Die Seelenkriegerin - 3
bekommen.
Nyuku drehte sich in der Luft und setzte in dem Moment, in dem er gegen die Wand prallte, Zauberei ein, um die Speere unter sich zerfließen zu lassen. Darauf hatte Colivar nur gewartet. Er schnellte auf Nyuku zu und berührte ihn an einer Stelle, wo er nicht gepanzert war, kurz so, dass die Handfläche mit der tödlichen Substanz fest auf die bloße Haut des Kannoket gedrückt wurde. Der Reiter erschauerte, und sein Körper krachte in die Waffen, bevor sie vollends stumpf geworden waren. Die meisten Spitzen glitten an seiner Ikati-Rüstung ab, aber eine befand sich genau unter ihm, sie drang durch, und Colivar hörte ihn wimmern – nicht vor Schmerz, sondern aus Angst vor dem, was sonst noch mit ihm geschah.
Der Kannoket fiel zu Boden und blieb liegen. Sein Körper zuckte noch ein paar Mal, doch man sah deutlich, dass er ihn nicht mehr unter Kontrolle hatte. Offenbar gehorchte ihm auch sein Geist nicht mehr. Colivar stand da und wartete auf eine Bewegung, die ihm sagte, dass sein Plan misslungen war. Doch endlich gab es keinen Zweifel mehr. Nyuku hatte das Bewusstsein verloren. Der Kampf war zu Ende.
Die Bestie in Colivar kreischte, er solle seinem Gegner die Kehle aufreißen und sein Blut trinken, um seine Rache zu krönen, aber er schüttelte den Kopf und widmete sich wieder seiner Magie. Schmerzen durchzuckten, noch verschärft durch die körperliche Erschöpfung, seine veränderten Muskeln, als er die Substanz auf seiner Handfläche vorsichtig auflöste und sich davon überzeugte, dass auch kein Krümelchen davon zurückblieb. Das Gift, mit dem Lazaroth Kamala kampfunfähig gemacht hatte, war viel zu unberechenbar, um gefahrlos damit hantieren zu können. Den Göttern sei Dank, dass er so vorausschauend gewesen war, die Spuren auf dem Ring zu studieren, den er sich aus Tefilat zurückgeholt hatte.
Er entfernte auch die Schutzschicht, mit der er seine Hand umgeben hatte, dann wandte er sich seinem Publikum zu. Er wusste genau, wer der Zuschauer sein musste, dennoch war er erschüttert, als er sie erblickte.
Siderea Aminestas!
Sie trug ein kostbares Gewand aus violetter Seide, auf ihren dichten schwarzen Locken ruhte eine Krone, und zwischen ihren vollen Brüsten rieselte eine Kette aus Goldtropfen wie Regenwasser herab. Ihr Duft war eine Mischung aus menschlicher Erregung und dem süßlich-würzigen Geruch einer Seelenfresser-Königin; er erschauerte, als er ihm in die Nase stieg und abermals Erinnerungen weckte. Nyuku konnte ihm nichts mehr anhaben, aber sein Körper war eine Trophäe. Ein Geschenk, das er ihr darbringen konnte. Solche Geschenke hatte es schon früher gegeben, zum Beispiel tote Krieger in bläulich schwarzen Panzerungen, die er verschiedenen Königinnen zu Füßen gelegt hatte. Er kämpfte gegen die Flut der Erinnerungen an, die ihn zu überschwemmen drohte, aber der Kampf mit Nyuku hatte die Tür zu seiner Vergangenheit geöffnet, und nun ließ sie sich nicht wieder schließen. Er war Paarungspartner einer Königin gewesen. Nyuku hatte ihn um dieses Vorrecht gebracht. Jetzt würde er sich holen, was ihm zustand.
Neben Siderea stand ein Mann. Colivar dachte schon, er müsse auch mit ihm kämpfen. Zwar war der Mann bewaffnet und begegnete Colivar mit deutlichem Misstrauen, aber ihm fehlte Nyukus Ausstrahlung. Dieser Mann hatte nie die Freuden des Fluges genossen oder vor den Begierden eines Ikata kapituliert. Er war in dieser Geschichte so unwichtig wie ein Schoßhündchen.
Colivar musste diese Begierde stillen. Das uralte Ritual musste endlich vollzogen werden. Langsam, mit schmerzenden Muskeln ließ er sich auf ein Knie nieder und senkte den Kopf. Er hörte, wie Siderea scharf den Atem einzog, und glaubte, das Echo ihres Herzschlags in seiner eigenen Brust zu spüren.
»Ich habe für dich getötet«, flüsterte er.
Ein Flug über den eisigen Himmel, trunken vom Duft der Königin … das Blut des Feindes im Mund … hier, hier ist meine Gabe, sie beweist meine Stärke, meinen Wert … ich habe für dich getötet, meine Königin.
Kamalas Augen flogen auf. Sie wusste nicht gleich, wo sie war. Die Bilder von Colivar waren so stark gewesen, dass es ihr schwerfiel, ihre Aufmerksamkeit auf andere Dinge zu richten.
Dann begriff sie, was vorging.
Sie wandte sich an Salvator. »Er ist bei ihr.« Sie spürte es auf den Lippen, dass sie die Wahrheit sprach. »Los!«
Der Großkönig gab den Anführern der Hexen und Hexer ein Zeichen, sie nahmen ihre Positionen ein und konzentrierten
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