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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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bewegen konnte.
    Im Moment drängten sich die geschliffenen Kristallsteine für Anchasas Truppen um die Hauptstadt der eigenen Nation oder standen etwas weiter nördlich in Reih und Glied an der Südküste des Tränenmeeres; kleine Obelisken stellten Hundertschaften von Soldaten dar, große Obelisken standen für Tausendschaften. Auch weiter nördlich, gegenüber dem Stützpunkt am Isthmus von Tathys, stand eine Traube von Truppenkristallen … der Isthmus war die einzige Möglichkeit, auf dem Landweg ins Großkönigreich zu gelangen. Eine Defensivformation oder eher ein Angriffsfeldzug im Planungsstadium? Colivar schaute lange darauf, konnte die Frage aber nicht beantworten.
    In einer Welt ohne Magister wäre eine solche Karte unbezahlbar gewesen. In einer Welt, wo regelmäßig mit starken Zauberkräften Herrscherlaunen befriedigt wurden, war sie lediglich ein Spielzeug.
    Seine Majestät Hasim Farah der Allergnädigste, Geißel der Tathys, Hüter des Lebensflusses, Bewahrer der Heiligen Stadt, riss sich aus seinen Betrachtungen und schaute auf, als sein Magister eintrat. Ein spöttisches Lächeln erschien auf seinem Gesicht. Er musterte den Besucher überrascht. »Colivar, nicht wahr? Ich glaube, ich kannte einmal jemanden dieses Namens. Mit der Zeit vergisst man solche Dinge.«
    Der Magister lachte leise. »Ich bitte um Nachsicht für meine lange Abwesenheit.« Er senkte respektvoll den Kopf. »Wobei mich Eure Majestät natürlich nur zu rufen bräuchten, wenn Ihr meiner Dienste bedürft. Oder habt Ihr auch das vergessen?«
    »Schon gut, schon gut.« Farah winkte mit beringter Hand ab. »Selbstverständlich könnt Ihr kommen und gehen, wie Ihr wollt. Es war nur ein Scherz.« Er klatschte laut in die Hände, und sofort erschien ein Eunuch in weißer Seide. »Erfrischungen für meinen Königlichen Magister.« Der Mann verneigte sich und eilte davon.
    Colivar war zu sehr in Gedanken, um Hunger zu spüren, aber er hatte längst gelernt, dass man sich gegen Farahs Gastfreundschaft nicht wehren konnte. Der König war ein Sohn der Wüste, und seine Kultur verpflichtete ihn zu solchen Gesten. Es war leichter, mit ihm das Brot zu brechen und eine Handvoll Oliven zu essen, als darum zu streiten, ob solche Dinge nötig waren.
    »Kommt.« Farah ging auf Colivar zu, klopfte ihm auf die Schulter und forderte ihn mit einer Handbewegung zum Mitkommen auf. Colivar kannte wenige Männer, die einen Magister so unbefangen berührt hätten. »Ihr sorgt für den nötigen Regen, der meine Getreidespeicher füllt. Meine Frauen sind fruchtbar, meine Sklavinnen bemühen sich, mich zu erfreuen, und das Grüne Erbrechen – oder wie immer diese elende Seuche genannt wird – ist nie über die Grenzen meines Landes gekommen. Was könnte ein König noch mehr verlangen?«
    Colivar warf nochmals einen Blick auf die Karte. »Sieht ganz so aus, als würdet Ihr ein paar neue Unternehmungen vorbereiten.«
    »Ach ja.« Farah folgte seinem Blick zu den Figuren an der Tathys und zu den Jaspisflächen darüber. »Verlockend, nicht wahr? Ein junger Großkönig, dessen Stärke noch nicht erprobt wurde, der dem Vernehmen nach den Magistern misstraut und einer Religion anhängt, die ihn mit Schuldgefühlen und Kasteiungsgeboten fesselt. Bisher habe ich mich darauf beschränkt, Informationen über ihn zu sammeln und ihm vielleicht durch Mittelsmänner ein paar politische Nadelstiche versetzen zu lassen, aber ich will nicht leugnen, dass mich die Aussicht auf einen richtigen Krieg reizen könnte. Wir haben seit vielen Jahren nicht mehr offen und ehrlich gegen das Großkönigreich gekämpft.«
    »Unterschätzt Salvator Aurelius nicht«, warnte Colivar. »Hinter dem Mann steckt mehr, als man ihm auf den ersten Blick ansieht.«
    »Natürlich. Sonst hätte ihn seine Mutter nicht zum Thronfolger gemacht.« Er schüttelte den Kopf. »Man stelle sich vor. Eine Frau bestimmt, wer Großkönig wird! Ich bin einerseits fassungslos, wie so etwas geschehen konnte, andererseits würde ich diese Frau nur zu gern mit eigenen Augen sehen.«
    Colivar lächelte. »Nur sehen , Majestät?«
    Der König von Anchasa lachte lange und herzlich. Sein Lachen war kraftvoll und energisch und hallte von den Steinmauern wider wie das Läuten einer großen Glocke. »Ihr kennt mich zu gut, Magister. Kommt. Lasst uns das Brot miteinander brechen.«
    Er führte Colivar in ein prunkvolles Gemach. Dort wurde bereits das rituelle Gastmahl aufgetragen. Der Boden war mit kostbaren Webteppichen

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