Die Seelenkriegerin - 3
wahrscheinlich recht haben.«
»Und unter der Erde?«, fragte Favias.
»Ist sie ebenfalls befestigt, wie mein Kundschafter berichtet. Allem Anschein nach sind alle natürlichen Zugänge geschützt.« Farah verschränkte die Arme vor der Brust. »Der Fürst ist derzeit ein Stammeskrieger namens Nasaan, der die Stadt vor einigen Monaten mit Gewalt eroberte. Er befehligte ein für diese Region recht großes Heer – nahezu tausend Mann –, setzte jedoch auch im Inneren der Stadt massiv Spione ein, um die Verteidigung zu unterwandern. Die Einheimischen behaupten im Scherz, jeder dritte Bewohner stehe in seinem Dienst. Es wäre also auch riskant, eigene Spione einschleusen zu wollen.
Er hat eine Fürstin an seiner Seite, vermutlich eine Hexe. Kaum jemand bekommt sie zu Gesicht.« Er sah Salvator an. »Es geht das Gerücht, sie sei kein Mensch, sondern ein Dämon. Außerdem munkelt man, dass Nasaan ihr hörig sei. Beides gefällt der Bevölkerung nicht.«
»Siderea Aminestas«, murmelte Salvator.
Sehr wahrscheinlich , dachte Colivar. Es fiel ihm schwer, den Namen nicht mit seiner einstigen Geliebten zu verbinden, sondern mit einer Feindin, die ihn beinahe getötet hätte. Die beiden Bilder waren in seinen Gedanken so eng miteinander verwoben, dass er sie nicht sauber zu trennen vermochte.
»Könnte er ihr tatsächlich hörig sein?«, fragte Gwynofar. »Vielleicht kontrolliert sie ihn mit Magie?«
»Seinen freien Willen hat er sicher noch«, bemerkte Colivar spöttisch. »Sie liebt es, sich die Männer mit ihren Verführungskünsten gefügig zu machen. Wenn sie sich nicht wehren könnten, hätte sie keinen Spaß daran.«
»Eine Schwäche«, murmelte Salvator. Offenbar ein weiterer Punkt auf einer Liste, die er im Geiste zusammenstellte. »Ist die Stadt diesem Nasaan treu ergeben? Wissen wir etwas darüber?«
Farah schüttelte den Kopf. »Mein Kundschafter meinte, den Bürgern sei es ziemlich einerlei, wer über sie herrsche … die Sache mit der nichtmenschlichen Hexe fänden sie allerdings beunruhigend. Sie wurden in der Vergangenheit mehrfach gewaltsam erobert, und die meisten ziehen einfach den Kopf ein und warten, bis der Sturm vorüber ist. Nasaan hat angeboten, bei einer Kapitulation die Stadt zu verschonen, und die Mehrheit der Bewohner war damit einverstanden.« Er hielt inne. »Bei seinen Kriegern liegt die Sache anders. Die Wüstenstämme sind grausam und blutdürstig, und es gilt als hohe Ehre, im Kampf zu sterben. Sollte es zur Schlacht kommen, so müsste man die Gegner bis auf den letzten Mann töten, bevor ihr Widerstand gebrochen wäre … und vielleicht nicht einmal dann.
Um die Stadt zieht sich ein Streifen Niemandsland, und jenseits davon beginnt die Große Wüste. Sie wird von Nomaden bevölkert, die immer dorthin ziehen – und sich um die Stellen streiten –, wo ihre Tiere etwas zu fressen finden. Alle Stämme in der Nähe der Stadt haben Nasaan den Treueeid geleistet. Die Stämme weiter draußen …« Er zögerte. »Mein Kundschafter hat seltsame Gerüchte gehört. Dort scheint eine zehrende Seuche zu grassieren. Es wurde berichtet, dass man die Götter sogar mit Menschenopfern zum Eingreifen zu bewegen suchte.«
Das ist der Einfluss eines Seelenfressers , dachte Colivar. Vielleicht auch von mehreren. Der Gedanke weckte Erinnerungen aus so ferner Vergangenheit, dass sie zu einem fremden Leben zu gehören schienen. Bilder huschten vor seinen Augen vorbei: ganze Städte, denen man den Geist ausgesogen hatte; Männer und Frauen, die nicht mehr die Kraft hatten, sich selbst zu ernähren; verlassene Kinder, deren Eltern nicht mehr fähig gewesen waren, ihnen menschliche Zuneigung zu geben. »Wo soll diese Krankheit wüten?«
Farah zeichnete einen großen Kreis auf die Karte. Im Osten ging er durch einen schmalen Streifen von vollkommen parallel angeordneten Bergketten. Es sah aus, als hätte ein großes Tier mit seinen Klauen die Erde aufgerissen.
»Dort sind sie«, flüsterte Colivar. »Die Seelenfresser.«
Ramirus sah ihn an. »Wie viele sind es nach deiner Schätzung?«
Colivar kniff die Augen zusammen und rechnete. »Wenn es zu Anfang etwa dreihundert waren … abzüglich denen, die zum Schutz der Königin im Norden zurückgelassen und von ihr getötet wurden … wahrscheinlich nur eine symbolische Truppe, da sie eindeutig vorhatten, ihren Schwerpunkt nach Süden zu verlegen …« Er hielt inne. »Wir sollten uns auf zwei Dutzend einstellen. Mindestens.«
Sula pfiff leise. »Das
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