektionen, die ihr damals überflüssig erschienen waren, immer wieder eingedrillt hatte. In einer Welt, die mit Magie so leicht zu verändern war, konnte ein Feind auch auf das Bewusstsein einwirken und es seinen Zwecken dienstbar machen. Unter Magistern würde man das nicht tun – es verstieße gegen das Magistergesetz –, aber für Hexen und Hexer gab es keine solchen Verbote.
    »Schön«, entschied Netando endlich. »Die

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