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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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köstlich.«
    »Vieles von diesem Unsinn ist natürlich nützlich«, merkte Brendan an, dessen singender irischer Tonfall nun deutlich zu hören war. »Denn es vernebelt das Thema ausreichend genug, um unsere Arbeit zu schützen.«
    »Um sie zu schützen?«, wunderte sich Cass. »Warum benötigt Ihre Arbeit Schutz?«
    »Dies wäre bloß eine etwas undurchsichtige, um nicht zu sagen törichte Beschäftigung, wenn sie nicht einem weitaus größeren Zweck dienen würde«, antwortete Brendan. »Es ist keine übertriebene Behauptung, wenn man sagt, dass die Zukunft der Menschheit vielleicht von der Arbeit der Gesellschaft abhängt. Wir beschäftigen uns mit einem Projekt von solcher Wichtigkeit für die Menschheit, dass sein Erfolg die abschließende Vollendung des Universums einleiten wird.«
    »Du meine Güte!«, merkte Cass an und wurde sogleich verlegen, denn ihr Ausruf klang recht sarkastisch, was sie gar nicht beabsichtigt hatte.
    Brendan hielt inne, um abzuschätzen, wie aufgeschlossen sie für Erklärungen dieser Art war. »Ich vermute, es klingt ein wenig hochtrabend«, gab er schließlich zu. »Aber es entspricht trotzdem der Wahrheit. Kurz gesagt, die Zetetische Gesellschaft wurde gegründet, um ihren Mitgliedern, die mit einem sehr speziellen Unterfangen beschäftigt sind, Hilfe und Unterstützung anzubieten. Unser Ziel ist nicht weniger als die Verwirklichung des von Gott selbst bestimmten Zwecks für seine Schöpfung.«
    »Und welcher Zweck sollte das sein?« Erneut hoffte Cass, dass ihre Entgegnung keine Beleidigung für diese netten, gastfreundlichen Leute war – die wahrscheinlich unter einer Wahnidee litten.
    Mrs Peelstick nahm die Frage auf. »Also, es ist die objektive Manifestation der höchsten Werte von Güte, Schönheit und Wahrheit, die in der unendlichen Liebe und Güte des Schöpfers begründet sind«, verkündete sie in einem Tonfall, der andeutete, dass dies für alle offensichtlich sein sollte.
    »Menschliche Wesen sind nicht ein gewöhnliches Nebenerzeugnis des Universums«, fuhr Brendan fort. »Vielmehr sind wir – Sie, ich, jeder andere, die gesamte Menschheit – der Grund, weshalb der Kosmos überhaupt erst erschaffen wurde.«
    »Ich bin vertraut mit diesem anthropischen Prinzip«, erwiderte Cass. Es war ein Lieblingsthema ihres Vaters. »Die Theorie, dass das Universum dazu entworfen wurde, menschliches Leben hervorzubringen – dass das Universum nicht nur für uns, sondern wegen uns existiert.«
    »Prägnant ausgedrückt«, lobte Brendan. »Sie kennen sich in Kosmologie aus.«
    »Mein Vater ist Astrophysiker.« Cass zuckte schüchtern eine Schulter. »Da dürfte ich ein paar Dinge aufgeschnappt haben.«
    »Wir gehen weiter«, erklärte Mrs Peelstick. »Wir erweitern das Prinzip und behaupten, dass das Universum als ein Ort entworfen und erschaffen wurde, um eigenverantwortliche, bewusste Akteure herauszubilden und zu vervollkommnen – und um sie für die Ewigkeit anzupassen.«
    »Eigenverantwortliche, bewusste Akteure«, wiederholte Cass leise. »Sie meinen menschliche Wesen.«
    »Ja, mein Liebe – menschliche Wesen.«
    »Man könnte fragen: warum?«, sagte Brendan. »Was ist das Ziel, der Zweck eines solch ausgeklügelten Plans?«
    »Das ist der Punkt, wo alle Kontroversen ansetzen«, vermutete Cass.
    »Richtig«, stimmte Brendan ihr zu. »Wir vertreten folgende Ansicht: Das Ziel des Prozesses, all diese eigenverantwortlichen, bewussten Akteure zu schaffen, besteht darin, die Bildung von harmonischen Gemeinschaften von ihrer selbst bewussten Individuen zu fördern, die dazu fähig sind, den Schöpfer zu kennen und sich seiner erfreuen – und die sich an der fortlaufenden Schöpfung des Kosmos beteiligen.« Er hielt inne und fügte dann mit einem Achselzucken hinzu: »Kurz zusammengefasst.«
    Cass biss sich auf die Lippe. Bei dieser Art von Gespräch wurde ihr stets mulmig: Die großartigen Behauptungen von Visionären, Scharlatanen und Verrückten hörten sich für sie sehr ähnlich an. Sie hatte satt davon gehabt in Sedona – und davor hatte es die verschiedenen Sonderlinge gegeben, mit denen sich ihr Vater zeitweise im Verlauf seiner Karriere hatte unterhalten wollen. Sie hatte die Nase voll von ihren quasi-wissenschaftlichen und irrationalen Vorstellungen.
    »Ich sehe, wir verwirren Sie«, bemerkte Brendan. »Vielleicht sollten wir noch einmal von vorn anfangen.« Nachdenklich beugte er seinen Kopf und drückte unter seinem Kinn die Fingerspitzen zusammen. Plötzlich hellte

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