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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Er schien mit Büchern, Rollen, Manuskripten und Papieren aller Art vollgestopft zu sein. Es gab Bücher in Holzkisten; und die vom Boden bis zur Decke reichenden Regale, die zu beiden Seiten die langen Wände säumten, waren mit Bänden vollgepackt. Bücher waren auf dem Boden zu instabilen Türmen aufgestapelt worden; sie lagen unordentlich aufgehäuft in den Ecken, sie schienen unter Leinwandabdeckungen herabzustürzen und aus sich auflösenden Kisten herauszuquellen. Drei große Bibliothekstische stöhnten unter dem Gewicht überdimensionaler Buchbände, und auf einem weiteren Tisch lagen in großen Haufen Pergamentrollen und gebündelte Manuskripte, die mit Bändern und Kordeln verschnürt waren. Die Luft war modrig vom Geruch verrottenden Papiers und vom Staub.
    »Kommen Sie, kommen Sie«, sagte Brendan und führte Cass in den Raum hinein.
    Sie betrachtete eingehend das chaotische Durcheinander. »Das erinnert mich an den Graduiertenlesesaal in der Universitätsbibliothek.«
    »O, das ist keine Bibliothek«, entgegnete Brendan. »Und auch kein Lesesaal. Das ist eine Genisa .«
    »Genisa«, wiederholte Cass. Sie hatte dieses Wort noch nie zuvor gehört.
    »Die alten Juden betrachteten es als Sünde, ein Buch wegzuwerfen, und es war ein Anathem, ein Buch zu zerstören, das ein Tetragramm enthielt – die vier Buchstaben, aus denen der Name Gottes besteht. Wenn also ihre heiligen Texte oder anderes Material stark abgenutzt waren, wurden sie in einer Genisa hinterlegt, um dort auf ihre offizielle Beisetzung in heiligem Boden zu warten.« Mit ausgebreiteten Händen wies er auf den Raum. »Das ist unsere Genisa, doch wir beerdigen die Bücher nicht mehr. Sie sind viel zu wertvoll.«
    »Ihr Schatz sind Bücher.« Cass trat zum nächsten Tisch. Die Bände waren alt und abgewetzt – das stimmte –, und die meisten waren nicht in Englisch, sondern in anderen Sprachen. »Woher kommen sie alle?«
    »Sie sind hier und da von Mitgliedern der Gesellschaft während ihrer verschiedenen Reisen gesammelt und aus dem erwähnten Grund geschenkt worden. Wir bewahren jene Bücher auf, die wir für sehr erhaltenswert erachten. Wer weiß denn schon, wann etwas, das auf einer dieser Seiten geschrieben ist – irgendein kleines Fragment einer Ausführung, eine undurchsichtige Aufzeichnung eines historischen Ereignisses, ein Wort, ein Name, ein Bericht aus einer inzwischen vergessenen Quelle … irgendein winziges Kleinod an Wahrheit –, sich als wertvoll für die Förderung unserer Forschungen erweisen wird. Dann wird das Buch sozusagen wieder zum Leben erweckt werden, um seine Bestimmung zu erfüllen.«
    Er ging zu einem kleineren Tisch an einem Ende des Raums. »Hier! Ich möchte Ihnen eines der seltensten dieser Kleinode zeigen.« Brendan griff nach einem rechteckigen, großen, allerdings sehr dünnen Buch, das in rotem Leder gebunden war. Auf dem Deckel standen die in Gold geprägten Worte Landkarten der Fee . Er zog das Buch zu sich heran und schlug den Deckel auf. »Dies hier wurde von einem exzentrischen schottischen Schreiber erstellt – unter dem Namen Fortingall Schiehallion. Doch das war nicht sein richtiger Name.«
    »Ach, was Sie nicht sagen?«, schnaubte Cass.
    »Sein echter Name war Robert Heredom. Irgendwann um 1795 herum veröffentlichte er diese Abhandlung über die Kartografie von dem, was er die Fee-Bereiche nannte.« Brendan begann, das Buch durchzublättern. Hier und da hielt er inne, um eine Seite mit ausführlichen Zeichnungen von merkwürdigen Landschaften mit noch merkwürdigeren Namen zu zeigen.
    Cass sah Gebiete, dargestellt auf vergilbten Seiten, wo es verzauberte Wälder mit verdrehten Bäumen, magischen Quellen und Flüssen gab – oder Inseln aus Glas und Täler, die von unsterblichen Königen regiert wurden. Und all das war mit der Präzision und Fertigkeit eines exzellenten Zeichners erstellt worden.
    »Wie Sie aus den Karten ersehen können, die Heredom gezeichnet hatte, besaß er eine lebhafte Fantasie.« Brendan blätterte zu einer bestimmten Seite und lenkte Cassandras Aufmerksamkeit auf eine merkwürdige Karte, die keiner der anderen ähnelte, die sie bisher gesehen hatte. »Aber diese Karte …«, hob er hervor, »… diese Karte ist anders.«
    Er drehte das Buch ihr zu, sodass sie die Darstellung deutlich sehen konnte. Es handelte sich um eine Zeichnung, die vollständig in Sepia-Farbtönen gemalt war, als ob der Eindruck erweckt werden sollte, es wäre ein Stück Pergament, das man aus

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