Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
und kurz später konnte sie die Richtung bestimmen, aus der dieser verlockende Geruch kam. Sie lief in diese Richtung und stieß nach wenigen Metern auf einen leblosen Körper. Es war ein Mensch, der Kleidung nach zu schließen ein Indio. Er war tot. Layla vermutete, dass er dem gigantischen Jaguar zum Opfer gefallen sein musste. Layla nahm den Körper auf und setzte ihren Weg fort, bis sie auf das Bootshaus stieß, dass sie umrundete. Die Freunde warteten immer noch an der Türe auf sie. Edu entdeckte sie zuerst und zeigte mit dem Finger in ihre Richtung. Wenige Sekunden später war Layla bei ihnen. Edu sah sie mit großen, staunenden Augen an. Felipe, der auf diesen Anblick gar nicht vorbereiten gewesen war, zog sich ängstlich in sein Haus zurück.
Layla legte den Leichnam auf dem Boden ab, dann leitete sie die Rückverwandlung ein, die Edu mit fasziniertem Blick ganz genau verfolgte. Naomi untersuchte schon den Leichnam, der in einem furchtbaren Zustand war. Dann sah sie Layla geschockt an. Die war gerade mit der Verwandlung fertig geworden und sagte:
„Ich war es nicht. Ich vermute, er ist dem Jaguar zum Opfer gefallen!“
Edu rief Felipe, der nur zögernd und mit vorsichtigem Blick in Laylas Richtung wieder zum Vorschein kam. Dann sah er den Leichnam, fiel auf die Knie und begann mit einem Wehklagen, das durch Mark und Bein ging. Offenbar hatte er den Toten gekannt. Layla sah ihn neugierig an. Unter Schluchzen sagte er:
„Das ist Tsili, mein Freund vom Stamme der Matis, der vom dem ich Euch erzählt habe. Er ist die Person, die den Jaguar Gott gesehen hatte. Jetzt ist er ihm auch zum Opfer gefallen!“
Da verfiel er wieder in das Wehklagen. Edu legte ihm freundschaftlich die Hand auf die Schulter. Auch er war ganz offensichtlich zutiefst geschockt.
Kapitel 25
Nachdem Edu den Leichnam des Indios notdürftig am Rande des Gartens von Felipe beerdigt hatte, trafen sich alle wieder in Felipes Hütte. Donerta hatte aus Kräutern, die sie mitgebracht hatte, einen Tee gemacht. Felipe schlürfte den mit deutlichem Wohlbehagen. Dabei hatte er die Augen geschlossen. Offensichtlich wollte er nicht reden. Layla war dies ganz recht. Sie wollte nicht noch einmal ihre Geschichte erklären müssen.
Edu dagegen sah sie ohne Pause mit großen Augen an. Er hatte ihr offensichtlich nicht ganz geglaubt und war eines besseren belehrt worden. Layla erwiderte den Blick. Es war weder Angst noch Ekel darin zu sehen. Nur Staunen. Dann begann er zu lächeln und sagte:
„Mann Layla, Dir möchte ich nicht in einer Vollmondnacht begegnen!“
Felipe hob den Blick. Seine Augen waren durch die vergossenen Tränen gerötet. Er zeigte mit dem Finger auf Layla, dann sagte er:
„Du bist ein Monster. Gehe sofort raus aus meinem Haus. Ich will Dich hier nie mehr sehen!“
Edu legte ihm die Hand auf den Unterarm und sagte:
„Layla ist kein Monster. Sie ist auf unserer Seite. Ohne sie wären wir jetzt mausetot. Ich glaube, dass nur ihre Anwesenheit verhindert hat, dass uns der Riesenjaguar angegriffen hat. Uns wäre das gleiche passiert, wie dem armen Tsili!“
Auch Donerta stand auf und schlug in die gleiche Kerbe.
„Edu hat Recht, Layla ist kein Monster, obwohl sie, wie eines aussah. Gerade Du müsstest wissen, dass andersartig zu sein, nicht unbedingt schlecht sein heißt. Layla kämpft auf unserer Seite gegen die wahren Monster, wie eben diesem Jaguar. Ohne ihre Hilfe hätten wir keine Chance!“
Felipe sah Layla immer noch an, als ob sie immer noch in ihrer Werwolfgestalt wäre. Layla erwiderte den Blick. Sie konnte förmlich sehen, wie es hinter der Stirn des Mannes arbeitete. Er tat ihr leid. Sie wusste aus eigener Erfahrung nur zu gut, was es hieß, plötzlich einem Werwolf gegenüber zu stehen. Sie sah ihn weiter an, dann sagte Layla, wobei sie sich um einen möglichst freundlichen Tonfall bemühte:
„Felipe, wenn Du es möchtest, werde ich natürlich auf dem Boot schlafen. Ich werde auch nichts versuchen schön zu reden. Ja, ich bin ein Werwolf, und nein, ich bin kein Monster. Ich habe es mir nicht ausgesucht. Ich wurde infiziert. Ja, ich habe schon Menschen getötet, aber meine Meinung nach waren diese Menschen die Monster und nicht ich.“
Felipe sah sie immer noch mit seinen rotumrandeten Augen an. Aber die Feindseligkeit verschwand langsam aus ihnen. Dann stand er auf und ging in seine Küche. Er kam mit einer großen Flasche Schnaps zurück, den er offenbar selbst gebrannt hatte. Er öffnete die Flasche, setzte
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