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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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bei diesem Unternehmen dein Leben aufs Spiel setzt. Niemand wird das wollen . Du wirst um das Recht dazu kämpfen, wirst allen trotzen müssen, die dich schützen wollen, die der Meinung sind, in deiner Stellung kämen solche Risiken für dich nicht infrage. Es wird schon schwierig genug sein, die Leute hier zu überzeugen, wo alle das Gefühl haben, einer Mission verpflichtet zu sein. Wie du Salvator dazu bringen willst, dich zu verstehen, kann man nicht einmal erahnen.«
    Gwynofar erschauerte. »Ich könnte Salvator auf keinen Fall einweihen.«
    Evaine nahm die Hand ihrer Tochter in ihre beiden Hände. »Hör zu, mein Kind. Wir können diese Karte an einem geheimen Ort verwahren, und niemand wird jemals erfahren, dass es sie gibt. Die Entscheidung liegt bei dir. Oder ich kann sie Rommel aushändigen und gewisse … Erklärungen abgeben.« Ein Schatten glitt über ihr Gesicht. »Wobei ich zugeben muss, dass ich mich auf dieses Gespräch nicht gerade freue.«
    Gwynofar schloss die Augen und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie wollte tapfer sein, aber sie war es nicht. Sie wünschte, ihr Glaube gäbe ihr Kraft, damit sie sich nicht so klein, verängstigt und vollkommen überwältigt fühlte. Sie wünschte sich ein Zeichen von den Göttern, dass dieser Weg der rechte sei. Irgendein Zeichen.
    Aber nichts geschah.
    Sie haben uns übernatürliche Kräfte und Weissagungen geschenkt , dachte sie, und nun lehnen sie sich zurück und warten ab, was wir damit anfangen. Ob wir uns ihrer Gaben letztendlich würdig erweisen oder die Köpfe einziehen und unter Tränen anderswo um Hilfe betteln.
    Ihre Mutter beobachtete sie. Wartete auf ihre Antwort.
    Ich bin Lyra , dachte Gwynofar. Dazu geboren und erzogen, die Menschheit zu schützen, wenn der Große Krieg von Neuem ausbricht. Jetzt ist es so weit, und die Götter haben bestimmt, wie dieser Krieg zu führen ist. Wer bin ich, dass ich mich ihrem Willen verweigere? Welchen Wert hat alles, was ich im Leben erreicht habe, wenn ich mich dieser letzten Pflicht entziehe?
    »Ich werde Rommel die Wahrheit sagen«, flüsterte sie. Die Worte hingen schwer in der Luft.
    Ihre Mutter nickte. »Und ich werde dann wohl deinen Vater aufklären müssen.« Sie seufzte tief. »Auch wenn ich mich davor am meisten fürchte.«
    »Er wird verstehen. Untreue ist ihm nicht fremd.« Man denke nur an Rhys. War das der Grund, warum ihre Mutter und ihr Halbbruder sich so seltsam voneinander angezogen fühlten? Sah Evaine über Stevans Eskapaden deshalb so großzügig hinweg, weil sie wusste, dass sie ihre eigene Existenz einer ähnlich schwachen Stunde verdankte? Mit einem Mal wurde Gwynofar vieles klarer.
    »Meine geliebte Tochter.« Evaine strich ihr über die Wange. »Untreue hat an sich wenig zu bedeuten. Die Annalen jedes Königshauses sind voll davon. Selbst Lügen über einen Seitensprung zur Vermeidung eines öffentlichen Skandals sind keine Seltenheit. Solche Vergehen finden mit der Zeit Vergebung.« Sie seufzte. »Aber dass eine Lyra Stammbäume fälscht und eine Lüge einschleust, die mit jeder neuen Generation an Ausbreitung und Kraft gewinnt, das wird man nicht so leicht verzeihen.«
    Sie ließ die Hand sinken. Neben der Trauer stand nun auch Entschlossenheit in ihren Augen.
    »In Kriegszeiten müssen wir alle Opfer bringen«, sagte sie. »Dies ist mein Opfer.«

Kapitel 23
    »Kommt er wirklich von ihr?«, wollte Salvator wissen. »Ganz bestimmt?«
    Die Hexe holte tief Atem und versuchte, ihre Macht erneut zu bündeln. Das war nicht leicht, wenn einen der Großkönig belauerte wie ein Geier, aber daran gewöhnte sie sich allmählich. Langsam drehte sie den Brief in der Hand hin und her, rieb das feine Pergament zwischen den Fingerspitzen und prüfte mit ihren Kräften seine Beschaffenheit. Nachdem es ihr einmal gelungen war, sich zu konzentrieren, war das Lesen ganz einfach. Nur eine einzige Bedeutungsschicht haftete an dem Blatt, keine übernatürliche Verschleierung oder Anreicherung war festzustellen, und es war auch nur durch wenige Hände gegangen. Jemand hatte irgendwann auf die Tinte geweint, und im Laufe der Pergamentherstellung war ein Kind geschlagen worden, aber das waren Kleinigkeiten von geringem Gewicht. Die zentrale Geschichte war klar.
    »Der Brief wurde von der Königinmutter geschrieben«, bestätigte die Hexe. »Von eigener Hand, aus freiem Willen. Nirgendwo findet sich eine Spur von Zwang. Oder von Betrug.« Tatsächlich war bei der Abfüllung der Tinte in Flaschen gelogen

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