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Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)

Titel: Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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bluteten und starben die Männer, aber selbst im größten Chaos drang niemand in ihren Bannkreis ein. Nicht weit vor ihren Füßen spritzte das Blut über den Boden, Pferdehufe rissen die Erde auf und schleuderten Lehmklumpen auf sie zu … doch Männer wie Pferde bogen vor ihr ab und setzten ihr blutiges Werk anderswo fort. Kein lebendes Wesen wagte sich in ihre Nähe.
    All das erfasste Nasaan in jenem flüchtigen Moment, bevor ihn ein feindlicher Krieger angriff und er einmal mehr um sein Leben kämpfen musste. Erst als er den Mann erledigt hatte – ein Kinderspiel, da der Feind völlig verwirrt war –, konnte er sich wieder der Frau zuwenden.
    Sie war immer noch da. Unberührt vom Kampfgeschehen.
    Ihre Augen waren so schwarz wie die Wüstennacht und voller Verheißung.
    Ein verletztes Pferd taumelte an Nasaan vorbei. Sein Reiter, ein junger Mann in blank poliertem Schuppenpanzer, zielte mit dem Schwert auf seinen Kopf. Nasaan fing den Hieb mit dem Schildrand ab und schlug die Klinge mühelos beiseite; der Mann war schwach wie ein Kind.
    Das ist ihr Werk , dachte er, während er seinem Gegner mit einem schnellen Schnitt den Bauch aufschlitzte und zusah, wie er zu Boden sank. Über ihm schlug das Riesentier gleichmäßig mit den Schwingen und wehte Nasaan den Staub in die Augen. Er blinzelte, sah gerade noch, wie er erneut angegriffen wurde, und enthauptete den Mann mit einem einzigen wuchtigen Streich. Dabei brach dessen Pferd so schnell in die Knie, als hätte man ihm die Sehnen durchschnitten.
    Magie.
    Er brauchte sie nicht anzusehen, um zu wissen, dass sie lächelte. Er spürte ihre Gegenwart am ganzen Körper, ihre Verheißung strich ihm wie mit kalten Fingern über den Rücken. Du willst Jezalya. Die Worte waren wie Eis auf seiner Haut. Ich kann es dir verschaffen. Hatte sein Vorfahre etwas Ähnliches erlebt? War das Angebot seiner Djira ebenso verführerisch und zugleich beängstigend gewesen und hatte seine Seele in solche Verwirrung gestürzt, dass er kaum noch klar denken konnte? Die Berührung eines Wüstengeistes dürfte sich nicht kalt anfühlen, das wusste Nasaan. Aber es war eine eher abstrakte Überlegung, und im Zentrum seines Interesses stand das, was er vor sich sah. Er wehrte die Klinge eines weiteren Angreifers ab, während er sich mit ihrem Angebot beschäftigte.
    Ich kann dir zum Sieg verhelfen , flüsterte sie in seinem Gehirn.
    Würde der Feind schlagartig wieder zu sich kommen, wenn er ablehnte? Vielleicht sogar seinerseits magische Unterstützung erhalten? Die Vorstellung, dass seine eigenen Krieger von dieser seltsamen Geisteskrankheit befallen werden könnten, war bestürzend. Mut allein konnte ein Heer vor einer solchen Macht nicht schützen. Keine menschliche Eigenschaft konnte das.
    Er nützte eine Atempause, um einen Blick über das Schlachtfeld zu werfen. Seine Männer hielten sich wacker und hatten sich die unheimliche Schwäche des Feindes zunutze gemacht, um trotz ihrer zahlenmäßigen Unterlegenheit dessen Reihen zu lichten. Womöglich könnten sie sich sogar behaupten, wenn sich die Djira jetzt gegen sie stellte. Aber in Jezalya drängte die Zeit, und mit jeder Minute, die sie hier vergeudeten, vergrößerte sich die Gefahr für seine Leute hinter diesen Mauern. Die großen Tore konnten jeden Moment geschlossen werden, und dann wären seine Männer in der Stadt isoliert. Dazu durfte er es nicht kommen lassen.
    Er biss die Zähne zusammen und wandte sich abermals der Djira zu. Sie war von einem Ring aus toten Männern und Pferden umgeben wie von einem grausigen Belagerungswall. Zu ihren Füßen war der Boden mit frischem Blut getränkt und glänzte im matten Licht des frühen Morgens.
    Er wartete, bis sie ihm in die Augen sah, dann nickte er.
    Nun geh. Die Worte schallten so deutlich durch sein Gehirn, als hätte sie laut gesprochen. Reite nach Jezalya. Nimm die Stadt ein.
    Er zögerte … aber nur einen Atemzug lang. Dann wendete er sein Pferd, richtete es erneut auf die Stadt, rief seine Männer zu sich und befahl ihnen, ihm zu folgen. Einige sahen ihn an, als zweifelten sie an seinem Verstand, doch etwas an seinem Verhalten überzeugte sie wohl, dass er nicht verrückt geworden war. Vielleicht waren sie auch nur bereit, ihm blind zu gehorchen. Einer nach dem anderen suchte sich einen Weg aus dem Getümmel der Schlacht und kam zu ihm. Die verwirrten Feinde stolperten ihnen nicht nach. Etwas hatte ihren Gliedern alle Kraft und ihren Herzen allen Lebensmut ausgesogen. Die

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