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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Bewacher umgehen den Bereich zu Fuß. Alle anderen bleiben auf der Straße. Wenn die Pferde weniger Angst vor Gefahren haben, schadet das nichts … auf ihr Urteil kommt es nicht an.« Zu den Kundschaftern sagte er: »Schwärmt aus und beobachtet das Gelände von oben. Da vorne wartet ein Hinterhalt auf uns, wahrscheinlich nicht viel weiter unten an der Straße. Ich möchte die Wegelagerer finden, bevor sie uns entdecken.«
    Die Fahrer waren von dem Plan nicht begeistert, aber sie fügten sich den Befehlen ihres Herrn. Einige murmelten Gebete oder umfassten Schutz suchend ihre Amulette, während Kamala ihren Abwehrzauber um sie spann. Noch weniger gefiel es ihnen, den leuchtenden Bereich zu betreten. Kamala überlegte schon, ob sie die Abwehr vielleicht etwas durchlässiger hätte halten sollen, um die beruhigende Wirkung der fremden Magie nicht ganz zu unterdrücken.
    »Du weißt, was das bedeutet?«, sagte sie leise zu Netando, der neben ihr stand und aufmerksam zusah.
    Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Sie haben vielleicht eine Hexe oder einen Hexer bei sich.«
    Er knirschte mit den Zähnen. »Ich habe dich nicht mitgenommen, damit du uns in einen Kampf führst«, sagte er endlich, »du solltest uns vielmehr helfen, solche Schwierigkeiten zu vermeiden.«
    Sie schwieg.
    Am Ende der Bewacherkolonne ritt Talesin. Er war kreidebleich im Gesicht und hielt die Zügel mit zitternden Händen. Er hatte sich mit letzter Kraft aufrecht gehalten, doch nun schien er am Ende zu sein. Du musst nur diesen einen Tag noch durchstehen , dachte sie. Heute Abend nehme ich dich beiseite und heile dich, ich verspreche es dir. Verzeih mir, dass ich es gestern versäumte.
    Wie seltsam, wenn es einem nicht gleichgültig war, ob ein Mensch lebte oder starb. Sie hatte sich auch vor ihrer Lehrzeit nicht viel um andere Menschen gekümmert. Es tat zu weh, wenn man verlassen wurde. Das letzte Mal hatte sie aufrichtig getrauert, als ihr Bruder starb, und selbst damals waren ihre Tränen mit Zorn vermischt gewesen, Zorn auf die Menschen und die Umstände, die seinen Tod verursacht hatten. Was sie jetzt empfand, war weniger heftig. Eine quälende Sehnsucht. Fremdartig.
    Du kannst es dir nicht leisten, dich an einen Moratus zu hängen. Das weißt du doch.
    Sie sah, wie er sich durch den Schlamm den Hang hinaufkämpfte. Sein Stolz verbot es ihm, sich dabei helfen zu lassen. Dann war er im Nebel verschwunden, sie musste selbst den Hang erklimmen, und das verlangte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    Oben auf dem Grat war der Boden, den Göttern sei Dank, fester als an den Flanken. Andovan blieb einen Moment vornübergebeugt stehen und rang nach Atem. Nach der ausgiebigen Nachtruhe hatte er sich heute Morgen einigermaßen wohlgefühlt, nun war er doppelt enttäuscht, dass ihn die Kräfte schon wieder verließen. Ausgerechnet jetzt, wo es so aussah, als stünde ihnen ein Kampf bevor, kam ihm das äußerst ungelegen.
    Als er glaubte, sich wieder aufrichten zu können, ohne in eine Ohnmacht zu fallen, kehrte er zu den anderen zurück. Netandos Bewacher waren vorausgeschickt worden, um vor dem Eintreffen der Karawane alle Hindernisse zu beseitigen. Urstis Männer waren für den Fall zurückgeblieben, dass jemand einen zweiten Angriff auf die Wagen plante. Andovan hätte sich wahrscheinlich dieser Gruppe anschließen können, wenn er darum gebeten hätte – er war schließlich nicht als Krieger verpflichtet worden –, aber damit hätte er Lianna verraten, wie schwach und hilflos er inzwischen war.
    Nein , dachte er ironisch, da ist es schon besser, in diesem Zustand in einen Kampf zu gehen.
    Dieser verdammte Aurelius-Stolz!
    Heute Morgen war es ihm noch gut gegangen. Beim Aufbruch hatte er der vor ihm liegenden Etappe sogar mit einiger Zuversicht entgegengesehen. Die Schwundsucht bescherte ihm gute und schlechte Tage, und dieser hatte versprochen, einer von den guten zu werden.
    Doch als sie dann angehalten hatten, damit Lianna die Straße untersuchen konnte, war ihm die Kraft aus den Adern geflossen wie das Bier aus einem löchrigen Fass, bis er schließlich kaum noch aufrecht stehen konnte. Er wollte nicht, dass sie ihn so sah. Und deshalb kletterte er nun durch Schlamm und über Steine diesen Hang hinauf, um sich durch einen regennassen Wald zu schleppen und an bewaffnete Straßenräuber anzuschleichen, die womöglich einen Hexer oder eine Hexe bei sich hatten. Eine sehr viel bessere Alternative.
    Du bist ein Idiot, Andovan, ist dir das klar?
    Lianna

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