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Die Seelenkriegerin - 3

Die Seelenkriegerin - 3

Titel: Die Seelenkriegerin - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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sitzt. Ich kann mir zwei Frauen vorstellen, die diesem Bild entsprächen, und wie die Dinge liegen, könntet Ihr am Ende beide im Zentrum der Ereignisse stehen.« Er zuckte die Achseln. »Selbst wenn die Prophezeiung zutrifft, würde ich mich hüten, jeden einzelnen Absatz wörtlich zu nehmen. Aber als allgemeine Warnung, auf das Schlimmste gefasst zu sein und so viel wie möglich über den Feind in Erfahrung zu bringen, solange man noch die Zeit dazu hat … ja, Majestät, insoweit ist sie sicherlich zutreffend.«
    »Ich danke Euch, Ramirus.« Sie seufzte. »Werdet Ihr also wieder in den Palast ziehen? Eure Gemächer sind noch genauso, wie Ihr sie verlassen habt. Ich habe niemandem gestattet, sich an Euren Sachen zu schaffen zu machen.«
    »Ich hätte gedacht, dass Danton alles in Brand setzen würde, nachdem er mich fortgejagt hatte. Oder zumindest, dass er alles in Stücke schlagen würde, was ihm in die Finger kam.«
    »Das wollte er.« Ein weiches Lächeln – halb Sehnsucht, halb Trauer – ging über ihr Gesicht. »Ich habe es nicht zugelassen.« Sie strich mit ihrem schmalen Finger über die dünnen Lederzügel. »Ich hatte immer die Hoffnung, dass Ihr zurückkehren würdet.«
    »Hm«, knurrte er. »Wer könnte so grausam sein, Euch nach einer solchen Aussage einen Korb zu geben?«
    Sie legte den Kopf schief. »Heißt das ›ja‹?«
    »Ganz recht. Es heißt ›ja‹. Obwohl mich dünkt, Salvator ging nicht davon aus, dass ich tatsächlich einziehen würde, als er erklärte, ich sei im Palast willkommen. Es wird …« Ein trockenes Lächeln umspielte seine Lippen. »…eine interessante Erfahrung.«
    Ihre Augen wurden schmal. »Reizt ihn nicht, Ramirus.«
    Er lachte leise. »Das ist, als würdet Ihr einem Fisch das Schwimmen verbieten, Majestät. Aber keine Sorge, ich werde mich bemühen, Euren Büßersohn nicht allzu sehr zu quälen. Soweit natürlich nicht schon meine bloße Anwesenheit eine Qual für ihn ist.«
    Er trat zurück, um ihr Platz zu machen, und nickte ihr zum Abschied leicht zu. Sie erwiderte den Gruß, wendete die weiße Stute mit einem Druck ihrer Knie, bis sie zum Palast schaute, und ritt an. Erst wenn sie außer Sicht wäre, würde er sich in seine Macht hüllen. Erst wenn sich die Schatten der Nacht über ihn senkten, würde er mit ihnen verschmelzen und sich so lautlos und heimlich wie der Wind entfernen.
    Sie trieb ihre Stute unvermittelt in Galopp und überließ es den erschrockenen Dienern, ihre Pferde zu wenden und hinterherzujagen, um sie einzuholen, bevor sie den Palast erreichte.

Kapitel 9
    Sie wurde von Göttern beobachtet.
    Kamala spürte sie auf allen Seiten, als sie in den Rauch blickte. Ein Kreis von Göttern, der sie anstarrte, während sie ihr Zweites Gesicht aufs Äußerste anstrengte, um mit der reinen Morati-Gabe zu erreichen, was ihr bislang mit Zauberei nicht gelungen war. Die Gesichter waren gleichmütig, sie verrieten nichts, aber ihre Gegenwart verursachte ihr eine Gänsehaut.
    Auch wenn es ihr gelang, sie so weit aus ihrem Bewusstsein zu verdrängen, dass sie sich auf ihr inneres Auge konzentrieren konnte, hatte sie keinen Erfolg. Sie war nicht bloß mit der Magie unzählige Male gescheitert, nun versagte auch ihre angeborene Gabe.
    Mit einem Seufzer hockte sie sich auf die Fersen und rieb sich mit müden Fingern den Kopf. In ihrer Opferschale verbrannte ein parfümiertes Tuch aus Siderea Aminestas’ Sammlung langsam zu Asche und schickte mit seiner metaphysischen Resonanz einen stechenden Rauch in die Lüfte. Morati-Mystiker setzten solche Mittel oft zur Unterstützung ihres Zweiten Gesichts ein, die Muster des Rauchs sollten ihnen helfen, Sinn aus dem Nichts zu beschwören. Hatte sie wirklich geglaubt, eine Nase voll wohlriechendem Rauch könnte auch bei einem Magister etwas bewirken? Oder empfand sie einfach nur das Ritual als beruhigend?
    Sie schloss kurz die Augen, atmete die duftende Luft in tiefen Zügen ein und versuchte, ihren Geist zu zentrieren. Geflüster drang an ihr Ohr, weich wie das Summen von Insekten. Die Stimmen der Götter? Sie versammelten sich jedes Mal, wenn sie den Versuch unternahm, die Hexenkönigin zu finden. Ein Dutzend unbekannter Gottheiten, zwei Dutzend, manchmal bis zu hundert, in Gewändern unbekannten Stils aus Stoffen von feinster Seide bis hin zu derbem Hanf. Die Zauberei lieferte ihr den einen oder anderen Namen zu einem Gesicht in der Menge – Sekmenit der Blutrünstige oder Utark, der Herr der Toten  –, aber sie sagte

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