Die Seelenquelle
rieb. »Sind seit einer Ewigkeit in der Familie.«
»Wer hat sie gesammelt?«
»Mein Großvater. Es gibt eine ganze Kiste, die mit diesem Zeug voll ist.«
»Wo hat er sie bekommen?«
»Hab nicht die leiseste …«, begann Charles, dann aber sah er, wie Burleigh seine Hände anspannte, und änderte rasch seine Antwort. »Er ist viel gereist … verbrachte die meiste Zeit auf Schiffen, die ins Ausland fuhren. Hatte ein Auge für die merkwürdigen Kinkerlitzchen. Er hat sie gesammelt«. Er streckte sein Kinn vor. »Zufrieden? Oder werden Sie mich erneut würgen?«
»Sein Name. Dieser Großvater von ihnen – wie lautete sein Name?«
»Arthur«, antwortete der verkommene junge Mann. »Arthur Flinders-Petrie.«
»Wo kann ich ihn finden?«
»Das können Sie nicht.« Charles schüttelte seinen Kopf. »Er starb, bevor ich geboren wurde. Hat sich ein Fieber oder so was eingefangen auf einer seiner Reisen. Das ist alles, was ich weiß.«
»Und Ihr Vater? Wie heißt er? Was sagt er dazu, dass Sie die Familienerbstücke verscherbeln?«
»Mein Vater verschied letztes Jahr. Doch ich bezweifle, dass er dies befürworten würde. Er befürwortete nicht viel, mein Vater – zumindest was mich anbelangte. Sein Name war Benedict. Sonst noch was?«
»Arthur und Benedict Flinders-Petrie«, sagte Burleigh, der sich die Namen genau einprägte. »Das ist alles für heute.« Er ging ein paar Schritte von Charles fort. »Ich werde Kontakt mit Ihnen aufnehmen, wenn ich noch etwas anderes brauche.«
»Was ist mit dem Geld?«
»Sie werden Ihr Geld bekommen. Es ist bereits durch Catchmole von Sotheby’s arrangiert worden. Alles, was wir noch tun müssen, ist, uns auf einen Preis zu einigen. Ich werde es ihm sagen, und er wird den Rest machen. Er wird für sein Schweigen und für seine Diskretion bezahlt. Wie hoch sind Ihre Spielschulden?«
Charles blickte finster. »Fünfzig Pfund – mehr oder weniger.«
»Und Ihre Kampfwetten?«
»Weitere zwanzig, vielleicht.«
»Dann runden wir das Ganze auf glatte Hundert auf«, entschied Burleigh. »Und schauen Sie nicht so enttäuscht. Es ist mehr, als irgendein anständiger Arbeiter in einem Jahr verdient – und mehr, als Sie bei einer Auktion bekommen hätten. Also, begreifen Sie endlich? Ich habe Ihnen endlosen Ärger erspart.«
Der junge Mann runzelte die Stirn. »Na fein, war’s das jetzt?«
»Seien Sie guten Mutes! Und sehen Sie das Ganze einmal in dieser Weise: Sie haben nun einen neuen und höchst einflussreichen Geschäftspartner, und Ihre finanziellen Sorgen sind vorüber.« Er schritt auf die Tür zu. »Dennoch würde ich nicht noch einmal in der Stadt so große Schulden anwachsen lassen: Es könnte nämlich sein, dass ich beim nächsten Mal nicht so großzügig bin.«
»Was, wenn ich keinen Partner möchte?«
Burleigh warf den Kopf zurück und lachte. »Lebe wohl, Charles.« Er öffnete die Tür und ging hinaus auf den Treppenabsatz. »Bis wir uns wieder treffen.«
»Wie nehme ich mit Ihnen Kontakt auf?«, wollte Charles wissen, der dem Earl zur Treppe gefolgt war.
»Das brauchen Sie nicht. Wenn es sich ergeben sollte, dass ich Sie sehen muss, werde ich Kontakt mit Ihnen aufnehmen.«
»Wenn ich noch etwas verkaufen will …«, deutete Charles an, »wie erreiche ich Sie dann?«
»Wann auch immer Sie etwas zu verkaufen wünschen«, erwiderte Burleigh und begann, die Treppe hinabzusteigen, »wenden Sie sich an Catchmole. Er wird sich dann um alles kümmern.«
»Warum machen Sie das?«, rief Charles der entschwindenden Gestalt seines Besuchers hinterher.
»Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt«, antwortete Burleigh, der weiterhin die Stufen hinunterging. »Das ist mein Geschäft.«
»Geht es nur ums Geschäft? Nicht um mehr?«
Burleigh stieß ein lautes Lachen aus, als er in der Dunkelheit verschwand. »Sie haben ja keine Ahnung, wie weitreichend meine geschäftlichen Interessen sind!«
ACHTZEHNTES KAPITEL
K it legte die Hände über seine Augen und blinzelte, während er auf den schwarzen Abschnitt der Landstraße blickte, die in der prallen Sonne eines glühend heißen Sommertages leicht schimmerte. Der Schock, diese Straße zu sehen, ließ ihn ein kleines Stück nach hinten wanken. Ein Bild, das in seiner Heimatwelt eine so triste Alltäglichkeit besaß … In dieser Welt durchzuckte ihn der Anblick wie ein Blitz. Es war ein Augenblick, in dem er keine richtigen Gedanken formen konnte, und danach war ein kraft- und sinnloses Wie …? das Beste, was sein
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