Die Seelenkriegerin - 3
nicht. Dachtet Ihr wirklich, dafür entstünden keine Kosten? Und selbst wenn es Euch gelänge, eigene Anker einzurichten … was ist dann mit der Rückreise nach Ende der Schlacht? Wollt Ihr Euren Hexern dafür noch mehr von ihrer Lebensenergie abfordern?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Nicht Ihr, König Salvator. Büßer könig Salvator. Ihr wollt, dass Eure Leute auf normalem Wege nach Hause zurückkehren. Das heißt, sie müssen Anchasa durchqueren.« Er nickte in Richtung der Anker in seiner Hand. »Ich finde die Investition für so viele Menschenleben angemessen.«
»Was ist Euer Preis?«, fragte Salvator heiser.
Farah breitete die Arme weit aus. »Ich will nur zurück, was mir von Rechts wegen gehört, aber meinem Volk vor Jahren genommen wurde.« Er nickte zur Zeltklappe hin und deutete auf die riesige Ebene dahinter. »Coldorra.«
Salvator zischte leise. Colivar sah, wie Ramirus zusammenzuckte. »Kommt nicht infrage«, sagte der Großkönig kalt.
Farahs Miene verfinsterte sich. »Überlegt Euch Eure Antwort gut, Salvator. Die Zeit für Euren Feldzug wird knapp. Habt Ihr das nicht selbst gesagt? Wie viele Hexen und Hexer müsstet Ihr opfern, um auf anderen Wegen rechtzeitig an Euer Ziel zu gelangen? Ich finde, unter diesen Umständen mache ich Euch ein gutes Angebot.«
Colivar sah, wie sich Salvators Lippen zu einer schmalen, harten Linie spannten, und musste ein Lächeln unterdrücken. Ach, Farah, und ich dachte schon, du wärst weich geworden. Freut mich, dass du doch noch eine Karte im Ärmel hattest. Natürlich würde der Großkönig nachgeben müssen. Seine Religion ließ ihm keine andere Wahl. Farah hingegen hätte ohne Zögern hundert Hexen und Hexer sterben lassen, um seinen Krieg zu gewinnen.
»Die Antwort lautet ›Nein‹«, bekräftigte Salvator.
Gwynofar sah ihn verdutzt an. Sogar Ramirus zog scharf die Luft ein.
Farahs Augen wurden schmal. »Seid Ihr ganz sicher, König Salvator? So viele Menschenleben gegen ein kleines Stück Land?« Ein kaltes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Von einem Büßerkönig hätte ich bessere Wertmaßstäbe erwartet.«
»Die Antwort lautet ›Nein‹«, wiederholte Salvator ungerührt. »Und dabei bleibt es. Ich lasse mich nicht dazu erpressen, mein Reich zu verkleinern.« Er hob zum Abschied die Hand. »Mir scheint, wir sind hier fertig, König Farah. Ich danke Euch für Eure Hilfe. Alles Weitere übernehme ich.«
Er wandte sich ab.
»Salvator.«
Er blieb stehen, kehrte Farah aber weiterhin den Rücken zu.
»Eure Leute kommen aus dem Norden. Die meisten sogar aus dem hohen Norden. Meint Ihr wirklich, Ihr könntet sie so einfach – in voller Rüstung – in die Wüste und in einen Krieg schicken, als wärt Ihr noch in Eurem Großkönigreich?« Farah schüttelte verächtlich den Kopf. »Sie werden keinen einzigen Tag durchhalten, manche nicht mal ein paar Stunden. Ich habe fremdländische Heere erlebt, die durch die Wüstenhitze um die Hälfte dezimiert wurden, bevor die Kämpfe überhaupt begonnen hatten.«
Nun drehte Salvator sich langsam wieder um. »Was schlagt Ihr also vor?«
»Sie brauchen Zeit, um sich an das Klima zu gewöhnen. Einen sicheren Ort, wenn sie zum ersten Mal ins Schwitzen kommen. Sie müssen lernen, wie man sich in der Wüste verhält. Was ist, wenn alle Eure Hexen und Hexer fallen? Dann haben die Überlebenden einen langen Fußmarsch nach Hause vor sich.« Er hielt inne. Als Salvator immer noch nicht antwortete, fügte er hinzu: »Ihr solltet einen Führer haben, der sich mit den Wüstenbewohnern verständigen kann. Einen geländekundigen Mann, der die Verhandlungen führt, wenn Ihr auf feindliche Stämme stoßen solltet.«
»Heißt das, Ihr würdet uns das alles zur Verfügung stellen?«, fragte Salvator ruhig.
Farah warf einen Blick auf Kaht, der kaum merklich den Blick senkte. Weiter ließ sich ein Nicken nicht mehr reduzieren.
»Bringt Eure Leute an meine Südgrenze«, sagte Farah, »und ich sorge für Unterkünfte und Verpflegung. Nehmt Euch fünf Tage Zeit – drei für hartes Exerzieren und zwei Ruhetage vor der Begegnung mit dem Feind –, und Eure Chancen werden sich verbessern, das garantiere ich.« Er hielt kurz inne. »Die Wüstengötter sind grausam, Salvator. Wer sie unterschätzt, ist ein Narr.«
»Ihr habt von Exerzieren gesprochen. Und von einem Führer.«
Wieder wandte sich Farah an Kaht, und der nickte auch diesmal. »Marschall Kaht wird die Ausbildung Eurer Männer übernehmen. Ich besorge den
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