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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Küstendorf, das Kit ihr hatte zeigen wollen. Es war im Großen und Ganzen so, wie er es beschrieben hatte – zumindest so wie das Wenige von seiner Darstellung, an das sie sich erinnern konnte. An jenem schicksalsträchtigen Tag hatte Kit versprochen, sie zum Meer zu bringen und mit ihr dort Tee zu trinken, um die Wahrheit seiner verrückten Behauptung über Ley-Linien und Parallelwelten zu beweisen. »Sefton-on-Sea?«
    »Jau«, bestätigte das Mädchen. »Ich heiß’ Maggie.«
    »Mein Name ist Mina. Es freut mich, dich kennenzulernen, Maggie.« Wilhelmina streckte ihr die Hand entgegen. Das Mädchen zögerte einen Augenblick lang und schüttelte dann halbherzig die Hand. »Kannst du mir sagen, welches Jahr wir haben?«
    »Se kennen nich’ dat Jahr?«
    »Nein«, erwiderte Wilhelmina. »Ich bin eine sehr lange Zeit verreist gewesen.«
    Das Mädchen dachte so angestrengt nach, dass sich das runde Gesicht in Falten legte. Die Antwort drängte hoch zu ihren Lippen, und sie verkündete: »Dies ist das Jahr unseres Herrn und König Williams 18 und 18!«
    Wilhelmina lächelte. Zweifellos plapperte die Kleine einfach etwas nach, das sie gehört hatte; aber das war genug. Wilhelmina dankte ihr und fragte, ob sie hungrig sei. Das Mädchen zögerte.
    »Ich habe gerade daran gedacht, einen Tee zu trinken und dazu vielleicht ein Teilchen zu essen. Möchtest du mit mir Tee trinken?«, lud Mina sie ein.
    Maggie legte die Stirn in Falten. »Niemals, Mylady«, antwortete Maggie, die plötzlich schüchtern und höflich wurde. »Dat is’ mir nicht erlaubt.«
    »Dann etwas anderes? Vielleicht ein Glas Milch?«, schlug Mina vor. »Ich habe Geld, aber niemanden, mit dem ich mich unterhalten kann. Vielleicht gibt es irgendein Gasthaus hier, das du mir zeigen könntest und wo wir etwas zu essen und zu trinken bekommen.«
    Die Kleine dachte einen Moment nach. »Es gibt das Old Ship «, erwiderte sie und streckte einen schmutzigen Finger aus, mit dem sie auf die Fassade eines Ladens zeigte, der sich ein kleines Stück weiter die Straße entlang befand.
    Wilhelmina sah in die gewiesene Richtung und erblickte ein niedriges, weiß gestrichenes Gebäude mit einer schwarzen Tür. Auf einem Schild darüber war das Bild von einem Schiff unter vollem Segel in stürmischer See; die Wellen krachten gegen den Bug. »Also«, sagte Mina, »ich werde dorthingehen. Ich hoffe, du kommst mit.«
    Sie wandte sich ab und machte sich auf den Weg zur Gaststätte. Maggie sah ihr einen Augenblick lang zu, dann folgte sie ihr in einem Abstand von ein paar Schritten. Die Tür der Schenke ließ sich mühelos aufdrücken, und Wilhelmina betrat einen dunklen Raum mit tiefer Decke. Die Luft, die nach Kohlerauch und abgestandenem Bier roch, war dick und feuchtwarm, aber nicht unangenehm; Wilhelmina jedenfalls hatte bislang noch nichts Ähnliches erlebt.
    Eine junge mollige Frau stand hinter einer Bar aus schwerer Eiche und trocknete mit einem Fetzen dicke Biergläser ab. »Juten Tach, M’lady«, grüßte sie fröhlich. »Wat kann ich für Se tun?«
    »Guten Tag«, erwiderte Mina. »Ich hätte gerne eine Tasse Tee. Ist das möglich?«
    »Aber sicher doch, M’lady«, antwortete die Barkellnerin. Ihr Blick glitt rasch zu dem Kind, das hinter Wilhelmina eingetreten war. »Eh, du! Hab ich dir nich’ mal was über dat Hierherkommen gesagt? Und jetzt mach’ schnell, dat du weiterkommst.«
    »Tut mir leid«, sagte Wilhelmina rasch. »Sie ist mit mir zusammen gekommen. Ich habe sie gebeten, mir Gesellschaft zu leisten.«
    »Dat mach ja so sein, M’lady. Aber Kindern is’ nich’ erlaubt, inne Kneipe zu gehen. Und die da, die weiß dat nur zu jut.«
    »Aber ja, natürlich. Sie haben recht. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    »Se sind nich’ von hier, nich’, M’lady?«, fragte die junge Frau hinter der Bar.
    »Nein, ich … nein, bin ich nicht.«
    »G’rad vom Schiff gekommen, wat?«
    »Ich bin auf Reisen, ja.« Wilhelmina, die unbedingt das Gesprächsthema wechseln wollte, blickte sich in der Gaststätte um. »Wäre es möglich, dass ich den Tee draußen zu mir nehme? Und dazu vielleicht etwas Gebäck, wenn Sie so etwas haben?«
    »Wir haben hübsche Haferplätzchen; se kommen janz frisch aus ’m Ofen. Ich kann Ih’n wat davon geben … mit juter Marmelade.«
    »Tatsächlich?«, sagte Mina. »Das wäre perfekt. Bringen Sie mir bitte eine Kanne … und ein Glas Milch. Ich warte dann draußen.«
    Wilhelmina ging zum Meeresufer zurück und fand, mit Maggie im

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