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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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hatte die Wegelagerer mit ihren Hexenkräften ausfindig gemacht und der Wachmannschaft auf Netandos Geländekarte gezeigt, wo sie sich wahrscheinlich versteckten. Daraufhin hatte der Kaufmann, gestützt auf das Wenige, was von seiner Warte aus zu sehen war, verschiedene Annäherungswege eingezeichnet. Sollten sich die Banditen zurückziehen, dann wahrscheinlich über einen schmalen Pfad, der von ihrem derzeitigen Standort aus nach Süden führte. In diesem Fall könnten die Fliehenden von einem zweiten Trupp abgeschossen werden.
    Das klang alles sehr schön, aber wenn man einen Hexer oder eine Hexe in die Gleichung einführte, konnte fast alles passieren.
    Es wäre sogar möglich, dass er seine Verbündeten einfach im Stich ließ , dachte Andovan. Der Unterschied zwischen Hexen und Magistern bestand darin, dass Erstere für jeden einfachen Zauber mit einem Bruchteil ihrer eigenen Lebenskraft bezahlen mussten. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass dieselbe Person, die einen Teil der Straße verzaubert hatte, jetzt im Regen kauerte und nur darauf wartete, für eine weitere Handvoll fremdländischer Münzen noch einmal mehrere Tage ihres Lebens zu opfern? Andovan säße an ihrer Stelle längst in Sankara in einer Schenke und verprasste den Lohn für den ersten Zauber, anstatt hier im Schlamm zu hocken und das Schicksal herauszufordern.
    Die anderen baten ihn, dem Grat zu folgen und nach Posten zu suchen, die an den höchsten Punkten aufgestellt sein könnten. Er hatte Glück, kein Posten war zu finden. Er wollte den Männern nicht eingestehen, dass er nicht mehr die Kraft hätte, auch nur einen einzigen Gegner zu überwältigen, obwohl er genau das befürchtete. Aber diesmal waren ihm die Götter gnädig, und einer der schwarzen Durbaner entdeckte die Wachen der Wegelagerer und tötete sie. Er arbeitete schnell und lautlos, Wind und Regen verschluckten alle Geräusche, die sonst vielleicht bemerkt worden wären.
    Andovan beobachtete Netandos Männer und fragte sich allmählich, ob ihr Herr wirklich nur der reisende Kaufmann war, als der er sich ausgab, oder ob die ganze Expedition nicht vielmehr den Zweck hatte, die Diebe der Gegend aus ihren Verstecken zu locken, um sie ein für allemal zu erledigen. Das würde auch erklären, warum Urstis Männer so gekleidet waren, dass sie bei der Karawane bleiben und dennoch den Anschein erwecken konnten, als wäre sie ungeschützt. In Liannas Begleitung waren solche Listen überflüssig, denn sie vermochte genau festzustellen, wo der Feind lag, doch ohne sie hätte man ihn auf diese Weise ködern können.
    Wäre sie allerdings nicht bei ihnen gewesen und wären sie auf der Straße geblieben, dann hätten sie bis zu dem Moment, in dem man ihnen die Kehle durchschnitt, sämtliche Gefahrenzeichen ignoriert. Aller Erfahrung und allen Fähigkeiten zum Trotz.
    Blitze zuckten über den Himmel, und der Donner grollte so heftig, dass die Erde erbebte, während sich die kleine Bewachertruppe um die Ziele herum in Stellung brachte. Die Wegelagerer hatten sich für ihren Hinterhalt einen Steilhang ausgesucht, der vereinzelt mit uralten Kiefern und dichtem Gestrüpp bewachsen war und ihnen damit nicht nur ausgezeichnete Deckung, sondern auch freien Zugang zur Straße bot. Hier und dort ragten Granitfelsen aus dem Erdreich, und dahinter kauerten jetzt die Diebe und warteten darauf, dass ihre Beute in Reichweite käme. Auf der anderen Seite des Weges fiel das Gelände steil ab und verschwand im Nebel; wenn die Straße weiter vorne versperrt würde, hätten die Reisenden keinen Ausweg mehr. Fröstelnd erkannte Andovan, dass diese Banditen nicht nur die Waren an sich bringen und die Kaufleute verjagen, sondern die ganze Gruppe bis auf den letzten Mann töten wollten, damit niemand berichten könnte, was hier geschehen war.
    Kein Wunder, dass die Herbergen in dieser Gegend so gut befestigt waren.
    Mit ihren schwarzen Gesichtern und den Gewändern in der Farbe des Waldes waren Netandos Männer gut getarnt, als sie um die Banditen herum Posten bezogen. Die achteten jetzt nur auf die herannahende Karawane und verließen sich wohl darauf, dass ihre Wachen sie vor allen anderen Gefahren warnen würden. Ein verhängnisvoller Irrtum. In der Ferne waren nun die ersten Hufschläge zu hören, und Urstis Männer machten so viel Lärm wie Leute, die keinen Anlass hatten, sich ruhig zu verhalten. Andovan krampfte sich der Magen zusammen. Wahrscheinlich war Lianna mit ihnen auf der Straße und ritt in

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