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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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daran dachte, wie sie ihm darin erschienen war, fröstelte ihn.
    War es nur ein Traum gewesen? Einigen Lyr lag angeblich die Gabe der Prophezeiung im Blut. Wenn dies nun eine echte Vision gewesen war, erzeugt durch die Macht in seinen Adern? Eine Warnung?
    Glitzernde Schwingen wachsen aus ihren Schultern …
    Er musste sich zwingen, um sich aufzurichten und seine Seele aus den Klauen des Traums zu befreien. »Wie lange?« Seine Kehle war so trocken, dass er kaum die Worte formen konnte. Das war gut. So würde ihr die Unsicherheit in seiner Stimme weniger auffallen.
    »Seit unserer Ankunft.« Sie stand vom Bett auf, ging zum Wandtisch, schenkte ihm einen Becher Wasser ein und kam damit zurück. Sie würde ihn wohl auch stützen, wenn es nötig wäre, aber er würde den Teufel tun und sich vor ihr so hilflos zeigen.
    Glitzernde Schwingen aus gesplittertem Glas …
    Er schloss kurz die Augen und suchte die Erinnerung zu verscheuchen. Es war nur ein Traum, ermahnte er sich. Bruchstücke von Erinnerungen und Gefühlen, verwoben zu einer Geschichte, die grauenvoll war, aber nicht wirklich etwas zu bedeuten hatte. Zumindest nicht in der Art wie die Träume eines Sehers.
    »Rhys? Alles in Ordnung?«
    Er schaute auf die Tasse in seiner Hand und konzentrierte sich auf den Akt des Trinkens. Nur ein Traum , sagte er sich immer wieder. Nur ein Traum, nur ein Traum, nur ein Traum … Er spürte, wie sie ihn beobachtete, spürte ihre Besorgnis, wagte aber nicht, sie anzusehen, um den Zauber nicht zu brechen.
    Allmählich hörte er auf zu zittern. Allmählich verblassten die Bilder aus seinem Traum. Fürs Erste.
    »Was ist denn eigentlich los?«, fragte er.
    Sie zuckte verkrampft die Achseln. »Die Heiler gehen ein und aus, jede Wunde wird dreifach versorgt. Seher kamen, um in deine Seele zu schauen, und erklärten sie für gestört. Der Erzprotektor und seine Gemahlin waren mehrfach hier und stellten mir jedes Mal die gleichen Fragen, als könnten sie neue Erkenntnisse gewinnen, wenn sie die gleichen Antworten immer und immer wieder hörten.«
    »Was hast du ihnen erzählt?« Er konnte die Frage nicht zurückhalten.
    »Wir seien nach Alkal gereist, um den Speer aufzusuchen. Dort hätten wir entdeckt, dass er geborsten war. Im Inneren hätten wir eine Schrift gefunden, und du hättest sie festgehalten. Man hat die Zeichen auf deinen Armen kopiert, aber man wurde nicht klug daraus. Ich habe auch erwähnt, dass die Hüter in Alkal wohl nicht mehr derselben Sache dienen wie einst.« Sie biss sich auf die Unterlippe. »Der Erzprotektor und seine Gemahlin wollten Genaueres erfahren, aber ich habe sie vertröstet. Wenn du erst aufgewacht wärst, könntest du ihnen alles erzählen. Was verstehe ich schon von der Politik der Heiligen Hüter?«
    »Ich danke dir.« Er gab ihr den Becher zurück. Seine Hand war jetzt fast ruhig. »Erstaunlich, dass sie mich trotzdem so lange schlafen ließen.«
    »Ich sagte, die Erschöpfung hätte auch dein Gedächtnis getrübt, du brauchtest eine Weile Ruhe, erst dann könntest du ihnen sagen, was sie wissen wollten. Sie glaubten mir nicht und zogen einige Seher hinzu, doch die bestätigten mein Urteil.« Sie stand auf und kehrte zum Wandtisch zurück. »Der Erzprotektor war davon nicht sehr erbaut, aber er vertraute ihnen und verkündete, man solle dich nicht stören, bis du von selbst erwachtest.« Ein Schatten glitt über ihre Züge; ihre Augen wurden hart und kalt wie Diamanten. Den Sehern vertraute dein Vater , las er darin. Aber mir nicht. »Hast du noch Durst?«
    Er verstand die Frage nicht gleich. »Nein. Danke.«
    »Dann sollte ich jetzt gehen und melden, dass du wach bist. Sie werden sich das sicherlich von einem Dutzend Sehern bestätigen lassen wollen.« Kamala wies auf den Wandtisch. »Hier steht etwas zu essen für dich, und wenn sich erst herumgesprochen hat, dass du wieder auf den Beinen bist, wird man sicherlich ein prächtiges Festmahl ausrichten.«
    Er fragte leise: »Warst du die ganze Zeit hier bei mir?«
    Sie zögerte, dann nickte sie. »Die anderen wussten nicht, was du erlebt hattest, wie sollten sie also erkennen, wenn etwas nicht stimmte? Sie hätten doch nicht gewusst, worauf sie achten mussten.«
    Wenn etwas nicht stimmte. Fürchtete sie etwa, er würde sich noch einmal selbst verletzen, sich ein Messer schnappen, sobald er erwachte, und damit auf den anderen Arm losgehen? Die anderen wussten nicht, was er an dem Speer gesehen hatte, und wären daher auf ein solches Verhalten

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