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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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oft der Lauf der Dinge. Sobald wir zurückgekehrt waren, begriffen wir, dass es alles ein bisschen zu leidenschaftlich und überdreht war – das Feuer des Moments, die Romanze auf dem Schiff … was Sie möchten. Es sollte einfach nicht sein.«
    »O, das tut mir leid«, sagte Cass mitfühlend. »Ich bin noch nie in der Weise verliebt gewesen, aber ich kann es mir vorstellen.«
    »Wir hatten uns sehr gern – und das ist immer noch so. Doch ich hatte mein Leben und er seins; und das war’s. Die Ehe hätte uns beide am Ende nur unglücklich gemacht. Außerdem hätte es wahrscheinlich für mich bedeutet, die große Suche aufgeben zu müssen – in jener Zeit wäre das jedenfalls so gewesen. Und das hatte ich nicht vor.«
    »Aber schließlich haben Sie die große Suche aufgegeben«, sinnierte Cass. »Vermissen Sie sie?«
    »Manchmal«, seufzte Tess. »Aber man wird so alt , wissen Sie.« Sie lächelte Cass traurig an. »Ich habe meine Erinnerungen, und ich reise immer noch ein bisschen – etwa, wenn ich zu diesen Aufgaben der Gesellschaft komme. Doch es ist für jüngere Leute, jetzt die Last zu schultern. Dennoch … solange ich lebe und atme, kann ich helfen. Und das ist es, was ich durch Sie zu tun beabsichtige.« Sie griff nach Cass’ Hand. »Ich möchte, dass Sie eines wissen: Ich verspreche, Sie erhalten alle Mittel, über die ich verfüge, um Sie bei der großen Suche zu unterstützen. Was auch immer Sie benötigen – Geld, Rat, eine angenehme Stelle, um zu landen, oder Fachkenntnisse, die im Laufe eines Lebens gesammelt wurden, das der großen Suche gewidmet war –, es gehört Ihnen. Zögern Sie nicht zu fragen.«
    »Danke sehr, Tess. Das ist das beste Angebot, das ich seit sehr langer Zeit erhalten habe.« Einen Moment lang ließ sie es sich durch den Kopf gehen; dann fuhr sie fort: »Sie haben davon gesprochen, dass Cosimo ein Stück von der Karte hatte. Haben Sie es gesehen?«
    Tess nickte langsam. »Ich hab’s gesehen, ja, und in meinen Händen gehalten – bestimmt hundert Mal bis heute.«
    »Brendan hat mir ebenfalls erzählt, dass Cosimos Teil von der Karte abhandengekommen ist.«
    »Das ist inzwischen passiert? Das ist interessant. Davon habe ich nichts gehört.« Sie schürzte ihre runzeligen Lippen. »Ich frage mich, ob das der Grund ist, weshalb Cosimo nicht hier ist … Er ist da draußen und sucht nach seinem Stück von der Meisterkarte.«
    »Nicht unbedingt«, entgegnete Cass leise. »Es scheint, dass Cosimo auch verschwunden ist.«
    »Nein!« Die alte Frau keuchte auf. »Verschwunden, haben Sie gesagt?«
    »Das ist es, was man mir zu verstehen gegeben hat«, antwortete Cass. »Sie sind der Ansicht, dass ein Mann, der Sir Henry heißt, bei ihm ist – und auch jemand namens Kit. Er ist sein Urenkel, glaube ich.«
    Tess zeigte eine bittere Miene. »O, das höre ich nicht gern. Nein, das höre ich überhaupt nicht gern – nicht ein kleines bisschen. Etwas muss unternommen werden.« Sie lehnte sich vor und packte Cass am Arm. »Sie zu finden ist eine Angelegenheit von höchster Priorität.« Die alte Frau beugte sich ganz nah zu ihr. »Jetzt sehe ich es. Genau das ist der Grund, warum Sie hier sind!«
    »Entschuldigung?«, sagte Cass. »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »Meine Liebe, Sie sind hier für solch eine Zeit, wie wir sie jetzt haben. Jemand wird gebraucht, um Cosimo und Kit zu finden, und jemand ist hierfür bereitgestellt worden.«
    »Ich etwa?«
    Tess nickte ihr feierlich zu und ließ Cass’ Arm los. »So etwas wie Zufall gibt es nicht. Alles, was uns passiert, passiert zu einem bestimmten Zweck.«
    »Ich bin froh, helfen zu können. Aber ich muss Ihnen sagen, dass ich nicht sehr viel über Cosimo weiß – oder über irgendetwas anderes, um darauf zu sprechen zu kommen.«
    »Dem kann leicht abgeholfen werden«, erklärte Tess. »Cosimo hat kein dauerhaftes Zuhause, doch er unterhält eine Wohnung in London: ein kleiner Unterschlupf, wo er ein Bett und Kleidung zum Wechseln hat und wer weiß, was noch. Er verbringt viel Zeit mit Sir Henry Fayth im Clarimond House. Ich würde es dort zuerst versuchen. Brendan kann Ihnen die Koordinaten geben.« Urplötzlich stand sie auf. »Wo ist Brendan nur? Ah, da ist er ja!«, rief Tess und schritt rasch über den Hof. »Beeilen Sie sich, wir haben keine Zeit zu verlieren!«
    Und auf diese Weise kam es, dass Cassandra Clarke, das neueste Mitglied der Zetetischen Gesellschaft, sich wenig später in den Hügeln nördlich von Damaskus wiederfand und

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