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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Hügelland. In nordwestlicher Richtung erhoben sich hohe, zerklüftete graue Berge, und unter ihm wand sich ein Fluss durch ein grünes Tal. Auf den Abhängen, die in Sichtweite waren, schienen vereinzelt Olivenbäume zu stehen. Die Berge sahen vage vertraut aus, doch er konnte sie nicht einordnen. Wenn nicht die Olivenbäume da wären, könnte er beinahe überall sein … Nicht, dass dies von Bedeutung war, denn er hatte nicht die Absicht, sich lange genug hier herumzutreiben, um mehr herauszufinden. Es ärgerte ihn, dass es ihn an diesen Ort verschlagen hatte. Das ist typisch für mein Glück! , jammerte er. Wenn er einen Ort verlassen wollte, weigerte sich die ihm bekannte Ley-Linie, sich zu öffnen. Gerade jetzt, wo er einen Grund gehabt hatte, ein wenig länger in jener steinzeitlichen Welt zu leben, war er von einem Ley hinausgeworfen worden, von dem Kit gar nicht gewusst hatte, dass es ihn gab.
    Doch Kit tröstete sich mit dem Gedanken, dass er einen Weg zurück zu seinem Clan kannte und er später zurückkehren konnte – und das war schließlich die Hauptsache. Er setzte sich in den Schatten eines überhängenden Felsens, um auf den Sonnenuntergang zu warten. Aber selbst jetzt, wo er im Schatten saß, machte ihm die Hitze schwer zu schaffen: Der plötzliche Wechsel vom Winter zum Hochsommer war ein Schock für seinen Körper. Er schloss seine Augen und schlummerte bald ein. Irgendwann später weckte ihn ein entferntes Geräusch aus einem tiefen Schlaf. Er öffnete seine Augen und blickte sich um. Alles war noch so wie zuvor; allerdings verspürte er jetzt einen brennenden Durst.
    Als er nach unten zum Fluss schaute, sah er, wie das Wasser im strahlenden Sonnenschein glänzte. Nichts würde gewonnen, dachte er, wenn er es zuließ, dass er austrocknete. Daher erhob er sich und begann, den Hang hinunterzugehen. Als er das Flussufer erreichte, suchte er nach einer geeigneten Stelle, wo er an das Wasser gelangen könnte. Während er sich durch das Gebüsch mühte, das am Gewässer entlang sehr dicht wuchs, hielt er vorsichtig Ausschau nach der jungen Höhlenlöwin. Er kam schließlich zu einem flachen Uferabschnitt, wo nur Kieselsteine lagen, kniete sich hin und schöpfte mit den Händen das frische Wasser, das immer noch kühl war, da der Fluss im Gebirge entsprang.
    Er trank so viel, bis er keinen Durst mehr verspürte. Gerade wollte er wieder aufstehen, als er gewaltige Erschütterungen im Gebüsch hinter sich hörte. Da Kit befürchtete, dass Baby ihn gefunden hatte, ergriff er einen ziemlich großen Stein, der am Flussufer lag, und duckte sich kampfbereit. Plötzlich sprangen aus dem Gestrüpp zwei große Jagdhunde – schlanke, langbeinige Tiere; der eine grau, der andere braun. Und alle beide waren über alle Maßen verblüfft, Kit zu sehen.
    Mitten im Laufen hielten sie inne und erstarrten: Die Köpfe waren gesenkt, die Ohren flach angelegt, die Nackenfelle gesträubt.
    »Nur mit der Ruhe, Kumpels«, sagte Kit und streckte seine freie Hand hoch, um zu zeigen, dass sie leer war. »Brave Jungs. Bleibt, wo ihr seid.« Beim Klang seiner Stimme hob der braune Hund seine Schnauze und gab ein einziges langes Jaulen von sich. Der andere starrte weiterhin auf Kit und knurrte leise.
    Wie zur Antwort auf das Jaulen des ersten Jagdhundes vernahm Kit dreschende Geräusche im Gehölz, und ein Mann in einem roten Hemd und einer ledernen Jagdweste trat auf die Lichtung. Er trug eine schwarze Baskenmütze und ein doppelläufiges Gewehr.
    Der Mann warf einen Blick auf Kit und flüsterte: »Madre de Dios!«
    Kit, der noch immer den Stein umklammert hielt, erwiderte: »Okay, kein Grund zur Aufregung. Lasst uns ruhig bleiben.«
    Bei diesen Worten hob der Mann mit der schwarzen Baskenmütze sein Gewehr und richtete sie auf Kits Brust. »Qué?«
    »Englisch?«, entgegnete Kit. »Anglais?«
    Keines der beiden Wörter hatte eine Wirkung. Der Mann, der mit Glotzaugen die Erscheinung vor sich anstarrte, blieb reglos stehen und zielte weiterhin unbeirrt mit dem Gewehr auf Kits Brust. Diese ausweglose Situation schien eine Ewigkeit lang zu dauern, und dann gab der Mann mit einer Bewegung seines Gewehrlaufs Kit zu verstehen, den Stein fallen zu lassen. Kit kam dieser Aufforderung ohne Zögern nach.
    »Nicht schießen, okay?«, bat er und hob langsam die Hände. »Ich bin nur ein Reisender. Sie können das Gewehr herunternehmen. Ich werde keinerlei Schwierigkeiten machen. Verstehen Sie?«
    Der Mann gab ihm mit Gesten zu verstehen, vom

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