Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
sie jetzt einfach an den Strand liegen könnte. Sie brauchte unbedingt Urlaub!
Ja, tatsächlich. Die Maschine befand sich wirklich schon im Sinkflug. Augenblicklich überfiel Layla auch wieder die Anspannung. Dies war wieder ein kritischer Moment. Wenn die Seelenräuberin angreifen wollte, dann wäre jetzt wohl der beste Zeitpunkt dafür. Naomi hatte ihr erzählt, dass der Kapitän ein sehr erfahrener, routinierter Pilot war. Ihr Vater hatte ihn anscheinend nach der Pleite von Varig, der größten Brasilianischen Fluglinie, übernommen und war offenbar mehr als zufrieden mit ihm. Trotzdem: Wenn die Seelenräuberin ihnen wirklich einen Schwarm Vögel schickte, dann kam sicher auch er ins Schwimmen. Layla erinnerte sich daran, wie vor ein paar Jahren Jahr ein Pilot auf dem Hudson River notwassern musste, nachdem beide Triebwerke nach einem Vogelschlag ausgefallen waren. Jetzt war Layla fast genau so nervös, wie Hans. Naomi schlief immer noch, wie ein kleiner Engel (der sie auch war).
Das Flugzeug sank immer weiter. Laylas Nerven waren bis zum Zerreisen angespannt. Diese dauernde Bedrohung ging nun auch ihr an die Substanz. Es war ein ekelhaftes Gefühl, auf den nächsten Angriff warten zu müssen, ohne jedoch zu wissen, wann genau er stattfand.
In der Zwischenzeit konnte Layla schon den Flughafen schräg vor dem Flugzeug erkennen. Ganz angestrengt starrte sie in die Richtung, ob sie dort irgendwelche Vögel erkennen konnte. Ihre Augen tränten ihr dabei, so fest starrte sie. Aber nichts. Der Kapitän machte eine letzte kleine Korrektur der Flugrichtung. Jetzt waren sie im direkten Landeanflug. Wenn der Angriff kam, dann genau jetzt! Aber nichts geschah. Nicht jetzt und auch nicht, als das Flugzeug landete. Layla atmete tief durch. Lange würde sie diese Ungewissheit, ob und wann irgendwas Schlimmes geschah, nicht mehr aushalten können. Sie musste diese Seelenräuberin möglichst schnell zur Strecke bringen. Sonst landete sie selbst in der Klapsmühle.
Der Motor dröhnte heftig und das ganze Flugzeug wurde durchgeschüttelt, als der Pilot scharf bremste. Kurz später war das Flugzeug so langsam, dass er eine Kurve fahren konnte. Er fuhr direkt zu einem speziellen Hangar für Privatflugzeuge. Auch dort ist keine Gefahr zu erkennen. Trotzdem wollte sich Layla da nicht darauf verlassen. Die Seelenräuberin hatte schon mehrfach bewiesen, dass sie sehr überraschend aus dem Hintergrund angreifen konnte. Layla wollte darauf vorbereitet sein, wenn dies geschah.
Jetzt schlug auch Naomi die Augen auf und streckte sich ausgiebig, während sie einen Laut, wie eine schnurrende Katze ausstieß. Dann lachte sie wieder und sagte:
„Willkommen in Floripa, dem Paradies auf Erden!“
Layla war noch nie in Floreanapolis gewesen und dementsprechend neugierig. Normalerweise genoss sie es, in eine neue Stadt zu kommen und sich dort ausgiebig umzusehen. Nur diesmal würde sie da mit Sicherheit keine Zeit dafür haben. Naomi schien ein richtiger Floreanapolis – Fan zu sein und begann mit einem regelrechten Vortrag:
„Floreanapolis ist die einzige Hauptstadt eines Bundesstaates in Brasilien, die nicht auf dem Festland liegt, sondern auf einer Insel, der ‚Ilha de Santa Catarina’. Sie hat knapp eine halbe Million Einwohner. Früher wurde sie von der Ureinwohnern, den Carijós – Indianern ‚Meiembipe’ genannt, was einfach die ‚Stadt am Kanal’ heißt. Später, nach dem Eintreffen der Portugiesen, hieß sie dann ‚Nossa Senhora de Desterro’ oder kurz ‚Desterro’. Seit 1893 wird sie zu Ehren des zweiten Präsidenten von Brasilien, Floriano Peixoto ‚Floreanapolis’ genannt. Sie zeigt ein subtropisches Klima, dass sich deutlich vom dem unterscheidet, dass Ihr mit Euren vier Jahreszeiten kennt. Hier ist das Wetter einfach immer toll und für mich hat es die schönsten Strände der Welt, sogar noch ein bisschen besser, als die in der Karibik.“
Freudig sprang Naomi auf und konnte es offensichtlich gar nicht erwarten, bis die Türe aufging. Der Kapitän schien Naomi schon gut zu kennen, denn er beeilte sich augenscheinlich sehr, die Türe zu öffnen. Dabei machte er, als ob er die Verriegelung des Flugzeugs nicht aufbekam und handelte sich damit einen freundschaftlichen Klaps von Naomi ein. Lachend öffnete er dann doch die Türe. Davor stand eine riesige, amerikanische Strechlimousine. Layla war dies fast peinlich, während Hans richtiggehend überschwänglich wurde.
Die drei gingen die Treppe hinunter und genau in
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