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Die Seelenzauberin - 2

Die Seelenzauberin - 2

Titel: Die Seelenzauberin - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celia Friedman
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als diesen Gegenstand zu uns zu holen.« Er sah die beiden Herrscher an. »Natürlich nur mit Eurem Einverständnis.«
    Es wurde so still im Raum, dass Kamala ihre eigenen Atemzüge hören konnte. Die Erzprotektorin wandte sich unter leisem Rascheln ihrer Seidengewänder ihrem Gemahl zu. Sie war bleich, und ihre Hände auf dem Tisch zitterten; das Gespräch hatte sie sichtlich mitgenommen. Lange sahen sich die beiden nur an; wie alle Paare, die über lange Jahre zusammenleben, brauchten sie keine Worte, um sich zu verständigen.
    Endlich wandte Stevan sich wieder an Ullar. »Wir werden die Rückkehr Eurer Späher abwarten«, erklärte er, »und dann werden wir eine Entscheidung fällen. Bis dahin lasst unter Euren Männern verbreiten, dass Keirdwyn zum Krieg rüstet. Das ist in jedem Fall die Wahrheit.«
    »Jawohl, Erzprotektor. Es soll sofort geschehen.«
    »Ich gehe davon aus, dass Ihr einen sehr verwickelten Plan vorlegen werdet, sodass jeder, der mit übernatürlichen Mitteln in dieser Angelegenheit herumstochert, genügend Geheimnisse und falsche Spuren findet, um beschäftigt zu sein.«
    »Ein wahres Labyrinth von Strategien«, versprach Ullar.
    »Ausgezeichnet.« Der Erzprotektor wandte sich noch einmal an Rommel. »Ihr und die anderen Archivare müsst schleunigst jemanden finden, der die Rolle dieses ›Erwählten‹ spielen kann. Jemanden, auf den die Weissagung zutrifft – und dem die Götter gnädig sein werden. Solange wir nicht wissen, wer das ist und wozu er fähig ist, kann nichts entschieden werden.«
    Rommel neigte den Kopf. »Verstanden.«
    »Erzprotektor.« Nun meldete Lazaroth sich zu Wort. »Die Beförderung durch Zauberei ist für jeden Zauberer eine schwierige und zeitraubende Aufgabe, besonders, wenn es um große Gruppen von Menschen geht. Mein Kollege Ramirus wird dabei sicherlich gern behilflich sein, wozu hätte er sonst an diesem Treffen teilgenommen?« Die schwarzen Augen funkelten boshaft. »Dennoch möchte ich mit allem Respekt vorschlagen, noch mindestens einen weiteren Magister zuzuziehen, um uns zu unterstützen. Schließlich wollt Ihr Eure Truppen schnell an Ort und Stelle haben.«
    »Ganz recht. Habt Ihr jemanden im Auge, dem man unsere Geheimnisse anvertrauen kann? Und der auch willens wäre, sich in unsere Dienste zu stellen?«
    Lazaroths Lächeln war kalt wie Eis. »Man sagt, Magister Colivar wisse mehr über die Seelenfresser als jeder andere. Um an vorderster Front bei einem solch historischen Feldzug dabei sein zu können, würde er sicherlich einwilligen, seine Zauberkräfte einzusetzen.«
    Es sprach für Ramirus’ Selbstbeherrschung, dass er keine Miene verzog. Doch Kamala spürte, wie der Zorn in ihm brodelte; er hatte soeben in der heimtückischen Schachpartie, die er und Lazaroth miteinander austrugen, die Kontrolle über das Brett verloren. Aber dieses Spiel und seine Regeln gingen keinen Moratus etwas an, und so quittierte er das gelungene Manöver seines Gegners nur mit einem förmlichen Nicken.
    »Nun denn«, sagte der Erzprotektor. »Ich überlasse es Euch, mit ihm Verbindung aufzunehmen, Lazaroth.« Er schaute in die Runde. »Gibt es noch etwas zu besprechen?« Als niemand sich meldete, ergriff er die Hand seiner Gemahlin, und beide standen auf. Stühle wurden zurückgeschoben, die Gäste erhoben sich respektvoll, und einige neigten sogar den Kopf. Auch Rhys und Kamala waren nicht sitzen geblieben, aber Rhys reckte das Kinn in die Höhe. Das mochte eine Trotzgeste sein, aber vielleicht wollte er auch nur kundtun, was er von dem Plan in seiner bisherigen Form hielt. Oder … oder er war von seinen Erlebnissen und Abenteuern in den letzten Wochen so erschöpft, dass ihm alles gleichgültig war.
    Kamala fiel es schwer zu entscheiden, welche dieser Möglichkeiten sie mehr beunruhigte.

    Der Gedächtnispfad war lang und vielfach gewunden. Zu beiden Seiten erhoben sich Blaukiefern, ein Wald so dicht, dass nur die vorwitzigsten Sonnenstrahlen jemals hoffen konnten, bis zum Boden vorzudringen. Fast in jeden Baum war irgendein Antlitz geschnitten; einige waren so alt, dass sie schon lange aufgehört hatten, über den Schnittstellen Äste auszutreiben, während einige der jüngeren noch die frischen Wunden vom Frühjahrsschnitt zeigten. Die schwüle Sommerluft war geschwängert vom würzigen Duft der Bäume, unter den sich der feuchte Geruch der Flechten und der erdige Duft der verrottenden Nadeln auf dem Waldboden mischten: So rochen Erinnerungen.
    Gwynofar ging von Baum

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