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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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auch sein mag, dient sie nichtsdestotrotz dazu, die ursprüngliche Herkunft der Karte zu verbürgen.«
    »Vergeben Sie mir, Brendan«, erwiderte Cass leichthin, »aber wer soll Ihnen garantieren, dass diese ›Wiedergabe‹ des Künstlers nicht selbst auf purer Fantasie beruht – wie all die anderen Märchenkarten in diesem Buch? Ist das nicht eine Erklärung, die viel wahrscheinlicher ist?«
    Der dünne Ire lächelte. »Ich werde sehr große Freunde daran haben, mit Ihnen zu arbeiten, Cassandra. Ihre wissenschaftlichen Instinkte leisten Ihnen gute Dienste.«
    Cass ging über die Behauptung hinweg, dass sie beide zusammenarbeiten würden. Soweit es sie anbelangte, war bisher noch nichts entschieden. »Die einfachste Erklärung ist diejenige, die am wahrscheinlichsten der Wahrheit entspricht. In diesem Fall besteht die einfachste Erklärung darin, dass Schiehallion, der Fantast, sich die Karte bloß ausgedacht hat – auf die gleiche Weise, wie er all die anderen Karten sich hat einfallen lassen.«
    »Und Sie würden natürlich recht haben, wenn es nicht die Tatsache gäbe, dass wir unabhängiges unterstützendes Beweismaterial haben, das die Existenz der Karte bestätigt. Ich kann Ihnen versichern, sie ist in vielem so, wie Sie es hier sehen.« Er sah sich ein letztes Mal das Bild an; dann schloss er das Buch und legte es an seinen Platz zurück. »Ich habe sie mit meinen eigenen Augen gesehen.«
    »Sie haben die echte Meisterkarte?«
    »Ein Stück davon, ja.« Er blickte finster. »Unglücklicherweise ist es gestohlen worden. Wir arbeiten daran, es zurückzubekommen.«
    Verschwundenes Beweismaterial ist überhaupt kein Beweismaterial , dachte Cass und spürte erneut, wie sich der Wurm des Misstrauens in ihrem Bauch krümmte. Doch sie war hier in Damaskus – und die Zeit war um rund achtzig Jahre aus den Fugen geraten. Und es gab keine Möglichkeit, sich das auf rationale Weise zu erklären. »Ich nehme nicht an, dass sie irgendetwas anderes haben, das Sie mir zeigen könnten?«
    »Um Sie zu überzeugen?« Das letzte Wort betonte er ganz besonders. »Ist es das, was Sie meinen?«
    »Nun, wenn Sie es so ausdrücken wollen: Was haben Sie, um mich zu überzeugen?«
    »Man möge mir vergeben, gedacht zu haben, dass Sie aufgrund Ihrer bisherigen Erfahrungen dazu gebracht worden sind, der Überzeugung ein ordentliches Stück näher zu kommen.« Er drehte sich um und zeigte auf die Tür. »Nach Ihnen.«
    Cass spürte den sanften Tadel in seinen Worten. »Reisen Sie eigentlich, Brendan?«, fragte sie, während sie auf die Tür zuschritt.
    »Sie meinen Ley-Reisen? Leider nicht. Das ist nichts für mich.« Brendan folgte ihr nach draußen und verschloss wieder die Genisa. »Aber ob Sie es mögen oder nicht, Cassandra, Sie sind eine Reisende geworden. Sie haben die verborgenen Dimensionen eines Universums durchquert, das sehr viel größer und vielfältiger ist, als die gegenwärtige Wissenschaft es sich vorstellt. Obschon einige aufgeklärte Denker wie beispielsweise Einstein oder Niels Bohr beginnen, darüber zu theoretisieren und das Universum in einer Art beschreiben, die unserer Vorstellung davon, wie die Welt funktioniert, verblüffend nah ist.«
    Er ließ es zu, dass seine Worte einen Augenblick lang ins Bewusstsein seiner Zuhörerin tief eindringen konnten, bevor er fortfuhr: »Wir stehen an der Schwelle zu einer monumentalen Entdeckung. Ich kann das fühlen.« Auf dem Treppenabsatz hielt er inne und wandte sich zu ihr um, bevor er anfing, die Stufen hinunterzugehen. »Ich habe keinerlei Zweifel, dass wir gemeinsam große Dinge vollbringen werden.«
    »Vorausgesetzt, ich stimme zu, mich Ihnen anzuschließen«, erklärte Cass rundheraus. »Ich habe immer noch eine Wahl, wissen Sie.«
    »O, natürlich haben Sie noch eine Wahl. Sie können sich uns anschließen oder nicht – ganz, wie Sie wünschen. Aber da ich weiß, was Sie wissen, glaube ich, dass Sie zu guter Letzt herausfinden, dass es auf die Entscheidung hinausläuft, ob Sie Ihre schicksalhafte Bestimmung annehmen oder sie für immer leugnen. So oder so werden Sie eine Wahl treffen, und so oder so werden Sie sich vorwärtsbewegen. Denn, wissen Sie, es gibt nicht die Möglichkeit, einfach umzukehren.«

SECHSUNDZWANZIGSTES KAPITEL

    S nipe, leg diese Kröte hin!«, schrie Douglas Flinders-Petrie. »Hast du mich nicht gehört?«
    Der hellhäutige Junge unterbrach seine Experimente. Er blickte um sich, als sein Herr quer über den Hof des Stalles auf ihn zustürmte,

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