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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Gefallen schuldete.
    Oder aber der Seher hatte sich geirrt.
    Letztere Möglichkeit wäre in mancher Hinsicht am wenigsten beunruhigend gewesen, aber Stevan wusste, dass sie nicht allzu wahrscheinlich war. Seelenfeuer wurde in beiden Fällen so unterschiedlich eingesetzt, dass eine Verwechslung für einen Seher kaum möglich war. Hexerei war heiß, eine rotglühende Kraft, die aus dem Hochofen des Lebens spritzte. Zauberei war wie Eis und ließ die Seele gefrieren, wenn man ihr zu nahe kam. So hatte es ihm ein Seher beschrieben, den er einmal danach gefragt hatte.
    Also trieb ein anderer Zauberer in seinem Protektorat sein Unwesen? Wer war es? Und warum?
    Die Magister hassten den Norden. Sie schlossen zwar mit den Erzprotektoren Kontrakte, um sie vor den Angriffen fremder Magister zu schützen – wie sie es auch mit den Königen in anderen Palästen taten –, aber diese Kontrakte bestanden zumeist nur auf dem Papier. Kein Magister lebte so hoch im Norden. Keiner von ihnen reiste hierher, wenn er nicht musste, und wenn es doch einmal nicht anders ging, blieb er nur so lange, wie es der jeweilige Einsatz erforderte. Lag dies daran, dass der Heilige Zorn so nahe war und ihre magischen Sinne störte? Oder fühlten sie sich nicht wohl unter Menschen, die für sich in Anspruch nahmen, die Götter hätten sie – und nicht die Magister – mit der Rettung der Welt betraut?
    Stevan öffnete die Faust und betrachtete noch einmal den zerknüllten Brief. Er war mit dem Siegel seines eigenen Königlichen Magisters gezeichnet und enthielt nur eine einzige Zeile:
    Ich habe seit unserem letzten Treffen keinen Zauber an oder in Eurem Palast gewirkt. Lazaroth.
    War das die Wahrheit? Magister folgten oft dunklen, verschlungenen Pfaden, und ihre wahren Motive waren immer verdächtig. Die Erzprotektoren baten sie deshalb nur dann um Hilfe, wenn es unumgänglich war. In den Protektoraten gab es genügend Hexen und Hexer, die bereit waren, einen Teil ihres Lebens für das Gemeinwohl zu opfern, sodass Magister nur selten benötigt wurden. Wie die Lyr , so hatten auch die Seher eine bestimmte Aufgabe in dieser Welt. Wie die Heiligen Hüter, die ihre Waffen schärften und sich unablässig auf den Kampf mit den Seelenfressern vorbereiteten, wussten sie, dass vielleicht einmal ein Opfer von ihnen verlangt würde, und fügten sich darein. Wie lautete noch das alte Lied?

Kalt und schwach war unser Blut,
doch das Opfer gab ihm Kraft.
Erdverhaftet war unsere Hexerei,
doch das Opfer verlieh ihr Schwingen.
Stumpf und brüchig war unser Stahl,
doch das Opfer schärfte seine Schneide.
Stumm und ängstlich waren unsere Gebete,
doch das Opfer brachte sie zum Klingen.

    Magister waren selbstsüchtige Kreaturen, sie würden sich ebenso wenig für eine hehre Sache aufopfern wie irgendein seelenloses Tier. Nun hatte es den Anschein, als wäre in Keirdwyn – in Stevans eigenem Palast – ein unbekannter Magister tätig, und der Erzprotektor war davon ganz und gar nicht erbaut. Genauer gesagt, er war rechtschaffen empört. Wie konnte ein Magister – oder sonst jemand! – es wagen, ihn ausgerechnet zu dem Zeitpunkt zu stören, da es so aussah, als kehre der uralte Feind in die Reiche der Menschen zurück? Gerade jetzt, da ihn sein Volk am dringendsten brauchte? Dass die Zauberer sich keiner höheren Aufgabe verpflichtet fühlten, hieß noch lange nicht, dass sie das Recht hatten, ihn an der Erfüllung seiner Pflicht zu hindern. Ein Erzprotektor hatte den Göttern Rechenschaft abzulegen. Wer aber war ihr Herr?
    Natürlich kümmerte sein Zorn die Magister wenig, denn kein Moratus konnte ihnen trotzen.
    Aber mit der Rückkehr der Seelenfresser sollten den Lyr eigene Kräfte zuwachsen. Gewaltige Kräfte. So wurde es in den Mythen verheißen.
    Nimm dich in Acht , warnte er den namenlosen Eindringling in Gedanken. Komm diesem Feuer nicht zu nahe, es könnte sonst sein, dass du dir die Schwingen versengst.

Kapitel 17
    Yosefa und ihre Familie wollten sich gerade zum Essen niedersetzen, als das Geschrei anfing.
    Bis dahin war an diesem Tag alles ruhig gewesen. Ihr Mann hatte im Hafen beim Be- und Entladen der Schiffe geholfen, das war Schwerarbeit, und daran, wie er sich am Tisch aufstützte, sah sie, wie froh er war, sich ausruhen zu können. Das älteste Kind hatte ihr beim Kochen geholfen und ausnahmsweise nichts verschüttet. Die beiden jüngeren Kinder, beides Knaben, hatten den Tag hinter sich gebracht, ohne Ärger zu bekommen, und das war nun wirklich und

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