Die Seelenkriegerin: Roman (German Edition)
sich zu einem halben Lächeln. »… wenn das, was man sich über Euch erzählt, der Wahrheit entspricht, unter Euresgleichen ohnehin zu den Fähigsten gehört.«
»Weil der, nach dem ich suche, Colivar ist«, sagte sie.
Das Lächeln erlosch. Die Energie im Raum veränderte sich deutlich und bekam eine ganz eigene Härte. Lag das nur daran, dass sie einen Magister bat, ihr bei der Suche nach einem anderen zu helfen – bestenfalls eine ungewöhnliche Bitte –, oder steckte mehr dahinter? Sie wünschte, ihn besser zu kennen, um ihn durchschauen zu können.
»Aha.«
»Ich habe eine Nachricht für ihn.« Sie spürte, wie Sula an ihrer mentalen Abwehr kratzte, um mehr zu erfahren, doch inzwischen war es ihr zur zweiten Natur geworden, Magistern den Zugang zu ihrem Gehirn zu verwehren.
»Und Ihr glaubt, ich wüsste, wie ich ihn erreichen kann … wie kommt Ihr eigentlich darauf?«
Ich weiß, dass du sein Verbündeter bist. Ich habe gehört, wie er auf dem Gipfel mit dir sprach. Ich glaube, er vertraut dir – soweit ein Magister einem anderen überhaupt vertrauen kann. »In Keirdwyn hieß es, Ihr hättet schon früher mit ihm zusammengearbeitet.« Nach dem Alkal-Feldzug waren so viele Magister in Keirdwyn gewesen, dass sie sich diese Lüge erlauben konnte. »Deshalb habe ich es gewagt, Euch um Hilfe zu bitten.«
»Interessant«, überlegte er laut. »Und was soll ich als Gegenleistung dafür bekommen, dass ich den Botenjungen spiele … wie lautet Euer Angebot?«
Sie holte tief Luft. Natürlich hatte sie die Frage erwartet. Sie war sogar ein gutes Zeichen; wenn er ihr nicht helfen wollte, würde er sie nicht nach dem Preis aushorchen. Doch sie bewegte sich auf dünnem Eis. Das Einzige, was sie ihm wirklich anbieten konnte, waren die Informationen, die sie für Colivar gesammelt hatte, und die hatte Sula wahrscheinlich bereits. Wenn nicht, dann hatte Colivar sie nicht mit ihm teilen wollen, und sie sollte es besser ebenfalls unterlassen. Wo Siderea sich aufhielt, konnte sie ihm auch nicht erzählen, weil ihr sehr daran gelegen war, dass Colivar als erster Magister dort eintraf. Und keinesfalls konnte sie ihm sagen, dass sie in Tefilat eine Falle für Colivar vermutete. Kein Bündnis zwischen Magistern stand jemals auf so festem Boden, dass die Versuchung, den »Verbündeten« einem Feind direkt in den Rachen zu werfen, nicht stärker gewesen wäre als alle anderen Überlegungen.
»Ich habe neue Erkenntnisse für Colivar«, sagte sie. »Die kann ich natürlich an niemanden weitergeben, bevor er sie erhalten hat. Aber danach … wäre ich nicht abgeneigt, auch andere daran teilhaben zu lassen.«
Sie spürte, wie es in seinem Kopf arbeitete. »Das könnte ihm missfallen.«
»Er bräuchte es nicht zu erfahren«, sagte sie leise.
Du erfährst die Geheimnisse eines anderen Magisters, Sula. Und hältst deinerseits Dinge vor ihm geheim. Es war ein starker Köder, und sie wartete, während er mit sich zu Rate ging.
»Ich bekomme den gleichen Bericht wie er«, verlangte er endlich.
Sie neigte den Kopf. »Natürlich, Magister Sula.«
Sie wussten beide, dass sie sich daran nicht halten würde. Sie wussten jedoch auch, dass sie bis hart an die Grenze gehen müsste, um nicht bei einer Lüge ertappt zu werden. Sula bekäme nicht jede Einzelheit, die sie für Colivar in Erfahrung gebracht hatte, aber er bekäme so viel, dass er zufrieden sein konnte.
»Nun gut.« Er nickte knapp. »Ich nehme Euer Angebot an.«
Er ging zu einer Karte, die auf einem Tisch ausgelegt war. Von ihrem Standort aus konnte sie sehen, dass diese Anchasa und die unmittelbar angrenzenden Länder darstellte. Sie war deutlich genauer als die Karte, die Aethanus ihr gezeigt hatte, und die Beschriftungen waren in vertrauten Sprachen gehalten. Rasch beschwor sie ein wenig Macht und prägte sich das Bild für künftige Fälle ein.
»Colivar ist zurzeit nicht hier«, sagte Sula. »Aber ich erwarte ihn in Kürze zurück. Wenn Ihr wollt, könnt Ihr hier auf ihn warten, oder ich gebe Euch Bescheid, sobald er eintrifft.«
Sie nagte an ihrer Unterlippe und überlegte, wie sie ihm noch mehr entlocken könnte, ohne selbst zu viel preiszugeben. »Habt Ihr ihn in letzter Zeit getroffen?«, wagte sie sich vor.
Seine blauen Augen wurden schmal. Sie dachte schon, er würde versuchen, in ihr Bewusstsein einzudringen, um ihr das Wissen zu stehlen, und machte sich bereit, ihn abzuwehren. Doch der Angriff blieb aus. Wahrscheinlich vermutete er, sie stünde in
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