Die Seelenquelle
Flussufer wegzugehen, und Kit kam der Aufforderung nach. Dann wurde er mit vorgehaltener Waffe aus dem Gebüsch und auf das Feld dahinter geführt. Sobald sie dort ankamen, gab der Mann ein lang anhaltendes, lauter werdendes Pfeifen von sich. Als Antwort erklang ein ähnlicher Pfiff. Einen Augenblick später tauchte ein zweiter Mann aus dem Gestrüpp entlang des Flusses auf. Wie der erste trug er ein rotes Hemd und eine schwarze Baskenmütze; zudem waren Ledergamaschen um seine Hosenbeine geschlungen, und er hatte sich einen Sack für Vögel, Hasen oder anderes Niederwild über die Schulter geworfen.
Der zweite Jäger warf Kit einen Blick zu und rief dann: »Santa Maria!«
Der erste Jäger nickte.
Der zweite näherte sich Kit mit großer Vorsicht. »Dónde consiguió usted eso?«
»Englisch?«, entgegnete Kit abermals. Er überlegte einen Augenblick lang, wie er die nächste Frage formulieren sollte, stellte dabei jedoch fest, dass seine eigenen englischen Sprachfertigkeiten fast versiegt waren. Nach so langer Zeit beim Fluss-Stadt-Clan war er kaum noch in der Lage, mit seinem Mund Wörter zu äußern. Alles, was er hervorbringen konnte, war die unvollständige Frage: »Sprechen Englisch?«
Die beiden Männer schauten sich gegenseitig an und dann auf Kit. Der zweite Jäger zuckte mit den Schultern und sagte: »Padre Tadeo.«
»Si«, pflichtete ihm der andere bei. »Padre Tadeo lo sabrá.«
Der erste Jäger gab abermals mit dem Gewehr ein Zeichen, und Kit wurde fortgeführt: Die zwei Männer schritten hinter ihm, an jeder Seite von ihm ging ein Hund. Sie folgten dem Flusslauf, der an dieser Stelle eine lange Biegung machte, und kamen zu einer Brücke, die einen unbefestigten Weg mit der Landstraße verband. Am Wegesrand parkte ein winziges dreirädriges schlammgrünes Gefährt; es besaß eine Fahrerkabine, in der nur eine Person Platz hatte, und eine offene Ladefläche. Einer der Männer ließ sich auf den Fahrersitz nieder; der andere bedeutete Kit, hinten auf die Transportfläche zu steigen, und kletterte anschließend mit den Jagdhunden zu ihm. Der Motor sprang an, und sie fuhren los.
Nach ein paar Meilen erreichten sie ein Dorf in unmittelbarer Nähe zur Landstraße. Der Ort war das Zentrum eines kleinen bäuerlichen Gemeinwesens und wies nur eine einzige Hauptverkehrsstraße auf, an der es ein paar einfache Läden, einen Wassertank für die Nutztiere, einen Obst- und Gemüsehändler sowie ein Postamt gab. Die Texte der Schilder, die Kit an den Gebäuden und in den Schaufenstern der Geschäfte sah, waren alle auf Spanisch. Die Hauptstraße endete an einem Marktplatz, an dessen einen Seite eine große, aus Stein erbaute Kirche stand. Ihr gegenüber, auf der anderen Seite des Platzes, gab es ein weitläufiges Stuckgebäude mit weißen Säulen und schwarzen Türen. Der Marktplatz hatte einen Springbrunnen aus Marmor, in dem es jedoch kein Wasser gab.
Das dreirädrige Lastauto hielt vor der Kirche an, und der Fahrer drückte auf die Hupe. Er hupte so lange, bis ein Priester in einer langen schwarzen Soutane herauskam und auf den Kirchenstufen stehen blieb. Der Fahrer stieg aus und rannte zum Priester. Die beiden wechselten ein paar Worte, und der Pfarrer näherte sich dem kleinen Pick-up, wo Kit immer noch gut bewacht hinten auf der Ladefläche saß.
Der Priester, ein kleiner Mann mit tief liegenden dunklen Augen unter buschigen schwarzen Brauen, warf einen Blick auf Kit und bekreuzigte sich.
»Hallo«, grüßte Kit, der zu der Auffassung gelangt war, dass er am besten gelassen und ruhig bleiben und nicht versuchen sollte, die Leute unnötig zu erschrecken. »Sprechen Sie Englisch?«
Der Priester riss die Augenbrauen hoch. Er blickte zu den beiden Männern, die ihre Gewehre hochhielten und wissend nickten, und antwortete dann: »Ja, ich spreche Englisch.«
»Gut«, sagte Kit und stieg von dem Fahrzeug herunter. Anschließend schaute er auf die zwei Männer, die immer noch ihre Gewehre im Anschlag hielten, und entschied, sich momentan nicht vom Fleck zu rühren.
Der Priester zögerte; doch der Jäger, der Kit entdeckt hatte, nickte ihm aufmunternd zu. »Dieser Ort hier ist El Bruc, señor «, erklärte der Pfarrer. »Wer sind Sie?«
»Mein Name ist Christopher.« Er überlegte, ob er fragen sollte, wo und in welchem Jahr er war, entschied dann jedoch, dass dies warten konnte, bis er seine Kidnapper besser kennen würde. »Sie können mich aber Kit nennen.« Er lächelte – in einer beruhigenden Weise,
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