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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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letzten Augenblicks; die wäre inzwischen verflogen. Dieses Gefühl reicht weiter zurück und wiegt schwerer.« Er hielt inne. Wozu aussprechen, was ohnehin offensichtlich war?
    Trauer – oder Schmerz – verzerrten für einen Moment die Züge des Großkönigs. »Mein Sohn war kein Feigling. Er war stark. Er hätte sich nicht von einer Krankheit besiegen lassen.«
    O doch, wenn er nämlich die Ursache kannte , dachte Ramirus. Wenn er begriffen hätte, dass er nur noch eine Milchkuh in der Herde eines Magisters war. »Was steht in dem Brief, Majestät?«
    Glühend vor Hass hefteten sich die schwarzen Augen auf Ramirus. Danton schien etwas sagen zu wollen, doch dann schnaubte er nur und reichte das Blatt wortlos weiter.
    Ramirus las, ohne eine Miene zu verziehen, wusste er doch, dass er nicht nur von Danton beobachtet wurde, sondern auch von fremden Magistern mit womöglich feindlichen Absichten.
    Als er fertig war, holte er tief Luft und las noch einmal. Mit einem Hauch von Seelenfeuer ergründete er die Substanz des Briefes – wer ihn geschrieben hatte und warum – und prüfte die Worte auf ihre Untertöne und ihre Aufrichtigkeit.
    Der ganze Schlosshof wartete wie gebannt auf sein Urteil. Sogar die Vögel verharrten reglos.
    Schließlich war Dantons Geduld zu Ende. »Mein Sohn hat diese Worte nicht geschrieben«, stieß er heiser hervor.
    »Ich bedaure, Majestät.« Ramirus flüsterte nur. »Er hat sie geschrieben.«
    »Dann wurde er dazu gezwungen.« Die schwarzen Augen waren misstrauisch zusammengekniffen. »Vielleicht hat ihn einer von Euresgleichen in seine Gewalt gebracht. Schließlich sind genügend Magister hier versammelt. Darunter einige, die wahrhaftig nicht meine Freunde sind. Könnt Ihr mit Sicherheit ausschließen, dass es einer von ihnen war? Wie wollt Ihr das feststellen?«
    Ramirus nahm einen langen, tiefen Atemzug, bevor er antwortete. Der Brief war echt, das war Tatsache, eine Tatsache allerdings, die Danton niemals anerkennen würde.
    »Nichts weist darauf hin, dass diese Zeilen unter Zwang geschrieben wurden«, sagte er endlich. »Die Worte kamen von Herzen, der Schreiber stand nicht unter fremdem Einfluss, er schrieb sie aus freiem Willen auf das Blatt. Nichts weist auf äußere Ursachen oder Beweggründe hin.« Er schaute zu Danton auf. »So leid es mir tut, Majestät, aber das ist die Wahrheit.«
    Der Großkönig riss ihm mit einem Wutschrei den Brief aus der Hand. » Ihr wagt es? Ich befahl Euch, ihn zu heilen. Habt Ihr das getan? Ich wies Euch an, ihn zu beschützen ! Ist das Euer Schutz? Sind das die Dienste, die Ihr mir versprochen hattet, als ich Euch anbot, an meinen Hof zu kommen?«
    »Majestä-«
    » SCHWEIGT !« Erbost sah sich Danton nach den Vögeln um, er schien sie mit seinen schwarzen Augen durchbohren zu wollen, als kenne er jeden einzelnen und wüsste, was er dachte. Einer wich zurück, als der mörderische Blick auf ihn fiel, eher wie ein Mensch denn wie ein Vogel.
    »Die da …!«, schrie Danton und wies auf die Vögel. »… will ich in meinem Reich nicht mehr sehen! Habt Ihr verstanden? Sie nicht und die anderen nicht. Sie hielten nur endlose Beratungen ab, während die Seele meines Sohnes im Sterben lag. Habt Ihr Euch heimlich über sein Siechtum lustig gemacht?«, fragte er die Vögel. »Hat der eine oder andere seine Verzweiflung vielleicht noch geschürt? Nun habt Ihr Euren Herren einen glänzenden Sieg zu melden! Ihr habt Dantons leiblichen Sohn vernichtet!
    Und Ihr .« Dantons Gesicht war rot wie das eines Dämons, seine Augen richteten sich, schwarz wie die Nacht, abermals auf Ramirus. » Ihr habt sie hierhergeholt. Ihr habt ihnen meinen Sohn vorgeführt wie eine Missgeburt in einem Karnevalszug, damit sie ihren Herren von meiner Schwäche berichten könnten, um Euch dann zurückzulehnen und tatenlos zuzusehen, wie er starb. Tatenlos! «
    Danton holte tief Luft; die Gardisten, die sich um ihn geschart hatten, hielten den Atem an. »Hört mir gut zu, Ramirus. Ich verweise Euch des Landes, jetzt und für immer. Ich gebe Euch so viel Zeit, wie ein Sterblicher braucht, um zu Fuß die Grenzen des Reiches zu erreichen, danach mögen die Götter Eurer elenden Seele gnädig sein, wenn Ihr noch einmal wagt, meinen Boden zu betreten.«
    Er wandte sich mit einer Entschiedenheit von dem knienden Magister ab, die deutlich machte, dass er ihn nicht nur verstoßen, sondern aus seinem Leben gestrichen hatte. »Du da!«, sagte er zum Hauptmann. »Bring den Leichnam meines Sohnes

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