Die Seelenkriegerin - 3
wenn sie nicht gesehen werden will. Und wahrscheinlich kann man ihr auch mit Zauberei nichts anhaben, solange ihre Abwehr steht.« Sie warf einen Blick auf Salvator. »Das Gleiche gilt für Hexerei.«
»Also müssen wir sie aus der Stadt locken«, folgerte Salvator.
»Siderea ist nicht dumm«, stellte Colivar klar. »Sobald sie eine Verfolgung wittert, wird sie aus Jezalya fliehen und die Ikati-Königin mitnehmen.«
Salvator nickte. »Dann müssen wir als Erstes dafür sorgen, dass sie das nicht kann.«
Sina meldete sich. »Es müsste möglich sein, einen Zauber aufzurichten, der jede Beförderung verhindert. Aber wenn wir nicht genau wissen, wo sie sich befindet, wäre der Energieaufwand …«
»Ihr müsstet ganz Jezalya abdecken«, sagte Ramirus. »Und da man das Lager nicht unmittelbar neben der Stadtmauer aufschlagen kann, müsste man noch eine Menge zusätzliches Gelände mit einbeziehen.«
Favias zeigte auf die Stellen, wo nach Farahs Angaben Anker gesetzt worden waren. »Nehmen wir an, alle Hexen und Hexer landen gleichzeitig an diesen Punkten, könnten sie dann von dort aus ausschwärmen, Sina?«
»Sechs rings um die Stadt verteilte Fokuspunkte müssten genügen, um ein stabiles Einschlussfeld zu errichten«, antwortete sie. »Damit würde zwar nicht jegliche Hexerei verhindert, aber wir könnten jeden Versuch einer magischen Beförderung unterbinden.«
»Siderea könnte also weder mit noch ohne ihre Ikata entkommen.«
»Sechs Fokuspunkte für unsere Hexen und Hexer sind auch sechs Schwachpunkte, an denen ein Feind angreifen kann«, gab Farah zu bedenken. »Wer einen Hexer tötet, unterbricht den Kreis. Ihr seid umgeben von Stämmen, die Nasaan und möglicherweise auch Siderea untertan sind. Zu einfach.«
»Unsere Seher können ihre Energie zu einer gemeinsamen Beschwörung zusammenschließen«, erklärte ihm Favias. »Einen von ihnen zu entfernen könnte die Beschwörung schwächen, aber sie würde nirgendwo völlig zusammenbrechen.«
»Doch die Schwachstelle könnte Siderea den Durchbruch gestatten«, gab Salvator zu bedenken. »Jeder, der an der Beschwörung beteiligt ist, braucht daher militärische und metaphysische Deckung.«
»Habt Ihr dafür genügend Hexen und Hexer?«, fragte Farah mit hochgezogener Augenbraue.
Salvator blickte zu ihm auf. Ein schwaches Lächeln umspielte seine Lippen. »Gott sorgt für seine Gläubigen, König Farah.«
»Wir haben es immer noch mit zwei Dutzend Seelenfressern zu tun«, erinnerte Favias. »Sie werden uns sehen, sobald wir ankommen, und wenn sie über menschliche Intelligenz verfügen, werden sie sich zusammenreimen, was wir im Schilde führen. Jeder Einzelne könnte eine Hexe und ihre Beschützer vernichten, ohne beim Fliegen aus dem Takt zu kommen. Wir müssen uns also zuerst mit ihnen befassen, sonst ist alles andere sinnlos.«
»Aber wenn wir zuerst mit ihnen kämpfen, wird Siderea wissen, dass Gefahr im Verzug ist, und wahrscheinlich fliehen. Mit ihrer Königin.« Salvator rieb sich die Stirn, doch seine Kopfschmerzen ließen nicht nach. »Welche Waffen können gegen diese Kreaturen noch eingesetzt werden? Außer den naheliegenden?«
»Hexerei erfordert – genau wie Zauberei –, dass man seine geballte Aufmerksamkeit auf das Ziel richtet«, sagte Ramirus. »Und ob das zuverlässig verfügbar ist, wissen wir nicht.«
»Ich habe gegen einen Seelenfresser gekämpft«, erinnerte ihn Kamala. »Vor Dantons Palast. Damals ist es mir gelungen, ihn ins Visier zu nehmen und ihn mit … Hexerei anzugreifen.«
Colivar schüttelte den Kopf. »Dieses Ungeheuer war durch den Tod seines menschlichen Konjunkten geistig verwirrt. Es konnte kaum klar denken, geschweige denn sich wirksam verteidigen.«
Salvator schaute jäh auf. »Reagieren sie alle so, wenn ihre menschlichen Partner getötet werden?«
Colivar ließ sich mit der Antwort Zeit und überlegte, was er sagen und was er verschweigen sollte … und welche Erinnerungen seine Worte wachrufen könnten. Dann erklärte er sehr leise: »Soviel ich weiß, kommt es darauf an, wie lange die Bindung bestanden hat. Wenn der Zusammenschluss noch frisch ist, wird der menschliche Geist beim Tod des Seelenfressers einfach in seinen früheren Zustand zurückversetzt. Ein bestürzendes Erlebnis, gewiss, aber man wird nicht zwangsläufig handlungsunfähig. Doch je länger eine Bindung andauert, desto mehr wächst die wechselseitige Abhängigkeit der beiden Bewusstseine. Wenn man unvermittelt die Hälfte seiner Seele
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