Die Seelenräuberin: das zweite Abenteuer von Lyala Mendes, dem weissen Werwolf (German Edition)
verrieten ihn seine Augen, dass er nur eine Rolle spielte, die er meinte einnehmen zu müssen. In seinen Augen war nämlich wieder etwas ganz anderes, nämlich reine Panik herauszulesen.
In diesem Moment hörte es auf zu regnen. Auch die Blitze waren nicht mehr so häufig und der Donner war nur noch in der Ferne zu vernehmen. Trotzdem war die Luft immer noch, wie elektrisiert. Layla hatte das Gefühl, als würden ihre Haare in der elektrostatischen Aufladung abstehen. Wenn sie jetzt jemanden berührte, würde derjenige sicher eine gewischt bekommen. Mittlerweile war es dunkel geworden. Während des Gewitters war die Zeit offenbar sehr schnell vorbeigegangen und eine Dämmerung war nicht zu bemerken gewesen.
Layla war es gar nicht Recht, dass dieser gigantische Jaguar augenscheinlich mit ihnen spielte. Sie hatte Glück gehabt, dass sie ihm an der Türe nicht in die Falle gegangen war. Trotzdem war die Gefahr mit Sicherheit noch nicht gebannt. Der Jaguar war immer noch da und konnte jederzeit wieder angreifen.
Er würde jedoch niemals erwarten, dass ihm nach seiner Drohung irgendjemand folgte. Aber genau das hatte Layla vor! Also leitete sie augenblicklich die Verwandlung ein, die auch im selben Moment eintrat. Edu, der dies bisher noch nie gesehen hatte, sah sie mit schockgeweiteten Augen an.
Als Layla in ihrer Werwolfgestalt war, konnte sie gerade noch ihre Angewohnheit unterdrücken, zu heulen. Es war einfach ein herrliches Gefühl, nach der einschnürenden Enge ihres menschlichen Daseins, wieder die Freiheit des Werwolfs zu spüren. Also streckte sie sich nur kurz. In diesem Moment trat Felipe aus der Türe und setzte sich vor Schreck, als er Layla sah, erst einmal auf den Hosenboden.
Doch das bekam Layla schon gar nicht mehr mit. Elegant eilte auch sie mit großen Sprüngen den engen Weg entlang und sprang in den Dschungel. Selbst die dicht stehenden Pflanzen, die sie als Mensch noch sehr gebremst hatten, waren für sie als Werwolf kein Hindernis mehr. Mit einem gewaltigen Satz sprang sie direkt auf den Weg, den sie am Nachmittag entdeckt hatte. Dort ging sie erst mal in die Hocke und lauschte. Sie konnte aber nichts Verdächtiges feststellen. Langsam sah sie sich um. Ihre Augen erlaubten ihr eine sehr gute Nachtsicht, sodass sie fast genau so gut sehen konnte, wie am Tag. Aber nichtsdestotrotz konnte sie keine Spur von dem gigantischen Jaguar sehen. Also musste sie ihn auf Wolfs Art suchen. Sie kniete sich auf den Boden und schnüffelte. Da sie auch so nicht auf Anhieb eine Spur erschnüffeln konnte, ging sie im Halbkreis um die Stelle herum, wo sie den Jaguar vermutete. Sie konnte aber immer noch keine Spur finden. Das konnte doch nicht sein! Er musste doch eine Spur hinterlassen haben, außer er konnte fliegen. Fliegen nicht, fiel es Layla plötzlich ein, aber klettern. Sie hatte in alter Angewohnheit zweidimensional gedacht, der Dschungel hier hatte aber auch eine dritte Dimension. Nämlich in den Bäumen. Er konnte geklettert sein. Layla sprang elegant auf einen Ast. Werwölfe waren zwar nicht die besten Kletterer, aber hier fiel es ihr leicht. Die Bäume standen so dicht, dass man darauf praktisch wie auf Wolken darüber gehen konnte. Gut, sie musste natürlich aufpassen, dass sie nicht plötzlich in ein Lücke trat und abstürzte, aber ansonsten traute sie sich schon zu, sich auch in den Bäumen schnell bewegen zu können. Also begann sie wieder von vorne, schnüffelt an den Ästen und hatte kurz später tatsächlich die Spur gefunden. Also doch! Layla konzentrierte sich auf die Spur, die sie gefunden hatte. Der Jaguar hatte sich offenbar vom Haus weg tief in den Dschungel hineinbewegt. Konzentriert verfolgte Layla die Spur, merkte aber schnell, dass die Spur sich immer weiter zu entfernen schien. Der Jaguar musste mit unglaublicher Geschwindigkeit durch die dichten Bäume gesprungen sein. So würde ihn Layla niemals einholen. Also lies sie sich wieder zu Boden gleiten. Der Jaguar war in einer geraden Linie davon gestürmt, wenn also Layla auf dem Boden dieselbe Linie verfolgte, musste sie ihm wieder näher kommen. Und auf dem Boden war sie sehr viel schneller. Gesagt, getan, stürmte Layla los. Die Bäume rauschten nur so an ihr vorbei, aber Layla konnte dieses berauschende Gefühl dieses Mal nicht richtig genießen.
Sie war noch nicht lange durch den Dschungel gehetzt, als sie tatsächlich brechende Äste hören konnte. Das war er! Layla holte das letzte aus sich heraus und konnte kurz später den
Weitere Kostenlose Bücher