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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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neckischen Lächeln.
    »Unsinn!«, widersprach die Frau. »Noch nicht einmal annähernd.« Sie beugte sich zur Teekanne und begann mit ihrem Ritual, schwarzen Tee in Gläser zu gießen, die frische Pfefferminzblätter enthielten. Als sie Cass ein Glas reichte, verkündete sie: »Ich möchte, dass Sie eines wissen: Sie sind unter Freunden. Von nun an werden wir so miteinander umgehen wie die Freunde, die wir hoffentlich sein werden.«
    Brendan führte diesen Gedanken weiter aus, indem er feststellte: »Kurzum, wir werden freiheraus sprechen.«
    »Bitte sehr«, erwiderte Cass und nahm einen Schluck heißen Pfefferminztee. »Ich begrüße das.«
    Die Sonne schien warm, und die Palmwedel raschelten sanft in der leichten Brise. Kleine weiße Schmetterlinge flatterten hier und da zwischen den Zweigen der Jasminsträucher, die an der Hofmauer emporwuchsen. Cass spürte, dass die Angst und die Beklemmung hinwegschmolzen, die ihren ersten Besuch geprägt hatten. Unerklärlicherweise schien alles richtig und in Ordnung zu sein; alles war so, wie es sein sollte – obwohl sich in Wirklichkeit überhaupt nicht viel geändert hatte.
    Sie tranken ihren Tee, und Cass lauschte dabei den Worten des Iren. Er sprach über den Hof und das Haus, die von der Gesellschaft unterhalten wurden, und darüber, wie beides in ihren Besitz gekommen war. Auch beschrieb er, wie es war, in Damaskus zu leben – ein Ort, wo, wie er es formulierte, »die Zeit nicht in Stunden oder Tagen oder gar Jahren gemessen wurde, sondern in Imperien, die erst entstanden und dann aufblühten und schließlich zu Staub zerfielen, um es mit den unsterblichen Worten von Mark Twain auszudrücken«.
    Schließlich kamen sie auf den Grund von Cassandras Besuch zurück. »Wir wissen, dass Sie eine Reisende sind«, sagte Mrs Peelstick. »Eine Reisende, für die Zeit und Raum bloß kleine Hindernisse sind. Ansonsten wären Sie nicht hier. Das ist eine Tatsache. Es ist ebenfalls eine Tatsache, dass es nur zwei Wege gibt, um solch eine Reisende zu werden: Entweder wurden Sie von einem anderen Reisenden eingeweiht, oder Sie sind einfach mit dieser Fähigkeit geboren – die möglicherweise genetisch weitergegeben wurde. Der erste ist der übliche Weg, der zweite ist seltener.«
    Brendan nickte langsam und fügte hinzu: »Keiner der beiden Wege hat einen größeren Vorteil gegenüber dem anderen; obschon jene, die mit der Fähigkeit geboren wurden, von einer Realitätsdimension zu anderen zu springen, vielleicht körperlich sensibler sind für die daran beteiligten aktiven Mechanismen.« Er starrte sie mit einem fragenden Gesichtsausdruck an. »Welche Art von Reisende sind Sie, Cassandra?«
    »Soweit ich weiß«, antwortete sie nachdenklich, »hat niemand in meiner Familie jemals etwas Dergleichen erlebt. Ich glaube, wenn dies der Fall wäre, würde ich davon gehört haben. Ich nehme an, dass ich eingeweiht wurde.«
    »Von wem wurden Sie eingeweiht, wenn ich fragen darf?«
    »Von einem Mann – einem amerikanischen Ureinwohner. Wir nennen ihn Freitag.«
    »Sie kennen diesen Mann gut, oder?«
    »Nein, nicht gut. Wir arbeiten manchmal zusammen, das ist alles. Er war ein Mitglied einer archäologischen Ausgrabung in Arizona, an der auch ich beteiligt war … beteiligt bin.« Sie überlegte einen Moment, dann fügte sie hinzu: »Aber ich glaube nicht, Sie könnten es überhaupt eine Einweihung nennen. Ich bin ihm eines Tages in einen Canyon nahe der Ausgrabungsstätte gefolgt … Und dann ist es einfach geschehen.«
    Brendan schlürfte seinen Tee. »Das muss irgendwie ein Schock für Sie gewesen sein.«
    »Das war es«, pflichtete Cass ihm bei. »Und ist es immer noch. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich hier gelandet bin.«
    »Sie haben eine Gabe – oder Ihnen ist eine gegeben worden«, sagte Rosemary. »Ganz egal, das kommt am Ende auf das Gleiche hinaus. Sie sind nun eine Astralreisende.«
    »Ich mag den Begriff ›interdimensionale Forscherin‹«, warf Brendan ein. »Denn bei ihm schwingen keine unglückseligen okkulten Untertöne mit. Sie können sich einfach nicht die Menge an dummem Geschwätz und Unsinn vorstellen, das sich über die Jahre hinweg in dieses Thema hineingeschlichen hat.«
    »Und stets, wie es scheint, von Leuten, die nicht die geringste Ahnung davon haben«, fügte Mrs Peelstick hinzu. Sie streckte Cass einen Teller entgegen, auf dem winzige, runde Kekse mit Sesamsamen und Pistazien lagen. »Probieren Sie doch mal einen; sie sind wirklich

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