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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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nach drinnen.«
    Der Gardist beeilte sich zu gehorchen, während Danton einen letzten bösen Blick auf die Zaubervögel warf, die ihn umringten. »Bis zum Morgengrauen habt Ihr alle meine Stadt verlassen«, knurrte er. »Und die Götter sollen Euch beistehen, wenn Ihr Euch verspätet.«
    Es war nach Mitternacht, aber noch nicht Morgen.
    Die Monde waren fast untergegangen, ihr Schein fiel nur noch matt in die dichten Wälder rings um die Stadt. Eine kleine abgeschirmte Laterne auf dem Boden spendete etwas mehr Licht, dennoch waren auf der kleinen Lichtung nur schemenhafte Gestalten zu erkennen, Bruchstücke eines Bildes:
    Ein Mann auf einem Felsen. So reglos wie der Stein unter ihm. In Wartehaltung.
    In seiner Hand ein Stab. Nicht weit davon entfernt ein angebundenes Pferd.
    Ein Ranzen aus Segeltuch und Leder, an der Unterseite zwei zusammengerollte Decken.
    Wenig später raschelte es in den Bäumen. Die meisten Menschen hätten sich darüber keine Gedanken gemacht, sondern geglaubt, es sei der Wind oder vielleicht ein kleines Tier auf Futtersuche. Doch dieser Mann kannte die Geräusche des Waldes besser, er ahnte, dass das Rascheln nicht hierher gehörte, dass es eine besondere Bewandtnis damit hatte. Er bückte sich nach der Laterne und zog mit der anderen Hand für alle Fälle das Jagdmesser ein Stück weit aus seinem Gürtel.
    Ein Mann trat auf die Lichtung, ganz in Schwarz gekleidet. Sein langes Haar glänzte im Schein der Laterne wie ein Wasserfall. Er schaute nur kurz ins Licht, dann machte er eine knappe Handbewegung, und der Strahl änderte seine Richtung, sodass er ihm nicht mehr direkt in die Augen schien.
    »Warum so misstrauisch heute Nacht?«, fragte der Neuankömmling.
    »Sollte ich nicht?« Andovan stellte die Laterne wieder ab. »Ihr seid immer noch ein Feind meines Vaters, Colivar; daran hat sich nichts geändert.«
    »Euer Tod bringt mir keinen Vorteil, Hoheit.«
    »Nennt mich nicht so.« Die Stimme verriet grimmige Entschlossenheit. »Prinz Andovan ist tot. Lasst ihn in Frieden ruhen.«
    Die schwarzen Augen des Magisters glitzerten. »Wie Ihr wollt.«
    Andovan stand auf und schwang sich dabei den Ranzen auf den Rücken. »Ging alles so wie geplant?«
    »Genau so.«
    »Dann werde ich vor meinem Aufbruch dafür sorgen, dass die Familie des Mannes das Geld bekommt, das ihr versprochen wurde.«
    »Wurde bereits erledigt.«
    Andovan sah ihn scharf an. »Wenn es um den Tod geht, seid Ihr sehr gründlich.«
    »Ich bin immer gründlich«, verbesserte Colivar.
    Der Prinz holte tief Luft und hielt den Atem lange an, als wollte er alle Gerüche des Waldes auskosten. »Dann bin ich jetzt frei und kann reisen, wie es mir mein Vater nie erlaubt hätte. Ich kann allen Spuren folgen, die die Götter mir gewähren, um Eure Hexe zu finden …«
    »Nicht meine Hexe, Ho- … Andovan.«
    »Mein Vater hätte alle Hexen töten lassen. Er hätte jede einzelne Hexe im Umkreis abgeschlachtet, in der vagen Hoffnung, die richtige möge darunter gewesen sein. So ist er nun einmal.«
    »Es gibt keine Gewissheit, dass sie sich überhaupt in seinem Reich befindet. Das wisst Ihr.«
    »Er hätte es trotzdem getan.« Andovan seufzte tief auf. »Es würde mich wundern, wenn er bis Tagesanbruch nicht irgendeinen Sündenbock fände, um ihn einen Kopf kürzer zu machen.«
    »Deshalb haben die Herrscher der Nachbarreiche also so viel Respekt vor ihm.«
    Andovans Miene verfinsterte sich. »Hütet Eure Zunge, Magister. Er ist immer noch mein Vater.«
    »Selbstverständlich. Verzeiht mir.«
    »Er ist also auf die Täuschung hereingefallen?«
    »Warum sollte er nicht? Der Bauer, der Eure Stelle einnahm, sah dank meiner Künste genauso aus wie Ihr und war dank Eurer Bezahlung zum Sterben bereit. Der Abschiedsbrief war echt, Ihr hattet ihn eigenhändig geschrieben, und er drückte Eure wahren Gefühle aus. Nicht einmal ein Magister hätte Anlass gehabt, Verdacht zu schöpfen.«
    »Ja«, murmelte Andovan. »Ich nähme mir tatsächlich lieber selbst das Leben, als in einem königlichen Bett hilflos dahinzusiechen.«
    »Ihr habt einen gefahrvollen Weg gewählt, aber das wisst Ihr ja. Die Krankheit wird fortschreiten. Die schlimmsten Schübe kommen ohne Vorwarnung. Gegen Ende werdet Ihr keine guten Tage mehr haben, die Euch die Kraft zum Durchhalten geben.«
    » Ich will nicht im Bett sterben «, knirschte Andovan. Dann fragte er mit einem tiefen Seufzer: »Wie viel Zeit bleibt mir noch?«
    Der Magister zögerte. »Das weiß niemand. Es tut mir

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