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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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war. Anstelle von Casigo III., einem Prinzen der Umrah-Linie, stand in dem Diagramm jemand anderer. Ein gewisser Haralt, ein kleiner Adeliger aus der Skandir-Linie, der auch eine gehörige Menge Alkalier-Blut in sich hatte. Gwynofar hatte den Namen noch nie zuvor gehört.
    Verwirrt schaute sie zu Evaine auf.
    »Er war dein Großvater«, sagte die Erzprotektorin.
    »Aber die edle Desira … deine Mutter … war doch nur einmal verheiratet. Und der Name ihres Gemahls kommt in diesem Stammbaum nicht einmal vor.«
    »Nein.« Evaine nickte. »Er kommt nicht vor.«
    Nun ging Gwynofar ein Licht auf. Nur eine Lösung war denkbar.
    O ihr Götter …
    »Woher hast du das?«, flüsterte sie. Alles drehte sich um sie, und sie tastete nach dem Stamm, um Halt zu finden.
    »Ich habe das Diagramm bei deiner Geburt selbst aufgestellt. Wie meine Mutter es bei meiner Geburt getan hatte. Wem sonst hätte man dieses Wissen anvertrauen können? Ich habe auch eine Abschrift für deinen Bruder angefertigt, aber er … hat die Wahrheit nie erfahren.« Sie hielt inne, hing einer Erinnerung nach. »Ich ließ das Blatt mit ihm begraben.«
    Wie traurig ihre Augen waren. Wie verloren. Gwynofar konnte sich kaum vorstellen, was es sie gekostet hatte, dieses Geheimnis zu hüten.
    »Weiß Vater davon?«
    Evaine schüttelte langsam den Kopf. »Niemand weiß davon. Niemand mehr seit dem Tag, an dem meine Mutter starb und ihr Geheimnis mit ins Grab nahm. Nur ich … und jetzt du.«
    Gwynofar starrte die Schriftrolle an und bemühte sich, den Sinn ihrer Botschaft zu erfassen. »Wie kam es dazu?«
    »Sie hatte eine Affäre. Diese war nur kurz – das sagte jedenfalls meine Mutter –, blieb aber offensichtlich nicht ohne Folgen. Mein Vater hielt mich für sein Kind, und meine Mutter ließ ihn in dem Glauben. Alle anerkannten Geschichtsbücher – und Stammbäume – enthalten diese Lüge.«
    »Aber woher konnte sie so genau wissen, wer der Vater war? Casigo hätte das Kind doch nicht für das seine gehalten, wenn sie im fraglichen Zeitraum keine Beziehungen gehabt hätten, und das heißt …« Es fiel Gwynofar schwer, das alles bis ins Letzte zu durchdenken. »Was gab ihr diese Gewissheit?«
    »Abgesehen von der Gabe jeder Lyra , ihr eigenes Kind zu kennen?« Evaine lächelte traurig. »Die Antwort ist sogar recht profan. Ein schlichtes Muttermal – in jeder anderen Hinsicht unauffällig, aber eindeutig ererbt. Vielleicht haben uns die Götter so gezeichnet, weil sie wollten, dass wir die Wahrheit kannten, oder sie wollten sie für ihre Untreue verhöhnen. Jedenfalls ist das deine wahre Herkunft, Gwynofar.«
    Sprachlos starrte die Tochter auf den mütterlichen Zweig ihrer Familie. Alle Namen oberhalb dieses Haralt waren ihr unbekannt.
    »Begreifst du, warum das so wichtig ist, Gwynofar? Warum ich es dir gerade jetzt zeige, anstatt das Geheimnis meinerseits mit ins Grab zu nehmen?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    Die Ältere wies auf die Symbole neben Gwynofars Namen. Winzige Zeichen für jeden der heiligen Erbstränge, die zu ihrer Abstammung beigetragen hatten. »Zähle sie«, sagte sie leise.
    Es waren sieben!
    Gwynofar überlief ein Schauer. Die Hände, in denen sie das Blatt hielt, wurden plötzlich taub und spürten das Pergament nicht mehr.
    »Du bist das Kind aller sieben Geschlechter, Gwynofar. Ich habe zwar nicht Rommels Formeln, um den genauen Anteil jedes Einzelnen an deiner Abstammung zu bestimmen, aber ich möchte wetten, dass – wie hieß es in der Weissagung – dein Erbe im Gleichgewicht ist.«
    »Das kannst du nicht wissen«, flüsterte Gwynofar. »Niemand kann das.«
    »Nein? Sogar deine Söhne, die nur die Hälfte deiner Kräfte hatten, konnten riechen, wenn der Feind in der Nähe war. Hast du mir das nicht selbst erzählt? Damals wurde mir klar, dass die Gabe der Götter bei dir ungewöhnlich stark ist. Ich wusste nur noch nicht, warum.« Sie deutete auf die Schriftrolle. »Heute weiß ich es.«
    »Aber Rommel hat von alledem keine Ahnung.« Gwynofar brachte die Worte nur mühsam über die Lippen. »Niemand weiß davon.«
    »Das ist wahr.« Evaine griff behutsam nach dem Pergament und löste es aus den Fingern ihrer Tochter. Sie rollte es fest zusammen, schob es in die schützende Hülle zurück und setzte den Deckel wieder auf. »Und niemand wird jemals davon erfahren … wenn du es nicht willst.«
    Gwynofar sah zu ihrer Mutter auf.
    »Du bist Königin, Gwynofar. Selbst wenn du die Wahrheit offenbarst, wird niemand verlangen, dass du

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