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Die Seelenjägerin

Die Seelenjägerin

Titel: Die Seelenjägerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Untertanen wussten das auch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis jemand dies ausnutzte und gegen ihn aufbegehrte.
    Verflucht seien die Götter des Ersten Königtums für dieses Unglück, und all die verdammten Magister mit ihnen! War es auch damals schon mit solchen Mühen verbunden gewesen, über ein Reich zu herrschen?
    »Majestät?«
    Er zog die schwarzen Brauen zusammen und blickte auf. »Was gibt es denn?«
    Der Diener verneigte sich. »Ein Besucher. Er hat sich als Kostas vorgestellt und meint, Ihr wolltet ihn sprechen.«
    »Kostas? Der Name ist mir nicht bekannt.«
    »Er trägt schwarz, Majestät«, sagte der Diener leise.
    »Ein Magister?«
    »Allem Anschein nach.«
    Interessant. Vielleicht hatte der Sturm doch etwas Brauchbares ins Land geweht.
    Er nickte knapp. »Nun gut. Bring ihn in den Audienzsaal. Ich werde ihn dort empfangen.«
    Wenn Danton noch nie von ihm gehört hatte, musste er von weit her kommen. Der Großkönig rühmte sich, alle Magister aus dem näheren Umkreis und ihre Besonderheiten zu kennen. Aber vielleicht hatte auch nur irgendein Zauberer, der die Absicht hatte, seinen derzeitigen Herrn zu verlassen und sich eine bessere Stellung zu suchen, den Namen Kostas angenommen. In diesem Fall würde ihm Danton fürs Erste seine Anonymität gewähren. Es lohnte sich immer, den Magister eines Rivalen zu umwerben.
    Unterredungen dieser Art führte der Großkönig besonders gern im Audienzsaal. Das düstere, frostige Gewölbe mit den nackten Felswänden und dem schwarzen Fußboden wirkte immer feucht, auch an völlig trockenen Tagen. Sterbliche wie Magister sahen sich darin vor unterschiedliche Herausforderungen gestellt. Gewöhnliche Menschen mussten in einer kalten, abweisenden Umgebung ihre Bittschriften überreichen, während der Großkönig auf seinem Thron saß und wie ein Habicht auf sie herabschaute. Unter solchen Umständen ließ sich unglaublich viel über einen Menschen in Erfahrung bringen. Die meisten Magister setzten dagegen schon beim Betreten ihre Kräfte ein, um den Raum mehr oder weniger drastisch umzugestalten. Einer hatte tatsächlich gewagt, sich einen Sessel – einen Sessel! – zu zaubern, der dem Thron des Großkönigs zum Verwechseln ähnlich war. Offenbar glaubten die Schwarzröcke, ihn damit zu erfreuen oder zumindest – wie mit dem Sessel – von vornherein klarzustellen, wie sich die Beziehung zwischen dem König und seinem Magister zu gestalten hätte. Wobei sie einen sehr wesentlichen Punkt übersahen, nämlich, wie er sich diese Beziehung vorstellte.
    Danton hatte soeben auf seinem Thronsessel Platz genommen – das schwere Holzmöbel stammte aus den Anfängen des Zweiten Reiches und war inzwischen so dick mit Farbe und Blattgold verkleistert, dass er manchmal zweifelte, ob vom ursprünglichen Holz noch etwas vorhanden war –, als sich auch schon die großen Türen öffneten und die Diener den schwarz gekleideten Besucher hereinführten.
    Der Mann fiel aus dem Rahmen und weckte damit sofort Dantons Interesse. Magister konnten ihr Aussehen ganz nach Belieben verändern, folglich verrieten sie mit der Wahl ihres Körpers viel über sich. Im Allgemeinen entschieden sie sich für eine auffallende oder zumindest einprägsame Erscheinung. Die einen bevorzugten junge Gesichter, die nicht von den Härten des menschlichen Lebens gezeichnet waren; andere präsentierten sich als runzlige Greise, so gesättigt mit Erfahrung, dass man sich mit jedem Blick unter die schweren Lider in vergangene Epochen versetzt glaubte. Einige machten sich abstoßend hässlich, um kundzutun, dass die unbegrenzte Macht, über die sie verfügten, sie über die sterblichen Menschen erhob; und manche schufen sich Masken von so makelloser Schönheit, als wollten sie den Neid der Götter erregen.
    Dieser Mann … dieser Mann sah ganz und gar normal aus, dachte Danton. Und das war an sich schon bemerkenswert.
    Er war schlank wie ein Windhund, und seine eng anliegenden schwarzen Gewänder ließen ihn noch hagerer erscheinen. Der Körper schien nur aus Ecken und Kanten zu bestehen, wo etwas von der Haut zu sehen war, zeichneten sich die Knochen deutlich ab: im Gesicht, wo die spitzen Jochbeine hungrig hervortraten; am Hals, wo sich Sehnen und Muskeln straff vom Unterkiefer zum Schlüsselbein spannten; an den Händen, die aussahen, als hätte er dicke Handschuhe über ein zackiges Metallgestell gezogen. Die Haut war gerötet und großporig, wettergegerbt wie die eines Bauern, der ein Leben lang den

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