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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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umherfliegenden Körnern zu schützen. Als sie sie nach einer Weile wieder öffnete, war er fort.
    Sie war mit Colivar allein.
    Er stand immer noch am Rand – dem neuen Rand – des Tafelbergs. Sie stellte sich neben ihn. Teilte seine Erschöpfung und sein Schweigen. Einem Moratus hätte sie vielleicht ein paar Worte des Trostes gesagt. Aber sie waren beide keine Morati, und sie wusste, dass das unpassend gewesen wäre. Etwas in ihr erkannte das, was sich eben ereignet hatte, als unvermeidlich, und dieses Etwas begriff auch, welche Rolle sie dabei zu spielen hatte. Wenn sie Colivar ihre Unterstützung anbot, würde sie seine Kapitulation entwerten. Und solche Gesten waren den Ikati heilig.
    Aber sie war auch ein Mensch, und so blieb sie an seiner Seite, bis die Sonne unterging und der erste Mond am Himmel stand, dann traten sie gemeinsam den langen Heimflug an.

Kapitel 27
    »Was heißt ›Er ist entkommen‹? «
    »Wie ich schon sagte.« Nyukus Stimme klang fest, aber man spürte den Widerhall seiner Enttäuschung. »Er war nicht in Tefilat. Weder gefesselt noch frei, nicht einmal tot.«
    Siderea war danach, irgendetwas zu zerschlagen. Oder jemanden. Sie suchte nach etwas Zerbrechlichem, um nicht auf Nyuku loszugehen … dann holte sie tief Luft und beruhigte ihr hämmerndes Herz, um wieder klar denken zu können. Der Zorn der Königin loderte wie ein Feuer in ihrer Seele, schwer zu unterdrücken. Sie war ja auch keineswegs sicher, ob sie ihn unterdrücken wollte.
    Er hat dich enttäuscht! , sendete die Ikata.
    »Ich will alles hören«, befahl sie.
    »Tefilat wurde zerstört. Die Schlucht war mit Schutt gefüllt, als ich dort ankam, der Staub hatte sich noch nicht gelegt. Ich suchte ihn mit dem Talisman, den Ihr mir gegeben habt. Nichts. Ihr hattet gesagt, der Talisman würde ihn finden, ob lebend oder tot, also …« Er brach ab und schwieg beredt.
    »Ihr habt sorgfältig gesucht?«
    In seinen Augen flammte der Zorn auf, erlosch jedoch gleich wieder. Er wagte kein Gefühl zu zeigen, um nicht ihr Missfallen zu erregen. Sie sah einen Muskel an seinem Unterkiefer zucken, als er um so viel Selbstbeherrschung rang, dass seine Stimme fest und ruhig blieb und seine eigene Frustration über den Stand der Dinge nicht verriet. »Ich habe die Stadt mehrmals umkreist und flog so nahe heran, wie ich konnte. Das Gebiet war noch nicht wieder stabil, daher konnte ich die Schlucht nicht betreten. Aber das hätte Euren Talisman nicht beeinträchtigen dürfen.«
    »Nein«, murmelte sie. »Eigentlich nicht.«
    Colivar war also entkommen. Bei allen Teufeln der Hölle! Sie hatte ihren größten Schatz in dieses Unternehmen gesteckt, hatte aus seinem Haar einen Anker für ihre Falle geformt, und jetzt war alles verloren. Und das war Nyukus Schuld. Sie wussten es beide. Wenn er sie nicht gebeten hätte, mit Colivar abrechnen zu dürfen, hätte sie den Magister in Tefilat töten lassen können, und damit wäre die Sache beendet gewesen. Ein Magister weniger auf der Liste, ein paar Dutzend noch übrig. Sauber, ordentlich, rationell.
    Aber wäre sie wirklich so vorgegangen? , überlegte sie. Oder hatte ihr Nyuku lediglich einen passenden Vorwand geliefert? Der Tod war ein zu gnädiges Ende für Colivar. Sie wollte ihn leiden sehen, wie sie gelitten hatte, Stück für Stück sollte er sterben, vor Zuschauern, die untätig danebenstanden. Allein und verlassen, in höchster Todesangst, verraten von allen, die er einst geliebt hatte. So wie man sie hatte sterben lassen wollen.
    Warum hasst du ihn mehr als die anderen? , dachte die Königin. Sie haben sich doch alle gleich schuldig gemacht.
    Die anderen Magister waren nur kaltschnäuzige Dreckskerle gewesen. Colivar hatte ihr dagegen Liebe vorgegaukelt, und das war viel schlimmer. Ja, sie hasste sie alle, und mit der Zeit würden sie alle dafür büßen müssen, dass sie sie im Stich gelassen hatten, aber Colivar hatte sie hundert Mal schwerer gekränkt als alle anderen. Und dementsprechend würde auch die Strafe ausfallen.
    »Was ist mit Lazaroth?«, fragte sie.
    »Er ist zu unserer Verabredung nicht erschienen, und an der vereinbarten Stelle war auch keine Nachricht hinterlegt. Ich blieb noch einen Tag in der Gegend und benahm mich ziemlich auffällig, um ihm Gelegenheit zu geben, auf andere Weise Verbindung aufzunehmen, wenn er dort wäre. Nichts.« Er hielt inne. »Wenn er Wort gehalten hat und in Tefilat geblieben ist … diese Katastrophe hätte kein Mensch überleben können,

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