Die Seelenkriegerin - 3
ich zwei Ablenkungsmanöver. Das erste hat lediglich den Zweck, das zweite überzeugend aussehen zu lassen. Wir schicken unsere Leute mithilfe von Hexen und Hexern direkt nach Jezalya, während gleichzeitig in Farahs Reich unübersehbare Vorbereitungen für ihren Empfang getroffen werden. Wenn Siderea da draußen tatsächlich einen Hauch von Magie auffängt und der Sache nachgeht, wird sie feststellen, dass wir von allen Beteiligten in fünf Tagen in Farahs Lager erwartet werden.«
»Dann wollt Ihr vermutlich in fünf Tagen in Jezalya sein?«, fragte Ramirus. »Denn danach wird Farah merken, dass etwas faul ist … und alle seine Männer ebenfalls.«
Salvator nickte. »Wir brechen gleich von hier auf, sobald Farah abgereist ist. Unser Lager ist viel aufwendiger als das seine, deshalb dauert der Abbau natürlich länger. Ein harmloser Grund, um zurückzubleiben. Wenn seine letzten Kundschafter die Gegend verlassen, fangen unsere Hexen und Hexer bereits an, die Portale nach Jezalya zu errichten. Wenn alles gut geht, sind wir schon fort, bevor Farah zu Hause seine ersten Befehle erteilen kann.«
Colivar zog eine Augenbraue hoch. Deine Büßerhexen sind also bereits hier im Lager und deine Heiligen Hüter ebenfalls. Vielleicht als Soldaten verkleidet? Und die enorme Größe deines Feldlagers lieferte dir einen Vorwand, Vorräte in rauen Mengen heranschaffen zu lassen, ohne dass jemand Fragen stellte. Sehr gerissen.
Ramirus räusperte sich. »Da ist noch etwas, Majestät. Ich bitte vielmals um Vergebung, ich weiß, wie wichtig Euer Glaube für Euch ist … aber wir brauchen einen Magister in Anchasa. Daran führt einfach kein Weg vorbei.«
Salvators Miene verdüsterte sich. »Warum?«
»Siderea weiß, dass eine Magistertruppe Jagd auf sie macht. Wenn Eure Ablenkung nicht den leisesten Hauch von Zauberei an sich hat, wird sie das Spiel durchschauen und weiterhin anderswo nach ihren Feinden suchen.«
Salvator schwieg einen Moment und überdachte mit zusammengekniffenen Augen die philosophischen Verästelungen, die sich aus diesem Ansinnen ergaben. Früher einmal hätte Colivar seine Antwort erraten können, doch in letzter Zeit erwies sich der junge König als recht unberechenbar. Und unerwartet interessant.
»Ich glaube nicht, dass Gott etwas dagegen hätte, wenn ein Magister ein leeres Gebiet bewacht«, sagte Salvator endlich. »Wisst Ihr jemanden, der sich dorthin begeben könnte?«
Ramirus wandte sich an Colivar. »Ich schlage Sula vor.«
Colivar sah den Ausdruck in seinen Augen und nickte. »Einverstanden.«
Geschickter Zug, Ramirus. Ich traue ihm auch nicht.
»Nun müssen wir sie nur noch überrumpeln«, sagte Salvator, »und uns mit zwei Dutzend Seelenfressern herumschlagen.« Er seufzte tief auf. »Einen Vorteil könnte deren Anwesenheit haben. Vielleicht hat Siderea keine anderen Vorkehrungen zu ihrem Schutz getroffen, weil sie davon ausgeht, dass die Ungeheuer jede Hexe, jeden Magister und jedes Heer von Sterblichen ausschalten können. Die Kehrseite der Medaille …« Er schüttelte sichtlich entnervt den Kopf. »Nun ja, wir haben es mit zwei Dutzend Seelenfressern zu tun. Und wenn wir uns die nicht vom Hals schaffen können, ist alles andere nur leeres Gerede. Sie sind der Schlüssel zu unseren Plänen.«
Gwynofar meldete sich. »Sollen wir nicht abwarten, was die Archivare morgen zu sagen haben?« Sie warf einen Blick auf Favias. »Vielleicht haben sie Vorschläge. Für heute haben wir, denke ich, getan, was wir können.«
»Jawohl.« Wieder seufzte Salvator. »Das kann man so sagen.«
Er reichte seiner Mutter den Arm, um sie hinauszugeleiten. Sie nahm ihn, und er nickte seinen Gästen zum Abschied höflich zu. Sogar den Magistern, wie Colivar nicht entging.
Von Tag zu Tag unberechenbarer.
Und interessanter.
Kapitel 31
Kamala fand Colivar weit vom Hauptlager entfernt, wo er den aufgehenden Mond betrachtete. Sie stellte sich schweigend neben ihn und sah zu, wie die volle Scheibe sich über den Horizont schob, während der dämmrige Himmel sich langsam schwarz färbte.
»Damals hatten sie noch keine menschliche Intelligenz«, sagte Colivar endlich. »Sie konnten sich noch nicht in großer Zahl zusammenrotten. Sie fürchteten das Feuer. Und obwohl das alles zu unseren Gunsten sprach, konnten wir sie nur mit knapper Not besiegen. Tausende von Hexen und Hexern fanden dabei den Tod. Tausende. So viele können wir heute gar nicht mehr aufbieten. Wie sollen wir das schaffen?«
»Wir haben
Weitere Kostenlose Bücher