Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)

nicht mehr da war. Sie musste mit dem weißhaarigen Mann den Raum verlassen haben. Layla stand auf. Ana Maria legte ihr die Hand auf den Unterarm und sagte in Deutsch, dass der Masseur sie nicht verstand:
    „Gehe ruhig. In der Zwischenzeit werde ich die heilenden Hände dieses jungen Mannes genießen!“
    Layla schloss ihren Bademantel und verließ den Raum, konnte jedoch weder von Naomi, noch von dem weißhaarigen Mann eine Spur erkennen. Sie ging in Richtung des Ausgangs, da hörte sie plötzlich ein leises Lachen. Naomi! Layla schloss die Augen und konzentrierte sich auf das Geräusch. Es kam von genau der anderen Richtung. Leise drehte sich Layla um, und ging in den Gang entlang. Hinter einem weißen Vorhang konnte sie eine leichte Bewegung sehen. Sie schlich sich hin und begann zu horchen. Naomi sagte gerade:
    „Vielen Dank, großer Schamane, dass Du Zeit für meine Freundin hattest. Ich werde es Dir ewig danken!“
    „Nein, Naomi, ich habe Dir zu danken. Ich habe niemals mehr psychische Kraft in einem Körper gespürt. Sie ist auch mental sehr stark, weiß es aber noch nicht. Sie ist, wie ein kleines wildes Fohlen!“
    „Sie wird es lernen müssen und zwar schnell!“
    „Ja, Ajllasga ist die mächtigste Zauberin, die es jemals gab!“
    Damit war die Unterhaltung offenbar beendet. Layla drehte sich um und eilte so leise sie konnte zum Massageraum zurück. Dort hatte der Masseur Ana Maria mächtig in der Mangel. Layla setzte sich hin und kurz später kam auch Naomi zurück.
    Offenbar war Ana Maria fertig, denn der Mann trat zurück und sah Layla an. Ana Maria stand schwerfällig auf und hatte ein schmerzverzerrtes Gesicht. Erschreckt wollte ihr Layla helfen, da hörte sie, wie Naomi herzhaft auflachte und sagte:
    „Ein Komplettprogramm hat es in sich, habe ich Recht!“
    Ana Maria lächelte nur mühsam und setzte sich neben Naomi. Der Masseur sah Layla auffordernd an, aber die winkte ab. Sie gab vor, Angst zu haben. Der Mann zuckte mit den Schultern und verließ den Raum. Die drei Frauen blieben zurück. Naomi konnte sich kaum noch einkriegen vor Lachen. Nach einigen Sekunden musste auch Layla lachen und am Schluss begann auch Ana Maria zu lächeln. Dann standen sie auf und gingen zurück zu ihren Zimmer.
    Dort angekommen erzählte Layla Ana Maria, was sie gehört hatte. Ana Maria sah sie nachdenklich an, dann sagte sie:
    „Es scheint so, also ob Dir Naomi wirklich helfen will. Sie scheint die ganze Welt zu kennen. Du solltest den Ratschlag des Schamanen beherzigen.“
    „Das werde ich tun. Wenn es wirklich klappt, wie er mir sagt, dann habe ich natürlich einen mächtigen Trumpf in die Hand bekommen!“
    „Layla, ich glaube, ich kann Dir dabei helfen. Wie Du weißt, habe ich jahrelang unter Werwölfen gelebt und meine einzige Überlebenschance bestand darin, meinen Geist und meine Gedanken vor Ihnen zu verschließen.“
    „Ich kann mir keine bessere Lehrerin vorstellen, als Dich, Ana Maria!“
    Überglücklich umarmte sie die Schwester. Die küsste sie zärtlich auf die Stirn und sagte dann:
    „Sag mal, Layla, musst Du nicht mal Igor und Peter anrufen?“
    „Oh mein Gott, Ana Maria, Du hast natürlich Recht. Wenn ich es nicht tue, reißen die zwei mir den Kopf ab!“
    Sie eilte zu ihren Rucksack und nahm ihr Handy heraus. Am Display konnte sie er erkennen, dass sie Igor schon dreimal angerufen hatte. Mit schlechtem Gewissen drückte sie den Knopf für den Rückruf. Mittlerweile musste es in Europa schon sehr spät in der Nacht, beziehungsweise sehr früh am Morgen sein, doch schon nach dem zweiten Klingeln hob Igor ab. Der Mann musste ein Bett in seinem Büro haben. Layla möchte wirklich nicht mit ihm verheiratet sein. Sie kannte den Tagesablauf des Leiters des Convento:
    „Layla, Gott sei Dank. Du hattest versprochen, mich in regelmäßigen Abständen auf dem Laufenden zu halten!“
    „Entschuldige bitte, Igor. Hier ist wieder einmal die Hölle los. Wir sind jetzt in Manaus. Morgen werden wir aufbrechen und den Amazonas entlangfahren in Richtung zur Peruanischen Grenze. Ich hoffe, dass wir dort das Dorf der Seelenräuberin finden werden!“
    „Gut, klingt gut. Du hast gesagt ‚wir’. Wer ist bei Dir?“
    „Es sind vier Personen. Erst mal Ana Maria, dann Hans Wirthmann, denn Du ja kennst. Außerdem noch Naomi Damann, die Nichte von Markus Damann, dem Opfer in dem Fall, den Mark untersucht hat und Donerta, eine weiße Hexe, die nach eigenen Angaben die Tochter der Seelenräuberin