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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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entdeckte er, was die Aufmerksamkeit der anderen auf sich gezogen hatte: Auf den Felsen unter dem Loch gab es weitere Spuren, die identisch mit jenen waren, die sie oben auf der Schlucht gesehen hatten. Kit starrte auf die Spuren im Schnee und roch dann den scharfen tierischen Gestank. Ein Bild gelangte in sein Bewusstsein: eine große dunkle Bestie mit wuchtigen Vorderteilen, mächtigen Seiten und Hüften sowie einem struppigen gefleckten Fell – Karka.
    Das hölzerne Gefäß, das die Glut enthielt, wurde Kit in die Hände gedrückt; dann wandte sich Dardok den anderen zu. In seinem Kopf vernahm Kit ein kurzes Aufflattern von Gedanken, während sie unter den Jägern weitergegeben wurden. Und obwohl er das auf diese Weise Gehörte nicht verstand, blickte er zu der Stelle hoch, wohin die anderen schauten – und sah die Großkatze, die am Höhleneingang stand. Das Raubtier beobachtete sie; seine riesigen gelben Augen hatten sich verengt, und seine Ohren waren an seinem riesigen Kopf flach angelegt.
    Instinktiv trat Kit zurück.
    Dann schien alles Weitere gleichzeitig zu geschehen. Die große Katze sprang mit ausgestreckten Vorderbeinen von der Mündung der Höhle herab – seine säbelartigen Krallen waren ausgefahren. Die Männer jagten auseinander; ein jeder lief in eine andere Richtung.
    Kit drehte sich um und floh. Doch er rutschte auf dem Schnee aus und ging zu Boden; und das Behältnis mit der Glut entglitt seiner Hand. Der Höhlenlöwe landete auf den Felsen unterhalb des Höhleneingangs; sein Kopf zuckte zuerst in die eine und dann in die andere Richtung, als er ermittelte, welches der vielen Opfer ihm am nächsten und am leichtesten zu töten war. Er sah Kit, der im Schnee strampelte, und duckte sich: Die Bestie sammelte sich, um über die Beute herzufallen. Der riesige Kopf senkte sich, als sich der gewaltige Körper zusammenzog, und die Muskeln traten hervor – wie eine Springfeder, die man zusammendrückte, bevor sie losgelassen wurde. Kit schwamm rückwärts durch den Schnee; er trat mit den Beinen aus und fuchtelte wild mit den ausgestreckten Armen.
    Der Höhlenlöwe sprang. Ein leichtes Anheben seiner Brust, und schon war er in der Luft. Im selben Augenblick huschte Dardok an Kits Seite. Mit einer Anmut, die aus schier endloser Übung hervorgeht, zog Großer Jäger seinen kräftigen Arm zurück. Die Speerspitze richtete sich auf, und nach einer kleinstmöglichen Pause blitzte sie nach vorne. Dardoks Schultern und sein Rumpf folgten dieser Bewegung, als er das ganze Gewicht seines Körpers in den Wurf legte. Die primitive Waffe durchschnitt die Luft in einem flachen Bogen und traf ihr Ziel.
    Es hörte sich an wie ein Schlag mit der offenen Hand, als der Speerschaft seine rasiermesserscharfe Feuersteinspitze in die gewaltige Katze hineinbohrte – genau zwischen den Rippen hinter den Vorderbeinen. Mit flach angelegten Ohren und unheilvoll blitzenden Augen – das große Maul geöffnet zu einem schmerzerfüllten, wütenden Knurren – wirbelte Karka herum, um sich dem Angriff zu stellen. Ein zweites Wurfgeschoss befand sich bereits in der Luft: eine nur undeutlich wahrnehmbare Bewegung, die ihr Ende fand, als der Speer unvermittelt aus dem dicken Hals der Bestie herausschoss.
    Der Löwe schlug nach dem Geschoss, und es gelang ihm, den Schaft abzuschütteln. Er sammelte sich, um zu springen, doch Dardok stieß einen Schrei aus. Die Jäger rückten gegen den Höhlenlöwen vor und kamen hinter ihren Speeren herangejagt, mit denen sie stachen und stießen, bevor sie erneut davonliefen. Dies wiederholten sie, wobei das zornige Tier erst von der einen und dann von der anderen Seite angegriffen wurde, wodurch sie es verwirrten und ständig aus dem Gleichgewicht brachten.
    Dardok drehte sich um und stürzte sich auf Kit; in einer einzigen schnellen Bewegung hob er ihn hoch und stellte ihn auf die Füße. Er drückte seine große Hand gegen die Brust von Kit und schob ihn nach hinten, dann rannte Dardok mit einem gewaltigen Schrei los, um sich dem Kampf anzuschließen. Der Löwe, der inzwischen aus mehreren Wunden blutete, brüllte auf, dass man glauben mochte, er würde dadurch die Erde zum Erbeben bringen. Mit gewaltigen Schlägen seiner Pranken versuchte er, seine Peiniger zu packen, als diese sich ihm nacheinander rasch näherten. Großer Jäger nahm das Risiko auf sich, von den Krallen getroffen zu werden, und riss seinen Speer aus der Flanke der Bestie – eine Tat von solcher Tapferkeit, dass es Kit schier

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