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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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eingeleitet. Am nächsten Morgen wurde eine Suchmannschaft zusammengestellt; sie suchte die antike etruskische Straße von einem Ende zum anderen ab. Zudem wurden überall in der Region Flugblätter verteilt, für den Fall, dass irgendjemand zufällig auf einen verschollenen oder verletzten Fremden stoßen sollte. Keine dieser Bemühungen hatte auch nur den geringsten Erfolg. Und obgleich der Fall offiziell nicht abgeschlossen wurde, gab es ohne irgendeinen neuen Hinweis nichts mehr, was getan werden konnte – außer, die britische Botschaft über die Angelegenheit in Kenntnis zu setzen. Dies taten sie auch pflichtgemäß, wenn man hierbei die gelassenere Haltung des südländischen Temperaments berücksichtigte. Dann lehnten sich polizia , carabinieri und Lorenzo de Ponte gemütlich zurück und warteten auf weitere Entwicklungen.
    Betrüblicherweise gab es niemals irgendwelche Neuigkeiten zu dem Fall. Keiner, der in die seltsame Angelegenheit verwickelt war, erfuhr jemals, was mit dem Earl of Sutherland geschehen war.

SECHSTES KAPITEL

    K it folgte der kleinen Jägergruppe entlang des teilweise zugefrorenen Flusses, der sich in großen Bögen gen Süden und Westen schlängelte. Sie waren insgesamt zu acht: sieben Clanmitglieder und Kit. Angeführt wurden sie von Dardok, der einen Pfad durch den Schnee schuf, der das Flussufer säumte. Sie marschierten tagsüber unter einer niedrigen, dichten Wolkendecke; und manchmal blies in ihrem Rücken ein schwacher Wind, der sie auf dem Weg voranzutreiben schien. Eis engte den Fluss an seinen Rändern ein, und Brocken aus Schnee und Schneematsch trieben stromabwärts.
    Sie gingen in einem beständigen Nebel, der durch ihren eigenen Atem hervorgerufen wurde, aus dem sich in der eisigen Luft Kristalle bildeten. Hin und wieder hielten sie an und suchten die Felswände der Schlucht nach irgendwelchen Anzeichen von Raubtieren ab. Die ganze Zeit über fiel beständig leichter Schnee – kleine, harte Flocken, die wie gefrorener Grieß herabfielen und unter den Füßen knirschten. Die Luft war kalt und verursachte dort, wo die Haut unbedeckt war, stechende Schmerzen. Doch der anstrengende Marsch wärmte Kit zur Genüge; und nach Tagen, an denen er nur am Feuer herumgelegen hatte, empfand er die Strapazen als angenehm. Einmal mehr wurde er an die natürliche Widerstandsfähigkeit der Stammesmitglieder erinnert: Ihre Stärke, Ausdauer und ihr Durchhaltevermögen übertraf bei Weitem alles, was ihm je bei seiner eigenen Menschengattung begegnet war. Und als sich der Tag in die Länge zog, hoffte er, dass er durchhalten könnte.
    Schließlich kamen sie zu einer Stelle, wo sie gezwungen waren, einen steilen Hang zu einem höher gelegenen Plateau emporzuklettern. Oben legte Dardok eine Pause ein; und Kit, der nach der Kletterpartie vor Anstrengung keuchte, gesellte sich zu den Jägern. Sie standen am Rand des Plateaus und starrten in die Schlucht hinab, deren Boden nun weit unten war. Kit glaubte, sie würden auf den Fluss schauen. Doch als er sich ihnen anschloss, bemerkte er, dass Dardok eine Herde zotteliger Bisons mit langen Hörnern erspäht hatte. Diese Tiere durchstreiften für gewöhnlich die höher gelegenen Waldgebiete. Die Bisonherde bewegte sich langsam entlang des Flusses; mühsam kämpfte sie sich durch den Schnee voran. Kit verspürte bei diesem Anblick eine intuitive Erregung und bekam etwas mit von dem instinktiven Antrieb der Gruppe, gutem, noch lebendem Fleisch nachzustellen.
    Einen Augenblick lang sahen sie zu, wie die etwa ein Dutzend braunen, buckligen Geschöpfe entlangzottelten. Dann drehte Dardok den Kopf in verschiedene Richtungen und sog mit der Nase tief die Luft ein; anschließend grunzte er leise. Kit folgte seinem Beispiel und fing einen winzigen Hauch von einem scharfen, herben Duft in der Luft auf, die anderen, die ebenfalls den Geruch bemerkt hatten, murmelten leise. Kit blickte auf Großer Jäger in der Hoffnung, eine Erklärung zu bekommen; und Dardok streckte einen Finger aus und wies auf eine Felsnase über der Schlucht, die sich ein wenig oberhalb des Flussbettes befand. Kit sah blinzelnd in die weiße Umgebung hinaus und erkannte die hellgraue muskulöse Gestalt eines hundeartigen Tieres – ein Biest, das gut zweimal so groß wie ein normaler Wolf war: ein Dire-Wolf.
    Die Kreatur sah zu, wie die Bisonherde durch das Tal zog, und leckte sich jetzt sicherlich die Lippen. Dardok streckte erneut den Finger aus, und Kit sah einen anderen, etwas

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