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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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Abkommen zu achten. Wie also hatte man das augenblickliche Geschehen zu werten?
    Keirdwyn musste Truppen an den Unruheherd verlegen. Daran führte kein Weg vorbei. Ob nun Wanderbanditen oder verkleidete Soldaten die Gegend unsicher machten, das Volk musste geschützt werden. Die Vorfälle kamen zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt, genau in dem Moment, als der uralte Feind wieder in die Reiche der Menschen eindrang. Wie sollte er dieser Gefahr wirksam entgegentreten, wenn seine Soldaten ausschwärmen mussten, weil überall an der Grenze mit Unruhen zu rechnen war …
    »Sire!«
    Erschrocken blickte er auf und sah gerade noch, wie in der Mitte des Raums die Luft zu flimmern begann. Zauberei! Sein Feldmarschall eilte nach vorne und stellte sich zwischen den Erzprotektor und die entstehende Erscheinung. Stevan trat zurück, damit sein Beschützer notfalls ausreichend Bewegungsfreiheit hätte. Wer mochte auf diese Weise unangemeldet in seinen Palast eindringen? Magister hatten im Allgemeinen bessere Manieren, und Hexen nützten ihre Macht nur selten zur Beförderung.
    Dann traten zwei Gestalten durch das flimmernde Portal, und mit einem Rauschen löste sich die Illusion hinter ihnen auf. Im ersten Moment erkannte Stevan keinen der beiden, doch dann …
    »Rhys?« Der Heilige Hüter wirkte benommen, er schwankte haltlos, sein Hemd war mit Blut befleckt. Neben ihm stand eine Frau, die dem Erzprotektor fremd war, eine Frau in Männerkleidung, mit feuerrotem Haar, die seinen forschenden Blick stolz – nein, trotzig – erwiderte. Beide trugen die gleichen unbekannten Uniformen, und beide sahen so aus, als hätten sie sich gerade durch sieben Höllen und wieder zurück gekämpft.
    Nun schlugen seine Seher Alarm, magische Worte drangen wie rotglühende Pfeile in sein Gehirn. Zauberei im Palast! Hatten sie die Burg genau jetzt beobachtet, oder hatten sie eine magische Warnvorrichtung aufgebaut? Wie auch immer, er beruhigte sie durch Gedankenübertragung. Alles ist in bester Ordnung. Was immer hier vorging, war kein Grund zur Beunruhigung … noch nicht.
    »Sire«, flüsterte Rhys und ließ sich auf ein Knie nieder – eine höfische Geste oder aber schiere Erschöpfung. »Vergebt uns, dass wir so unerwartet hier eindringen.« Die Frau an seiner Seite sagte nichts und bezeugte dem Erzprotektor in keiner Weise ihren Respekt. War sie die Hexe, die beide hierherbefördert hatte? Dann hätte sie ein bemerkenswertes Opfer gebracht.
    »Es gibt nichts zu vergeben«, erklärte der Erzprotektor seinem Sohn. »Du hattest sicherlich gute Gründe. Also sprich.«
    Rhys hob den Kopf; in seinen blutunterlaufenen Augen stand eine schreckliche Leere. »Der Heilige Zorn wurde durchbrochen«, flüsterte er. »In Alkal. Die Hüter haben ihre Sache verraten.«
    Stevan lief ein eisiger Schauer über den Rücken. »Weiß Favias davon?«
    Rhys schüttelte den Kopf. »Ich … wir … sind geradewegs hierhergekommen. Ihr seid der Erste …«
    Und dann flackerte das schwache Licht in den Augen des Heiligen Hüters und erlosch. Seine Glieder versagten ihm den Dienst, seine Lider schlossen sich, und er sank ohnmächtig zu Boden.
    Besorgt kniete der Erzprotektor neben ihm nieder und fasste nach seinem Handgelenk, um seinen Puls zu fühlen. Ein Diener trat vor, um ihm behilflich zu sein.
    »Seine Wunden heilen bereits«, erklärte die Hexe. »Aber er hat sehr lange nicht mehr geschlafen.«
    Rhys’ Puls war kräftig. Er raste sogar trotz des Zusammenbruchs. Stevan ertastete eine seltsame Unebenheit an der Innenseite des Handgelenks und schob seinem Sohn den Ärmel nach oben, um sie in Augenschein zu nehmen.
    »Was ist das?«, wollte er wissen. Jemand hatte mit ungeübter Hand seltsame eckige Symbole in die Haut geritzt. Die Zeichen erschienen dem Erzprotektor so merkwürdig vertraut, als hätte er vor langer Zeit etwas dergleichen gesehen, aber er wusste nicht, wann oder wo.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte die Hexe, »und die sollte er Euch besser selbst erzählen. Aber gebt ihm zuerst einen Platz, wo er schlafen kann, damit sein Geist sich erholt. Ich werde Euch berichten, was ich kann.«
    Stevan nickte kurz und bedeutete seinen Dienern, den Krieger vom Boden aufzuheben. »Legt ihn in das beste Gästezimmer. Wenn er erwacht, gebt ihm zu essen und lasst ihm ein Bad ein. Ich möchte, dass er ständig bewacht wird.« Die Diener beeilten sich, den Befehl auszuführen. Einer hievte sich Rhys auf die Schulter, ein anderer lief voraus, um die Türen zu

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